■ Mit Dr. Jürgen Schneider auf du und du: Es wird spannend
Berlin (taz) – Nach 22 Monaten ist die spektakuläre Jagd nach dem Baulöwen Jürgen Schneider, dem 164 Immobilien in den besten Lagen der deutschen Großstädte gehörten, nun endgültig vorbei. Das Interessanteste dürfte aber erst noch kommen, wenn vermutlich im Spätsommer der Prozeß gegen Schneider vor dem Frankfurter Landgericht beginnt: Wie hat er es geschafft, fünf Milliarden Mark Schulden aufzutürmen?
Die Staatsanwaltschaft wirft Schneider Urkundenfälschung, betrügerischen Bankrott und Kreditbetrug vor. Durch gefälschte Dokumente soll er seinen Banken eine größere vermietbare Fläche und höhere Kaufpreise vorgegaukelt haben. Dadurch wurden dann überhöhte Darlehen ausgereicht.
Daß die Banken dem Schneider-Prozeß mit Freude entgegensehen, darf bezweifelt werden. Der ehemals so gern gesehene Kunde könnte Unbequemes über die Kontrollmechanismen in den Geldhäusern ausplaudern. Den entstandenen Schaden haben die rund 50 involvierten Banken ohnehin bereits verkraftet: Sie hatten Zugriff auf die lukrativen Grundstücke, der Rest der Verluste ist in den Bilanzen längst wertberichtigt.
Auch die anderen Betroffenen haben den Zusammenbruch ganz gut überstanden. Sogar in Leipzig, wo der Schwerpunkt von Schneiders Engagement lag und nach seinem Abtauchen 3.000 Jobs gefährdet waren, ging keine Baufirma pleite. Rückblickend überwiegt in der Messestadt sogar kritische Dankbarkeit: Schneider hat die Sanierung etlicher Baudenkmäler angeschoben. Und sein Bankrott zu Ostern 1994, resümierte Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube Monate später, habe zu einem Sinken der überhitzten Mietpreise geführt. Toralf Staud
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