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Ost-Baujobs in Gefahr

Banken streiten über Kredite für Maculan-Konzern: Eine Pleite würde Regierungstunnel verzögern  ■ Von Hannes Koch

Berlin (taz) – Weil deutsche und österreichische Banken im Streit liegen, sind 4.000 Arbeitsplätze beim Baukonzern Maculan in Gefahr. Die Firma ist einer der größten Arbeitgeber der ostdeutschen Bauwirtschaft. Einige Maculan- Konten wurden von den Kreditinstituten bereits gesperrt, Rechnungen können nicht bezahlt und Aufträge nicht erteilt werden. Das schon seit Dezember andauernde Gerangel der 40 Gläubigerbanken verschärft die ohnehin schlechte Situation der Firma, die bei einem Umsatz von zwei Milliarden Mark (1995) rund 1,3 Milliarden Schulden aufhäufte.

Die Zahlungsunfähigkeit des zweitgrößten österreichischen Baukonzerns mit Hauptsitz in Wien steht deshalb kurz bevor. Thomas Gambke, Mitglied des Konzern-Betriebsrates, befürchtet, daß es im Anschluß daran zum Konkurs und zur Abwicklung einer noch größeren Zahl von Arbeitsplätzen komme, als ohnehin schon geplant.

Zur Sanierung von Maculan hatte die Beratungsfirma Roland Berger geraten, die ostdeutschen Jobs von damals 5.000 – jetzt nur noch 4.000 – auf 2.830 zu verringern. Das Sanierungskonzept kann aber jetzt nicht umgesetzt werden, weil sich die deutschen und österreichischen Bankenkonsortien gegenseitig blockieren. Die österreichischen Geldinstitute verlangen größere Sicherheiten für neue Kredite, um ihre möglichen Verluste zu begrenzen. Nach Informationen der Berliner Bank, dem größten deutschen Gläubiger, würde sie sich dagegen mit einer geringeren Absicherung zufriedengeben.

Nach dem Fall der Mauer expandierte das einstmals grundsolide Familienunternehmen nach Osten. Firmenchef Alexander Maculan kaufte renommierte DDR- Baufirmen, darunter auch die Ingenieurhochbau Berlin, die den Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz und den Palast der Republik errichtet hatte. Mehr als die Hälfte der knapp 10.000 Maculan- Beschäftigten arbeiteten schließlich zwischen Elbe und Oder.

Der Wilde Osten habe das Wiener Management aber überfordert, sagt Betriebsrat Gambke. Der Baukonzern leistete sich neben Geschäftsführern zum Beispiel die teure Institution spezieller Niederlassungsleiter – eine überflüssige Hierarchieebene. Außerdem sei bei den Bauaufträgen wegen mangelnder Sachkenntnis oft mit zu niedrigen Kosten kalkuliert worden. Und die Weiterbildung der ehemaligen DDR-Arbeiter habe man sträflich vernachlässigt.

Ergebnis waren Verluste fast aller Ost-Töchter, teilweise schon in den Bilanzen für 1993. Das Maculan-Management habe aber nur Grundstücke verkauft, um die notwendigsten Löcher zu stopfen, so Gambke. Auch der Treuhand- Nachfolgerin BvS wirft er mangelnde Kontrolle vor.

Pikanter Nebeneffekt der Firmenkrise: Weil Maculan als Hauptauftragnehmer den Straßentunnel unter dem zukünftigen Berliner Regierungsviertel baut, droht dem verkehrspolitisch umstrittenen 730-Millionen-Mark-Projekt eine Verzögerung. Vermutlich müsse der Berliner Senat den Auftrag neu ausschreiben, heißt es beim Betriebsrat. Wie Bundeskanzler Kohl dafür sorgt, daß er trotzdem rechtzeitig in sein neues Domizil in unmittelbarer Nachbarschaft der Tunnelröhre umziehen kann, wird sich zeigen.

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