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Vom schmerzlichen Fehlen des Zaubers

■ Zwei Konzerte, ein Fazit: Nur wie am Schnürchen zu spielen reicht eben nicht

Steve Coleman And The Mystic Rhythm Society

Den harten Kern seiner Five Elements pflegt Coleman dann und wann mit Trommlern, Sängern und Tänzerinnen zu besagter Society aufzustocken. Und eben diese, deren neue CD „Mythen, Moden und Möglichkeiten“ im Titel führt, bestritt das 304. NDR-Jazzkonzert. Doch der programmatische Zauber, von 15 Personen heraufbeschworen, war schon nach ebensovielen Minuten verpufft. Dann hatte man heraus, wie der Hase lief: am Schnürchen. Altsax-Intro des Leaders (schwere- und makellos wie immer, einwandfrei indentifizierbare Duftmarke). Einsatz des Ensembles – und Blindflug über die sattsam bekannten Funk-Grooves. Diese rhythmisch-melodischen Figuren, in anderen M-Base-Konstellationen Ausgangspunkt für bisweilen packende Improvisationsabenteuer, dienten hier als strapazierfähige Garanten eines müden Sicherheitskonzepts. Nur der Sänger Kokayi mit sporadischen Rap-Attacken, die Japanerin Miya Masaoka mit dem Pianisten Andy Milne variierten das straff organisierte Pflichtspiel. Der große Rest kaprizierte sich in der Darbietung von Weltmusik als absurdem Stilmix, als ihrer eigenen Karikatur, mit dem Vielkomponentenkleber aufgetragen und verharmlost durch schmückendes Beiwerk, soweit das Auge reicht. So etwa zappelt ein Geschwader Zierfische im zu engen Aquarium. Andreas Schäfler/Zeichnung: Martin Tom Dieck

The Presidents of the United States

Sie sprangen herum wie losgelassene Klappmesser und Flitzebögen und verbreiteten sozusagen Aufstandsgefühle für den Turnunterricht der siebten Klasse. Denn die Presidents of the United States wollten sich im Logo am Montag abend als Showmen präsentieren, die aufgedreht agieren, weil das Business es so verlangt. Die Musik, ein Kessel netter Melodien zu new-wavisch frechen Akkorden, präsentierte die späte Poprock-Combo entsprechend sportlich. Ein Hauch von Bungee-Catapulting (bei dem sich der Erlebnishungrige an einer elastischen Aufhängung pfeilschnell in die Höhe ziehen läßt) lag in der Luft, nicht ganz ohne einen regressiven Duft. Denn die nicht eben freundlichen Lieder über zum Beispiel „Peaches“ sagten dann doch wiederholt immer nur das eine: Die Musik und wir sind ein Witz. Wir haben nichts zu melden, daher auch nichts zu sagen, und das denken wir bloß, weil alle anderen ja auch nichts zu melden haben. Und was gibt es uns vorzuwerfen, wenn wir uns auf gestaksten, jugendfreien, körperlichen Einsatz und Stadl-Unterhaltung zum Abgehen verlegen?

Kristof Schreuf/Foto: jms

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