: Es hat sich ausgerauscht
■ Kaiserslautern muß nach dem 0:0 gegen Bremen friedellos weiterteufeln
Kaiserslautern (taz) – Für drei Tage hatte sich der 1. FC Kaiserslautern letzte Woche in das Glücksspiel-Paradies Bad Dürkheim zurückgezogen. Unbehelligt von „Rausch raus“-Rufen durfte der Trainer des 1. FCK den heilen Rasen des Ludwigshafener Südweststadions abschreiten. Den Kopf schon mal vorsorglich nach unten und die Resignation im Schritt. Innerlich mußte dem nach außen noch kecken Friedel Rausch bereits klar sein, daß ihn nur drei Punkte gegen Werder Bremen würden retten können.
70 Kilometer westlich vollzog sich dann Rauschs Schicksal: Ein 0:0 beendete das erfolgreiche Engagement des Euro-Globetrotters in der Pfalz. Einmal Zweiter, einmal Vierter, dazu im Pokal Viertelfinale, Halbfinale und heuer gar das Finale gegen den KSC erreicht – kein anderer FCK-Trainer außer Karl-Heinz Feldkamp war zu Bundesliga-Zeiten so weit oben. „Das kann nicht sein, wir sind im Pokalfinale und dann so was“, rang Rausch nach Fassung, als die Kameraleute sich längst um Kapitän Andreas Brehme kümmerten. Der hatte den wahren Schurken im Visier: „Unser Trainer hat Charakter gezeigt, die Mannschaft steht immer noch zu ihm. Wenn Manager Geye Charakter hätte, würde auch er gehen!“ Doch Rainer Geye mußte gegangen werden: Am Sonntag wurde er beurlaubt, steht dem Präsidium „aber weiter mit Rat und Tat zur Seite“ (Präsident Norbert Thines).
Möglicherweise heute wird Rauschs Nachfolger präsentiert. Vizepräsident Günter Klingkowski, der Ende der letzten Saison zu wenig Geld herausrückte, um Sforza, Kuntz und Haber zu ersetzen und im Dezember den Transfer von Jonathan Akpoborie verdummbeutelte, hakte bereits Namen ab: Stepanovic, Briegel, Funkel, Hollmann und Feldkamp sind kein Thema! Wer dann? Ulli Stielike etwa, der im Odenwald auf einen neuen Job wartet oder gar der Franzose Gilbert Gress, mit Xamax NeuchÛtel auf Schweizer Meisterkurs? Oder hat der 1. FCK wieder einmal Kontakt nach Istanbul aufgenommen, diesmal nicht zu Stefan Kuntz, sondern zu dessen Trainer Christoph Daum, der mit Beșiktaș weder türkischer Meister noch Pokalsieger werden kann?
Am Freitag geht es zum Abstiegsduell nach Köln. Dort feierte der 1. FCK im Juni 1991 seine dritte Deutsche Meisterschaft. Wie schnell sich die Zeiten doch ändern! Günter Rohrbacher-List
SV Werder Bremen: Reck - Baiano, Scholz, Ramzy, Wolter - Basler, Votava, Cardoso (87. Schulz), Eilts, Bode - Labbadia
Zuschauer: 37.871
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