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Wie lange läßt Du ihn ziehen?

■ Im Metropolis liefen gute und schlechte Filme aus der HfbK

Neun Minuten ließ ein Student der Hochschule für bildende Künste seine Kamera über eine Platine schwenken. Das Ergebnis ging dem Publikum am Dienstag abend im ausverkauften Metropolis-Kino noch dazu mit stupidem synthetischen Lärm auf die Nerven. Man mußte sich fragen: Hat die Kunst seit den seligen Zeiten Andy Warhols irgendwie den Anschluß verpaßt? Störung Partitur nennt Wolfgang Oelze sein Werk und erklärt im Begleitheft: „Die Störung, die ich entdeckte, ist eine solche Transformation, jedoch unerklärbar und ohne jeden Sinn.“

Das konnte man knapp der Hälfte der Filme nachsagen, die unter dem gemeinsamen Veranstaltungstitel „Stand der Dinge“ liefen. Banalitäten über das Leben in der Vorstadt dehnte Hans-Peter Scharlach auf 13 Minuten aus und ließ die Öffentlichkeit wissen, daß Darjeeling sein Lieblingstee sei. Zwischenruf aus dem Publikum: „Wie lange läßt Du ihn ziehen?“

Rien ne va plus an der HfbK? Doch der Trickfilm von Jenni Tietze läßt wieder hoffen. Froschkönige hieß die bitter-blutige Satire auf einen Vergewaltiger-Frosch, der am Ende von seinem Opfer aufgeschlitzt und verspeist wird. Avantgardistische Comiczeichnungen, sehr gut animiert und zur Abwechslung eine Handlung mit Geist brachten ihr den verdienten Applaus ein.

Viel Arbeit investierte Hanno Krieg in die Reportage über die Guardian Angels. That's reality, Hanno gibt ein skurriles Bild der Berliner U-Bahn Beschützer wieder. Den qualitativ herausragendsten Film drehte Björni Wölke. Seine Impressionen von spielenden Kindern in Dresdener Hinterhöfen, fast wie in der Rappelkiste, hielt er auf 16-mm-Farbfilm fest und kombinierte sie mit Schwarzweiß-Dias. Kommste Runter? kreierte er melancholisch, phantasievoll und überaus talentiert.

Michael Quell

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