piwik no script img

■ QuerspalteDie D-Mark muß weg!

Bald wird es ernst. Dann müssen alle Deutschen zusammenstehen, um ein Ziel von großer nationaler Bedeutung zu erreichen. Denn seit wir haushaltsmäßig so beschissen dastehen, können wir es uns einfach nicht mehr leisten, gegen die Währungsunion zu sein. Das würde doch aussehen, als ob wir den andern – Luxemburg und so – die Euro-Währung nur deshalb nicht gönnen, weil ausgerechnet wir Deutschen ökonomisch versagt haben.

Die D-Mark muß weg! Das ist jetzt eine Frage des nationalen Prestiges. Nur die vaterlandslosen Gesellen von der SPD haben das wieder einmal nicht begriffen. Aber dafür kriegen sie ja schon seit Jahren die Quittung.

Was wir jetzt brauchen, ist ein nationaler Stabilitätspakt. Nächstes Jahr wird mal so richtig gespart. Alle verzichten auf ihre Sozialleistungen und ihre Steuergutschriften, dann legen wir einen Superfinanzhaushalt hin und sind drin in der Währungsunion.

Waigels Gegenleistung? Ab 1998 gibt es dafür alles in doppelter Ausfertigung: doppelt soviel Sozialleistungen, doppelt soviel Steuergutschriften.

Und leider wohl auch doppelt soviel Haushaltsdefizit. Für den Euro ist das sicher gar nicht gut. Aber haben wir nicht schon immer gesagt, daß der Euro – verglichen mit unserer D-Mark – eine Schwachwährung ist?

Dummerweise hat unser Finanzminister noch einen anderen Stabilitätspakt vorgeschlagen: Damit nach 1997 nicht der große Hallodri losgeht, muß man für die dummen Haushaltslöcher auch noch Strafe zahlen. Milliarden fließen dann in die EU-Kassen, für nichts und wieder nichts.

Aber weil die anderen genauso clever waren wie wir, sind dann doch alle drin in der Währungsunion. Und alle zahlen ab 1998 ihre Strafgelder. Und die EU weiß gar nicht mehr, wohin mit dem vielen Geld. Deshalb einigen wir uns einfach drauf, daß es am Ende des Jahres wieder zurückgezahlt wird. Wenn nicht gerade irgendwelche britischen Nutztiere wahnsinnig werden. Christian Rath

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen