: „Sofort heißt sofort“
■ GAL will AKW-Ausstieg / Neue Gerüchte über HEW-Aktienverkauf
„Sofortausstieg heißt immer: sofort beginnend“, erläutert der Rathaus-GALier Holger Matthews. Die Forderung, alle vier Atommeiler rings um Hamburg sofort herunterzufahren und statt dessen die „konventionellen“ Kraftwerke voll auszulasten, sei keine spinnerte, angestaubte Idee, sondern wirtschaftlich machbar. Selbst das jüngste der AKWs um Hamburg, Brunsbüttel, habe dafür bereits die erforderlichen Rücklagen gebildet.
Anläßlich des zehnten Jahrestags der Katastrophe von Tschernobyl will die GAL-Fraktion erneut in der Bürgerschaft den Antrag auf Stillegung aller Atomkraftwerke, an denen die zu drei Vierteln städtischen Hamburgischen Elec-tricitätswerke (HEW) beteiligt sind, stellen. Immerhin hat die SPD selbst vor zehn Jahren den mittelfristigen Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen, bisher aber noch nichts unternommen, um die Atomwirtschaft einzuschränken.
Um so dringender wird die Forderung nach politischer Einflußnahme auf den atomverliebten Vorstand des Stromkonzerns, da der Senat plant, einen großen Teil seiner HEW-Aktien zu verkaufen. Damit soll bis 1997 das Drei-Milliarden-Loch im Hamburger Haushalt vorläufig angefüllt werden.
Sowohl die Finanz- als auch die Umweltbehörde dementieren weiterhin, daß die Stadt bei einem Verkauf die Mehrheit der Anteile verlöre. Aus dem Rathaus wurde in den vergangenen Tagen jedoch das Gerücht laut, daß Finanzsenator Ortwin Runde und Umweltsenator Fritz Vahrenholt sich innerhalb eines Zwei-Stufen-Modells zunächst von knapp dreißig Prozent ihrer Anteil trennen wollen, um bei 50,1 Prozent zu landen. In einem weiteren Schritt wollen sie dann auf 43 Prozent heruntergehen.
Fatal, meinen die Grünen: Statt die Gewinne der HEW abzuschöpfen, gibt die Stadt einen florierenden Betrieb ab, weil sich andere Stromkonzerne nach der HEW die Finger lecken und „sich mit Atompolitik keine Wählerstimmen fangen lassen“, so der energiepolitische Referent der Grünen, Dirk Seifert. „Die einzigen, die zur Atompolitik in die Hände klatschen, sitzen im Vorstand der HEW.“ Ulrike Winkelmann
GAL und das „Aktionsbündnis Atomausstieg Sofort!“ rufen zur Demonstration am 27. April (zehn Jahre Tschernobyl) auf. Start um 11.30 Uhr in Geesthacht, Ende 14 Uhr vor dem AKW Krümmel.
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