: Glanz und Elend der Gefühle
■ Den Goldenen Bären der 46. Berlinale gewann überraschend Ang Lees Film „Sense and Sensibility“
(taz) – Ein langer Tusch, ein letzter Trinkspruch auf die Sieger: Am Montag gingen die 46. Internationalen Filmfestspiele in Berlin zu Ende. Dabei sind FilmemacherInnen, Publikum und Kritik durch den Umzug des gesamten Festivals in Kinos, Cafés und Kneipen rund um den Zoologischen Garten einander erstaunlich nahegerückt. Nur die Jury blieb unbeeinflußbar abgeschottet: Unter dem Vorsitz des russischen Regisseurs Nikita Michalkow wurde „Sense and Sensibility“, die feinfühlige Adaption von Jane Austens Roman durch den Amerikaner Ang Lee, mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.
Obwohl Kritik und ZuschauerInnen gern „Dead Man Walking“ von Tim Robbins zum besten Film gekürt hätten, bekam nur Sean Penn als bester Darsteller den Silbernen Bären – für seine Rolle in dem Problemdrama um die Todesstrafe. Robbins mußte sich derweil mit dem Kirchenpreis der ökumenischen Jury in Höhe von 10.000 Mark trösten. Als beste Darstellerin erhielt Anouk Grinberg für ihre Rolle in Bertrand Bliers französischem Beitrag „Mon homme“ einen Silbernen Bären.
Ebenfalls mit einem Silbernen Bären wurden für die beste Regie zu gleichen Teilen „Die Sonne kann hören“ von Yim Ho (Volksrepublik China) und „Richard III.“ von Richard Loncraine (Großbritannien) ausgezeichnet; der Spezialpreis der Jury ging an „Schön ist die Jugendzeit“ von Bo Widerberg (Schweden/Dänemark), ein auswegloses Techtelmechtel zwischen einem Schüler und seiner Lehrerin im Schweden der vierziger Jahre.
Der deutsche Film kam mit einem blauen Auge davon: Dany Levys „Stille Nacht“ wurde ebenso wie „Mahjong“ von Edward Yang (Taiwan/VR China) und „Tal der Sonne“ von He Ping (Hongkong/VR China) lobend erwähnt. Den Caligari-Preis vergab die Jury des Forums an Michael Kreihsls „Charms Zwischenfälle“, der sich mit Wiener Charme um eine adäquate Umsetzung der sehr surrealen Texte des russischen Schriftstellers Daniil Charms bemüht hatte. Was von all dem Bilderfluß aus verfilmten Biografien, historischen Ost-West-Epen und anderen mißglückten Beziehungen übrigbleibt: Tagesthema Seite 3
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