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Unkraut vergeht nicht

Um dem Hanf wieder zum Durchbruch zu verhelfen, ist jetzt professionelles Marketing notwendig  ■ Von Wilfried Korfmacher

Beinahe hätte es die mächtige Lobby der Hanffeinde geschafft, und das nützliche Pflänzlein wäre vollends in Vergessenheit geraten. Und das, obwohl der nachwachsende Rohstoff während des Zweiten Weltkriegs noch staatlich propagiert wurde: sowohl im Deutschen Reich wie in den USA.

„Hemp for Victory!“ hieß die patriotische Parole in den Staaten, mit der das Landwirtschaftsministerium die Farmer zur Unabhängigkeitserklärung von den internationalen Rohstoffmärkten bewegen wollte. In Hitler-Deutschland sollte „Die lustige Hanffibel“ zum Kriegsgewinn verhelfen. Mit Comics im Stil von Wilhelm Busch appellierte der „Hauptabteilungsleiter des Reichsnährstandes“ an die Bauern, Hanf anzubauen.

Nach 1945 begann dann die Wirtschaftswelt ihren verbalen Vernichtungsfeldzug gegen die Pflanze. Hand in Hand mit den Drogenhysterikern ließ das internationale Kunststoffkartell keine Chance ungenutzt, den Naturstoff mit den vielen Vorteilen in Mißkredit zu bringen. Unter den Fachleuten hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt und zurechtgerückt: etwa daß Hanf ein schnell nachwachsender Rohstoff ist, der dadurch ökologisch ist. Auch hat sich bei vielen die Erkenntnis durchgesetzt, daß die Einsatzmöglichkeiten von Hanf enorm sind, ob im Bereich der Bekleidung, der Kosmetik oder sogar der Wärmedämmung von Häusern.

Von Durchbruch kann noch gar keine Rede sein

Doch vom großen Durchbruch kann noch gar nicht die Rede sein: Denn die Marktführer im Hanfgeschäft sind Zwerge gegen die Unternehmen, die noch immer kaum zur Kenntnis genommen haben, auf wie viele drängende Fragen Hanf eine Antwort bietet. Was fehlt, sind breitenwirksame Kampagnen, die vor allem drei Ziele verfolgen sollten:

– Hanf als ökologisch wertvollen Rohstoff bekannt zu machen,

– die Erforschung der Nutzungsmöglichkeiten von Hanf zu unterstützen,

– zur ökonomisch sinnvollen Herstellung von Hanfprodukten aufzurufen.

Design-Studenten der Düsseldorfer Fachhochschule haben sich der Aufgabe gestellt und Kampagnen entwickelt. „Legalisiert Klopapier!“ haben zwei von ihnen zum Slogan gemacht oder auch „Legalisiert Margarine!“. „Wir wollten die Drogenproblematik nicht völlig aus unserer Kampagne verbannen“, haben Sabine Wilms und Tobias Strebel erklärt. Andere haben auf seriös wirkende Menschen als Träger einer reinen Informationskampagne gesetzt oder mit Wortspielen gearbeitet. Claudia Bredow zum Beispiel wollte Begriffe wie „Hanfbremse“ plakatieren, um auf die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten hinzuweisen. Die Studierenden haben sich als enorm kreativ erwiesen.

Für die Meinungsführer der Wirtschaft gilt das bislang nicht. Auch Sie, liebe Britta Steilmann, könnten sicher mehr tun, als nur auf einem Poster zu posieren. Sie könnten – Achtung, Steilpaß! – Ihre Wattenscheider Playboys mit Hemden und Hosen aus Hanf ausstatten. Wer weiß, vielleicht wirkt die Ware ja Wunder?

Der Autor ist Diplom-Designer und Diplom-Psychologe. Er betreibt eine Werbeagentur und lehrt am Fachbereich Design der Düsseldorfer Fachhochschule.

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