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■ Press-SchlagGehirnwäsche bei Sat.1: „In 1996“

„Der 1. FC Köln wartet in 1996 noch immer auf das erste Tor.“ Das klingt irgendwie seltsam. Und irgendwie falsch. Die Wendung „in 1996“ ist die neueste Marotte der Sprachschöpfer von „ran“. Nicht nur Johannes B. Kerner, auch Beckmann und Wontorra sagen nicht mehr „in diesem Jahr“, sondern nur noch „in 1996“.

Seit ich diese Woche einen ganzen Abend vor der Glotze zugebracht hatte, ließ mich die Frage nicht mehr los: Was soll das? Wollen die Moderatoren die Sprache reformieren, effektiver gestalten, Zeit gewinnen? Kann nicht sein. „Neunzehnhundertsechsundneunzig“ hat acht Silben, „in diesem Jahr“ nur vier. Dazu noch das überflüssige und falsche „in“.

Handelt es sich um einen Minderwertigkeitskomplex der Sportjournaille, der durch expressive Kreativität kompensiert werden soll, wie psychoanalytisch versierte Sprachforscher angesichts der bizarren Sprachschöpfungen der Fußballreporter vermuten? Ach was. Ein Minderwertigkeitskomplex bei den „ran“-Dauerquasselkaspern ist ungefähr so wahrscheinlich wie der Literaturnobelpreis für Beckenbauers Memoiren.

Noch allerhand Hypothesen gingen mir seither durch den Kopf, linguistische, dialektische, strukturalistische. Plötzlich, gestern, vier Uhr morgens, hatte ich es: Ich selbst bin die Lösung! Vielmehr die Tatsache, daß geistige Produkte des „ran“- Teams meine Gedanken beherrscht und blockiert haben.

Vorgeblich dümmliche Wendungen wie „in 1996“ sind Teil einer genialen Strategie der subtilen Werbung, ja Gewirnwäsche, eine Kampagne benettonscher Provenienz: „Erobere die Gedanken, niste dich in den Köpfen ein, egal wie, und man wird dein Produkt nicht mehr vergessen.“ Joachim Frisch

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