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Was macht der da oben?

■ Der Sopranist Arno Raunig singt Kastratenstücke

Bald steht er wieder in Schnittkes moderner Faust–Version auf Hamburgs Opernbühne, am Dienstag aber wandte er sich den Ursprüngen hohen Männergesangs zu: der Sopranist Arno Raunig. Bei seinem „Werkstattkonzert“ in der kleinen Musikhalle stand der aus Kärnten stammende Sänger zwischen Liedern und Arien des Barock Opernsprecherin Susanne Stähr charmant Rede und Antwort zum Phänomen seines Singens. Sein Handwerk lernte er unter anderem bei Ruthilde Boesch und Elisabeth Schwarzkopf, und eine „fundierte Gesangsausbildung“ sei das ganze Geheimnis seiner Stimme. Die aber ist einzigartig. Die Antwort auf die in seiner ländlichen Heimat manchmal gestellte Frage: „Was macht der da oben, warum singt der so hoch?“ lieferte Raunig mit seinen musikalischen Interpretationen. Den klaren, elektrisierenden Spitzentönen schließt sich eine fundierte Mittellage an, fast bruchlos führt die Tiefe bis in den Tenorbereich. Nach ruhigeren Liedern von Caldara und Paisiello wagte sich Raunig an Bavourarien, unter anderem von Farinelli, Händel und Mozart, und präsentierte seinen Stimmumfang von dreieinhalb Oktaven in blendender Verfassung. Dank vorbildlicher Atemtechnik und natürlichem Vibrato erlebte man mit ihm eine interessante Alternative zum allseits bekannten Jochen Kowalski. Neben Schlagern wie der Orfeo–Arie von Gluck, waren auch Raritäten zu hören, so zum Beispiel Alto Giove aus Nicolo Porporas Polifermo. Leider nahm Pianist Markus Vorzellner die Läufe und Triller der Musik nicht ganz so leicht. Ein bißchen schwerfällig kämpfte er mit seinem Instrument und spielte eher solide als elegant.

Laut Raunig sei der Kastratengesang seinerzeit beschrieben worden mit „es rieselt silbrig die Wände herunter“. Obwohl gegen Ende leichte Ermüdungserscheinungen der Stimme hörbar wurden, kam der Abend diesem Ideal sehr nahe. So und nicht anders sollte Barock gesungen werden. Brava!

Christian Carsten

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