: Siemens verdient und kündigt
■ Trotz Rekordgewinn bis zu 7.000 Arbeitsplätze bedroht
Berlin (taz/AP) – Der Siemenskonzern hat den größten Gewinn seiner 149jährigen Firmengeschichte erzielt und will ihn durch den Abbau von Arbeitsplätzen weiter steigern. Von den 211.000 Siemensjobs in der Bundesrepublik stehen bis zu 7.000 auf der Abschußliste. Trotz des boomenden Geschäfts gebe es für die Beschäftigten „keine echte Entwarnung“, sagte Firmensprecher Eberhard Dombeck. Möglicherweise werde der Stellenabbau im Inland aber etwas geringer ausfallen als die ursprünglich geplanten 7.000 Stellenstreichungen.
Dabei kann der Konzern sich seine ArbeiterInnen und Angestellten durchaus leisten. Erstmalig verdiente man innerhalb eines halben Jahres mehr als eine Milliarde Mark – und zwar nach Abzug aller Unkosten und Steuern. Von Oktober 1995 bis Ende März 1996 steigerte das Münchner Unternehmen seinen Gewinn im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 1,083 Milliarden. Das Rekordergebnis liege „voll im angepeilten Wachstumskorridor“, jubelte die Pressestelle. Der Umsatz stieg weltweit um sechs Prozent von 40 auf 42,3 Milliarden Mark. Außerdem kamen mehr Aufträge herein: Ihr Wert erreichte 48,6 Milliarden.
Der Profit stellte sich ein, weil besonders das Auslandsgeschäft boomte. Auf den Märkten für Elektronikartikel in Asien sowie in Nord- und Südamerika steigerte Siemens seinen Absatz. Überdurchschnittlich hohe Bestellungen gingen aus Osteuropa und den GUS-Staaten ein. Die Zahl der Siemensbeschäftigten außerhalb Deutschlands stieg durch Zukauf von Firmen um 8.000 auf 170.000. Diese machen nur rund 45 Prozent der Gesamtbelegschaft aus, erwirtschaften aber etwa 60 Prozent des Umsatzes. Anders ausgedrückt: Die Siemens-Belegschaft in Deutschland ist wesentlich weniger produktiv als die KollegInnen jenseits der Grenzen. Daraus zieht die Siemens-Chefetage die Schlußfolgerung, daß die Zahl der MitarbeiterInnen in der Bundesrepublik weiter reduziert werden kann und muß. Wegen zu hoher Kosten seien „nicht alle Produkte gut absetzbar“, so Siemenssprecher Dombeck. Der Umsatz im Inlandsgeschäft sei schließlich um fünf Prozent gesunken.
Doch auch hierzulande legten einige Konzernbereiche zu. Dazu gehörten Herstellung und Verkauf öffentlicher und privater Kommunikationssysteme. Die Produktion von Halbleitern für die Datenverarbeitung hat das beste Ergebnis eingefahren. koch
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