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Kunst nur als Dekoration

■ Die Hamburger Hochbahn kämpft gegen die Kunst im Tunnel

Zwei Menschen liegen in einem leerstehenden Kiosk in der Untergrundstation Meßberg und versuchen zu schlafen. Der Versuch wird nach zwei Stunden von Ordnungshütern der Hamburger Hochbahn (HHA) abgebrochen. Erklärt wird den beiden nichts, sie werden der Station verwiesen. Die Schläfer gehören zu der Kölner Kunstgruppe EXP.I.MAT. Damit fand ihre zweiwöchige, mit verschiedenen Performances versehene Kontaktaufnahme Meßberg, die der HHA vorher bekannt war, ein abruptes Ende.

Zur Vorgeschichte: 1994 stellte die HHA unbürokratisch und kostenlos dem Verein weltbekannt e.V. den leerstehenden Verkaufsstand zur Verfügung. Rund zehn Kunstprojekte konnten so an diesem Ort durchgeführt werden. Davor brachte die Gruppe schon seit über 15 Jahren Kunst unter die Erde. In Vitrinen und auf Plakaten fand die eher unaufdringlich statt. Mit der Nutzung des Kioskes änderte sich auch die Darstellungsform. Kontakt zu den Durchreisenden wurde gesucht und von diesen auch eingegangen.

Mitte letzten Jahres nun sollte es schon einmal vorbei sein: Angeblich sollte der Kiosk demontiert werden. Auf Nachfrage war dann aber doch eine weitere Nutzung möglich, der Abbruch fand nicht statt.

In einer Nacht- und Nebelaktion ließ die HHA dann nach der Schlafaktion Mitte Februar die Schlösser austauschen und beendete so, ohne weltbekannt e.V. zu informieren, die künstlerische Nutzung. Damit kippte sowohl das Projekt Kontaktaufnahme als auch das für März geplante Projekt Unter die Erde, das die Kuratorin Alexandra Philipp mit Kenntnis der HHA über ein halbes Jahr vorbereitet hatte. Die 50 beteiligten Künstler müssen nun wieder ausgeladen werden.

Die Bitte von weltbekannt e.V., einen anderen Raum im Untergrundbereich zu erhalten, blieb von der HHA unbeantwortet. Und auch Verhandlungen über die Nutzung bis zum Abriß, von der die HHA selbst noch nicht weiß, wann er denn stattfinden soll, wurden von den Hochbahnern abgelehnt.

Eine der an dem Projekt beteiligten Gruppen will die Situation so nicht hinnehmen. Zwar muß die Filmvorführungsgruppe All NIZO auf ihr geplantes U-Bahn-Kino verzichten, doch das vorgesehene Streitgespräch will sie am Dienstag – unangemeldet – trotzdem um 18 Uhr im Meßberg-Untergrund stattfinden lassen. Marcus Peter

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