piwik no script img

Entführte Kinder zurück

■ Zwei vom Vater nach Syrien verschleppte Mädchen sind wieder da

Der erste Schultag nach den Ferien wurde für die SchülerInnen der Carl-Zeiss-Oberschule in Lichtenrade zu einem richtigen Freudentag. Gestern erfuhren sie, daß ihre beiden syrischen Mitschülerinnen Jihan und Monika Jneid am vergangenen Samstag wieder nach Berlin zurückgekehrt sind.

Die 14- und 16jährigen kurdischen Schwestern waren vor einem Dreivierteljahr von ihrem Vater in den Sommerferien nach Syrien verschleppt worden. Verwandte haben sie dort voneinander getrennt und in zwei Dörfern nahe der türkischen Grenze festgehalten. Der Zwangsaufenthalt sollte traditionsbewußte Mädchen aus ihnen machen. Auch die Verlobung hatte der Vater schon geplant. In Berlin waren seine selbstbewußten Töchter auf Techno abgefahren und hatten ihren Eltern widersprochen.

Der Vater hatte die Rechnung aber ohne seine Töchter und deren Verbündete gemacht: Nachdem Jihan heimlich Briefe an ihre beste Freundin in Berlin geschmuggelt hatte, wurde die gesamte 10. Klasse aktiv. Die MitschülerInnen schrieben an Presse und Behörden, an den Regierenden Bürgermeister und an den Petitionsausschuß des Abgeordnetenhauses. Doch auf politischer Ebene war kein Weiterkommen, weil der Vater das Recht hat, den Aufenthaltsort seiner Töchter zu bestimmen.

Daß die beiden Mädchen dennoch wieder in Berlin sind, ist dem Geschick des Grünen-Abgeordneten Riza Baran zu verdanken. Der Kurde, der auch Mitglied des Petitionsausschusses ist, bat seine Landsleute auf den in Berlin lebenden Vater einzuwirken. „Von Mann zu Mann, das hat gewirkt“, so Baran gestern zur taz. Doch bei aller Freude: In die Carl-Zeiss- Schule werden die Eltern ihre Töchter vermutlich nicht mehr gehen lassen. plu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen