Besuch der alten Dame

■ „Du bist meine Mutter“: Sprechstück im Schmidt-Theater

Nicht Kleinkunst, Musical oder schrille Personality-Show gilt es ab nächsten Dienstag im Schmidt Theater zu erwarten, sondern ein Sprechstück: Joop Admiraals Du bist meine Mutter ist ein Zweipersonen-Kabinettstück für einen Darsteller, die nicht immer leichte Aufarbeitung einer engen Mutter-Sohn-Beziehung. Die taz sprach mit Harald Maack, dem Darsteller von Mutter und Sohn.

taz: Wie kommt dieses Stück ins Schmidt?

Harald Maack: Corny Littmann hat in dem Ensemble, das ja jetzt neu hier vorhanden ist, gesagt, das dieses Stück doch auch eines wäre, das man mal machen könnte. Ihn hat es wohl sehr berührt. Eine Freundin von mir hat den Kontakt dann hergestellt.

Ihr habt vorher schon an dem Stück gearbeitet?

Ich habe das Stück in Joop Admiraals Inszenierung nie gesehen, habe immer nur davon gehört, habe Fotos gesehen, auch Vorberichte im Fernsehen, aber das ist lange her. Ich weiß, daß ich damals dachte: das wäre eine Rolle, die muß ich einmal spielen. Vor etwa einem Jahr habe ich den Regisseur Dieter Seidel wiedergetroffen, und wir wollten wieder zusammen arbeiten. Er hat das Stück vorgeschlagen. Und ich hatte den Eindruck, daß ich jetzt in dem Alter bin, in dem ich das spielen kann.

Was spielst du in dem Stück?

Es ist das Hineinsteigen in die Beziehung zu der eigenen Mutter, bis hin zur Identifikation. Auf keinen Fall ist es die Flucht vor dem, was da passiert. Es ist der Versuch, die Beziehung zur eigenen Mutter nicht festzuhalten. Der Mann geht drei Jahre lang an jedem Sonntag seine Mutter in einem Pflegeheim besuchen. Das bedeutet ja, daß er sie unendlich lieben muß, sie unendlich verehrt. Nur aus Pflichtgefühl hält man das nicht so lange durch. Von außen betrachtet kann die Reaktion darauf natürlich sein: Um Gottes Willen, soetwas will ich nie erleben!

Geht es dir nahe?

Ich bin jetzt in einer Phase, in der es mir unglaublich nahegeht. Wir haben sieben Wochen lang geprobt, und jetzt wo es auf die Premiere zu geht, kommt etwas, das ich noch nicht beschreiben kann. So als hätte mich diese Mutter am Schopf gepackt und würde mich nicht mehr loslassen. Ich weiß noch nicht, ob ich davor weglaufen will.

Hast du dich den beiden Rollen getrennt genähert, oder sozusagen „am Stück“?

Wir haben angefangen mit dem Versuch, das alles parallel laufen zu lassen, haben nach einer gewissen Zeit aber gemerkt, daß wir Schwierigkeiten hatten, es immer zu trennen. Wenn der Regisseur mir etwas sagte, mußte ich immer fragen: Meinst du jetzt Harald, den Schauspieler, oder Joop, oder die Mutter, mit wem redest du gerade? Und da habe ich gespürt, daß ich das Ganze mal eine Weile trennen mußte. Wir haben dann die Mutter-Texte probiert, zogen durch, in welchen emotionalen Zuständen sie sich befindet, und nahmen uns dann den Sohn vor. In manchen Probenphasen habe ich mir sehnlichst einen Partner, eine Partnerin gewünscht, die da mal sitzt und reagiert, um möglicherweise auch noch mehr Facetten hineinzubringen.

Im Moment spüre ich vor allem die unglaubliche Einsamkeit, die in diesem Stück drinsteckt, und die sowohl den Joop ausmacht, wie auch diese Mutter. Beide sind ständig mit Leuten zusammen, und sind trotzdem einsam. Das spüre ich für mich selbst sehr stark. Ich bin im Moment auch solo, und das ist nicht gerade förderlich – oder vielleicht doch?

Fragen: Thomas Plaichinger