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Döntjes aus dem Polizistenalltag

ierarchische Organisationsstrukturen müssen nichts Schlechtes sein. Und gerade bei Hamburgs Polizei sind Befehlsstrukturen sicherlich notwendig, damit der Apparat nicht ganz im Chaos versinkt. Doch hat Big-Boß auch zu entscheiden, was der Uddl und die Bullette am Abend kulturell unternehmen dürfen?

Der Fall: Gestern abend gastierte im Goldbekhaus das Kabarett-Duo „Grüne Welle“. Zwei Polizisten aus Hessen, die ihren Berufsstand gehörig auf die Schippe nehmen. Ein Polizeibeamter, der im Präsidium arbeitet, wollte sowohl seinen hessischen Kollegen ein volles Haus bescheren, als auch seine Präsidiums-MitarbeiterInnen auf den kulturellen Leckerbissen aufmerksam machen. Und so gab er am Montag rund 120 Handzettel in die Hauspost. Zwei Tage später saß er in der Rechtsabteilung. Dort wurde ihm mitgeteilt, daß geprüft werde, ob er sich eines Dienstvergehens schuldig gemacht habe, indem er „private Post“ mit der „Dienstpost“ versendet habe. Denn „private Sondersendungen“ bedürfen der „persönlichen Genehmigung“ von Landespolizeidirektor Heinz Krappens. Und der steht offenbar nicht auf Kabarett: Der etwas weiser gewordene Polizist ist seit Donnerstag stolzer Besitzer von 120 Blatt einseitig verwendbarem Schmierpapier. kva

s gibt Finder, die finden Sachen und geben sie nicht ab. Das findet Hamburgs Polizei verwerflich. So behauptet jedenfalls ihre Pressestelle. Dann gibt es Finder, die finden Sachen und geben sie ab. Das findet die Polizei gut. Schließlich gibt es noch Finder, die finden Sachen, finden diese Sachen aber nicht gut, nehmen sie mit nach Hause und arbeiten so lange daran herum, bis sie sie gut finden. Erst dann liefern sie sie ab. Das findet die Polizei besonders gut, aber auch selten.

Gestern geschah so etwas besonders Gutes und Seltenes. Um 11.30 Uhr erschien ein älterer Herr aus Büchen auf der Revierwache 41, um ein Straßenschild der Straße Nagelsweg (Hammerbrook) abzuliefern. Das Schild hatte er bereits am 23. Januar auf dem Gehweg der Spaldingstraße gefunden.

Es muß bemitleidenswert ausgesehen haben. Jedenfalls brachte es der Finder nicht übers Herz, es einfach bei der Polizei abzugeben oder gar auf der Straße liegen zu lassen. Der Mann fuhr mit dem Hamburger Straßenschild im Gepäck ins heimische Büchen und begab sich nach einer ordentlichen Stärkung mit dem Fund in seinen Hobbykeller. Dort verpaßte er dem Schild einen neuen Anstrich, fuhr danach wieder nach Hamburg und lieferte es bei der Polizei ab. oet

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