piwik no script img

Rätsel um Bärenmord: Leiche von Mr. Poo verschwunden

Frankfurt/Flint (AP/taz) – Das tragische Ende von Mr. Poo, dem weltreisenden Teddybären (wir berichteten), entwickelt sich zu einem Kriminalfall. Angeblich herrscht helle Aufregung beim Zoll am Frankfurter Flughafen, wo dem Bären während einer Zwischenlandung der Bauch aufgeschlitzt worden sein soll. Die abscheuliche Tat wurde einem übereifrigen, drogenfahndenden Zöllner zugeschrieben.

Der Sprecher der zuständigen Oberfinanzdirektion, Albrecht Vieth, weist allerdings jegliche Verwicklung seiner Beamten in das Teddy-Massaker zurück. „Bei uns war es niemand“, versicherte er am Freitag. Sollte der Teddy tatsächlich Verdacht erregt haben, dann hätte der Zoll moderne Hilfsmittel zur Verfügung. Keiner der Beamten würde je zum Messer greifen, sagte Vieth.

Über das Schicksal von Mr. Poo, der von einer Grundschulklasse in Flint im US-Staat Michigan auf die Reise geschickt wurde, herrscht Ungewißheit. Sicher ist nur, daß die amerikanischen Schüler am Dienstag einen Ersatzbären in Empfang nehmen mußten. Von Mr. Poo und seinem Rucksack, in dem er Postkarten und Reiseandenken aus aller Welt für den Unterricht mitbringen sollte, fehlte jede Spur.

Daß dem Teddybären ausgerechnet am Frankfurter Flughafen der Garaus gemacht worden sein soll, konnte sich Sprecher Vieth nicht vorstellen. Alle Diensthabenden an den Sicherheitskontrollen von Zoll und der Fluggesellschaft USAir seien befragt worden, aber erinnern könne sich niemand an den Bären. Die erfahrenen Beamten am Flughafen wüßten überdies, wie sie sich zu verhalten hätten. Dem Zoll stünden statt Messern Röntgengeräte und Rauschgiftspürhunde zur Verfügung.

Trotzdem bleibt die Frage offen, weshalb nicht Mr. Poo, sondern ein fremder Teddy nach Flint zurückkehrte. Daß zufällig und nachlässig Bären vertauscht wurden, ist unwahrscheinlich: Mr. Poo hätte dann längst gefunden werden müssen. Sein spurloses Verschwinden kann der Oberfinanzdirektionssprecher jedoch nicht erklären. Deckt er gar den Täter? Ist Mr. Poos Leiche längst von einem Rauschgiftspürhund zerfetzt worden? Wo bleibt die Untersuchungskomission?

Es ist ein Skandal.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen