: Britische Schlachtplatte
■ Schlachtprogramm für BSE- gefährdete Kühe in Großbritannien
Frankfurt/Brüssel (taz) – Der Hessische Rundfunk ist ihnen gestern auf die Spur gekommen, den rinderwahnsinnigen Sandwiches, die der hungrige Reisende auch nach Ladenschluß mit dem Sixpack runterspülen kann. „Eatfresh“ sind in Folie eingeschweißt, mit Salami belegt und werden über die Firma „En Route“ an Tankstellen und in den Großkantinen in Automaten der Firma „Eurest“ angeboten.
Die Herkunftsbezeichnung sei gar nicht okay, meldete der Sender, sondern U.K., United Kingdom. Das zuständige hessische Sozialministerium reagierte prompt. Es werde umgehend prüfen und im Notfall die Auslieferung der Schnittchen stoppen.
Damit allerdings hatte es schon einmal Pech. Es hatte Rindfleisch in britischer Tiefkühlkost ausgemacht. Das englische Gesundheitsministerium legte daraufhin eine Bescheinigung vor, daß der Hersteller nicht gegen das Exportverbot von britischem Rindfleisch verstoßen habe. Er produziere seine Erzeugnisse nämlich ausschließlich aus südamerikanischen Kühen.
Immerhin hat Großbritannien gestern begonnen, ältere Kühe aus dem Verkehr zu ziehen. Bereits Anfang April hatte der EU-Agrarministerrat die Briten aufgefordert, alle über 30 Monate alten Rinder vom Ende der Nahrungskette fernzuhalten. Ältere Kühe gelten als BSE-gefährdeter als Jungrinder.
In 60 Schlachthöfen und weiteren 80 Sammelstellen im ganzen Land können britische Farmer jetzt ihre älteren Milchkühe abliefern. Rund 2,5 Millionen Kühe sollen so in den nächsten drei Jahren nach ihrer Schlachtung eine Sonderbehandlung erfahren. Für 15.000 Rinder pro Woche reichen die Kapazitäten. Das Fleisch dieser Kühe darf dann nicht gegessen werden, sondern muß in den Ofen wandern.
Die Viehzüchter erhalten für ihren Verdienstausfall pro Rind 500 Pfund (1.130 Mark). Nach Angaben der britischen Regierung wird die Schlachtung der Rinder pro Jahr 550 Millionen Pfund kosten. Die Kosten werden zu 70 Prozent von der EU getragen.
Noch keinen Fortschritt gibt es bei der Behandlung der besonders BSE-gefährdeten Kühe. Anfang der Woche hatte der EU-Agrarministerrat einen Vorschlag des britischen Landwirtschaftsministers Douglas Hogg abgelehnt. Dieser wollte weitere 41.000 Rinder schlachten lassen oder unter Quarantäne stellen, die aus Herden stammen, in denen BSE-Fälle aufgetreten waren. Seine EU-Kollegen wiesen den Plan jedoch als ungenügend zurück.
Damit ist eine Blockade eingetreten. Denn im britischen Unterhaus wird Hogg für weitere Schlachtpläne nur dann eine Mehrheit finden, wenn die EU einen eindeutigen Termin für das Ende des britischen Rindfleisch- Exportverbots benennt. Die EU- Minister wollen hingegen erst dann über die Aufhebung des Exportverbots sprechen, wenn die Briten zufriedenstellende Vorschläge machen. Heide Platen/Christian Rath
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