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Aufsehenerregend leise

■ Ein Berliner nimmt mit seinem E-Mobil an der "Tour de Sol" zwischen New York City und Washington DC teil: Reichweite und Energieausnutzung sind die zentralen Kriterien bei der Bewertung

Frank Christof Huth erregt Aufsehen. Wo immer er mit seinem Auto auftaucht, zieht er die Blicke neugieriger Passanten auf sich. Nicht selten wechseln die Leute sogar die Straßenseite oder bleiben stehen, um seinen roten Wagen zu bestaunen. Geduldig beantwortet der Physiker jede Frage. Doch nicht der Durchmesser der Auspuffrohre oder die Breite der Reifen fasziniert die Menschen. Viele wollen einfach nur wissen, wie sich ein Auto so lautlos zwischen all den röhrenden Kisten fortbewegen kann. Ganz einfach: Frank Christof Huth fährt ein Elektroauto.

Das Aufsehen, das er mit seinem „Hotzenblitz“ erregt, gehört für Huth mittlerweile zum Alltag. „Elektromobile sind extrem kommunikative Fahrzeuge“, erzählt er. Auf den Straßen sind mit Strom angetriebene Autos noch immer Exoten. Grund sind die meist hohen Preise. „Viele meiner Freunde meinen, ich sollte es mir nicht leisten“, erzählt Huth. Doch für den gebürtigen Woltersdorfer ist sein Elektromobil mehr als nur ein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel: Im Mai will er bei der „American Tour de Sol“ mitmachen.

Das Rennen von New York City nach Washington DC gehört zu den bekanntesten Wettfahrten von E-Mobilen. Organisiert wird die Veranstaltung von der „Northeast Sustainable Energy Association“ (NESEA). Gemeinsam mit drei Freunden will Huth die Strecke zwischen den Metropolen mit zwei Elektroautos zurücklegen. „Wir sind das einzige europäische Team am Start“, erzählt er. Bei dem Rennen geht es nicht darum, wer als erster das Ziel erreicht. „Reichweite und Energieausnutzung sind die zentralen Kriterien bei der Bewertung“, erklärt Huth. Mit den beiden Serienfahrzeugen „Twike“ und „Hotzenblitz“ erhofft sich das Team gute Chancen: „Besonders wegen ihrer guten Energieausnutzung haben die beiden Autos gute Aussichten.“

Die Idee kam Frank Christof Huth, nachdem er im Dezember einen Bericht über das Rennen gelesen hatte. Für eine Anmeldung war es fast schon zu spät. Doch Huth hatte Glück: In der Kategorie der Serienfahrzeuge waren noch Plätze frei. Ein befreundeter Physiker von der Uni Rostock und ein Vereinsmitglied vom Tacheles erklärten sich spontan bereit mitzumachen. Danach mußte alles schnell gehen. Flüge wurden gebucht, der Transport der Fahrzeuge geregelt und Versicherungen abgeschlossen.

Um sich vorzubereiten, ist Frank Christof Huth jetzt viel unterwegs. „Fahren ist das beste Training“, sagt er. Doch ziellos düst der Jungunternehmer nicht durch die Gegend: „Ich bin noch auf der Suche nach Sponsoren“, erklärt er. Das Geld braucht Huth für die Teilnahme eines dritten Autos: einem auf Elektroantrieb umgebauten Trabi aus alten NVA-Beständen.

Huth und sein Team haben sich viel vorgenommen: Auf jeder Etappe der „Tour de Sol“ ergänzen Ausstellungen zum Thema umweltfreundliche Energie die Veranstaltung. „Wir planen eine Infobroschüre über Berlin“, erklärt der Teamleiter. Darin sollen aber nicht nur die Sponsoren zu Wort kommen: „Wir wollen auch für Berlin werben.“ Jeder Besucher soll sich so ein umfangreiches Bild von der wirtschaftlichen Situation der Stadt machen können. Aber auch die Kultur soll nicht zu kurz kommen. Neben den Informationen aus der Broschüre soll Khaled Kenawi aus dem Tacheles Interessierten für Fragen zur Verfügung stehen.

Auch seine Firma „Technik und Design“ will Huth in den USA promoten. „E-Mobile sind zwar umweltfreundlich“, erklärt Frank Christof Huth; doch die Stromherstellung werde hierzulande immer noch weitgehend mit fossilen Brennstoffen gemacht. „So wird das Problem eigentlich nur verlagert.“ Logische Folgerung: „Man muß auch den Strom durch Solar- oder Windenergie umweltfreundlich erzeugen.“

Mit seiner Firma plant Frank Christof Huth deshalb in der Lausitz drei Windkraftanlagen. Solar- und Stromtankstellen sollen folgen.

Auf der „Tour de Sol“ erhofft sich Huth über die Ausstellungen Kontakte knüpfen zu können. Auch über den Stand der Technik in den Vereinigten Staaten will er sich informieren. Doch im Vordergrund steht für ihn und sein Team etwas anderes: „In erster Linie erhoffe ich mir einfach eine Menge Spaß mit den verrückten Amis.“ Falk Zielke

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