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■ Die Braut haut immer noch ins Auge – heute in der Hafenbar

Als ideales Girl-Modell geisterten sie seinerzeit durch kleine Clubs und über große Bühnen. Den ach so berühmten Spaß haben, der Mädels bis dato verwehrt blieb, und dann auch mal richtig Arschtreten können – die Hamburger Frauenband Die Braut haut ins Auge transportierte das bis in die öffentlich-rechtliche Engagiert-für-die-Frau-Sendung „Mona Lisa“.

Doch wenn's nach der Braut geht, dürfen Frauen auch unbesorgt Blümchenkleider oder Strohhüte tragen. Pure Konfrontation war nie im Sinne der Erfinderinnen, es ging zuvörderst um ganz profanes Nacheifern eminent wegweisender Bands wie den Liverbirds, um Nicht-spielen-Können und dabei trotzdem den Mut haben, es auszuprobieren – um Punk halt. Doch schwer ist es, einfach weiter zu machen, wenn alles schon geschrieben steht. „Was passiert, wenn es dann vorbei ist, wahrscheinlich fängt es an zu regnen, und ich kaufe mir einen Schirm, mein Gesicht wird ganz naß sein, und ich verlasse das Land so schnell wie ich kann“ singen sie passend dazu auf ihrem zweiten Album „Was nehm' ich mit? (wenn es Krieg gibt)“ – ein Album, das ziemlich unterging im Getöse um den nächsten Hype von morgen und übermorgen.

Lieder wurden von Die Braut haut ins Auge jedenfalls weiter zuhauf geschrieben, und das rechts mit der Bibel und links dem Bier, wie sie einmal launisch verrieten. Wo allerdings alles immer wieder von vorn beginnt – eins ist neu: Der Wunsch nach Liebe wird anno 95/96 ausdrücklich nicht mit Revolution verbunden, denn „alles andere hatten wir schon“. Gerrit Bartels

Die Braut haut ins Auge spielt zusammen mit Vermooste Vlooten heute ab 22 Uhr in der Hafenbar

Rechts die Bibel, links das Bier Foto: RCA

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