Press-Schlag: Deutsch konzentrieren
■ Klasse: DFB kann 18 Klubs entsenden
Liebe Fußballfreunde, nun kommt die gute Nachricht: Nach teilweise komplizierten Überprüfungen sämtlicher Koeffizienten steht bereits heute ziemlich sicher fest, daß der deutsche Fußball auch in der Saison 1996/97 achtzehn Vertreter in die Bundesliga entsenden darf.
Das ist nach den Schreckensbotschaften der zurückliegenden Tage beruhigend. Der, brrrr, Europapokal hat ja nun etwas ans deutsche Licht gebracht, was die anderen eh längst wußten: Die, grummel, Holländer zum Beispiel können besser Fußball spielen als wir!
Warum das so ist, darüber haben sich seither sämtliche verfügbaren Experten der Republik den Kopf zerbrochen. Die einen (Jauch) sind erwartungsgemäß nicht weit gekommen, andere haben sich 103mal in weitschweifigen Durchhalteparolen versucht („Im Fußball ist alles möglich“), um dann – ganz Beckenbauersche Pragmatik – in der Schlußphase doch noch einzuknicken („Realistisch gesehen...“) Und dritte haben wie Arie Haan im Hinblick auf ein zukünftiges Bundesliga-Engagement weise geschwiegen oder wie Harry Decheiver darauf hingewiesen, in fünf Jahren könne bereits alles wieder anders sein.
Letzeres stimmt natürlich allein schon deshalb, da im Fußball alles möglich ist. Das zeigt ja die Erfolgsstatistik des Fußballlehrers Rehhagel. Und das zeigen die beeindruckenden Erfolge des FC Bayern in dieser Saison. In München haben's so viele richtig gute Spieler zusammen, daß man jede Menge Spiele gewinnt. Nach dem 1:3 in Freiburg mag man sich daher wieder einmal leise fragen dürfen, was erst alles möglich wäre, wenn – sagen wir – Volker Finke denen dort einige taktische Hinweise mitgeben würden. Was die anderen haben: Spieler, am besten elf oder mehr, die in der Lage sind, auch differenzierte Aufgaben zu erfüllen. Nun darf man annehmen, daß im Sinne Louis van Gaals auch Helmer, Babbel und Cesar in der Lage sind, mehr zu tun, als zu kohlern.
Die Antwort auf die Eingangsfrage ist also: Natürlich gibt es eine klitzekleine Spitze, die richtig gut spielen könnte. Wenn man sie es lehrte. Der Rest aber...spielt vor sich hin, wie der in den Niederlanden auch. Zu Recht wird man sagen dürfen, daß Schalke 04 auf Platz fünf zwar in den Toto-Lotto-Läden Gelsenkirchens Freude auslösen, doch nicht für Furcht bei etwaigen UEFA-Cup-Gegnern sorgen wird. Na und?
„Wir Deutsche“, heißt es bekanntlich in Fußballs Expertenkreisen trutzig, „sollten uns auf das konzentrieren, was wir können.“ Und? Das ist und bleibt die Bundesliga. Im Fußball ist zwar alles möglich. Aber: Realistisch gesehen, wird das Team, das im Mai die Schale holt, ein deutsches sein. Ist das etwa nichts? Peter Unfried
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