: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, ob man da einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen Thriller ansieht? (hip) UT-Kino, UFA-Palast
A
Alf – Der Film USA 1995, R: Dick Lowry, D: Martin Sheen, M. Ferrer
Es gibt ja kaum noch eine amerikanische Fernsehserie, die nicht im Kino endet. Während das ewig grantelnde Spacemonster im Original eine durchschnittliche US-Familie zur Verzweiflung treibt, piesackt es hier nun die Offiziere in einem Militärstützpunkt. Aber auch dabei besteht der einzige Lebenszweck des TV-ETs wieder in Lasagne und Katzenspeck. Ufa-Palast
B
Bei meinen Augen – Sertschawan Schweiz 1992, R: Beatrice Michel Leuthold, Hans Stürm
Dokumentarfilm über das ständig bedrohte Leben in einem kurdischen Dorf im Dreiländereck Iran-Irak-Türkei. „Ausgehend vom kurdischen Volk ist ein Film über die Zerstörung entstanden, die Krieg und Unterdrückung bei den Menschen hinterläßt, über Trauern und Überleben, über Leben und Tod.“ Kino 46
Biester Frankreich 1995, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Sandrine Bonaire
„In einer Männerwelt wie der unseren sind die Frauen Opfer. Eine Frau an sich ist schon ein Filmthema“ sagt Chabrol, und neben der Verkörperung der beiden Frauen durch Isabelle Huppert und Sandrine Bonnaire ist es sicher dieser Überzeugung zu verdanken, daß Altmeister Chabrol mit diesem Film überzeugt.“ Gondel
Der Blick des Odysseus Griechenland/Frankreich/Italien 1995, R: Theo Angelopoulos, D: Harvey Keitel, Erland Josephson
Harvey Keitel reist als moderner Odysseus durch die Länder des Balkans, um die verlorenen Filmrollen von zwei Filmpionieren zu finden. Aber überall findet er nur Elend, Schmerz und schlechtes Wetter. Er kann nicht einmal ein Taxi in Griechenland nehmen, ohne daß der Fahrer über den langsamen Tod seiner Heimat lamentiert. Angelopoulos tränkt alles in die gleiche, depressive Grundstimmung und verspielt dadurch die Wirkung, die einige seiner Bilder für sich genommen durchaus haben. (hip) Gondel
The Birdcage USA 1996, R: Mike Nichols, D: Robin Williams, Gene Hackman, Nathan Lane
„Mike Nichols hat es sich leicht gemacht und einen vollständigen Abklatsch des Molinaro Films „Ein Käfig voller Narren“ geliefert, von allen Gags bis hin zu den rosa Socken des „fein“ gekleideten Albert. Michel Serrault gestaltete damals den schwierigeren Part des effiminierten Freundes viel subtiler, anrührender und menschlicher als der Broadway-Schauspieler Nathan Lane. Robin Williams als Nachtclubbesitzer ist ungewöhnlich zurückhaltend, ähnlich wie seinerzeit Ugo Tognazzi. Dagegen ist Gene Hackman als reaktionärer Senator dem schrecklich chargierenden Michel Gababru der alten Fassung weit überlegen. Alles in allem: alter Wein in rundum erneuerten Schläuchen.“ (epd-Film) Europa, UT-Kino und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)
Die bitteren Tränen der Petra von Kant Deutschland 1971, R: Rainer Werner Fassbinder, D: Irm Hermann, Margit Carstensen, Hanna Schygulla
„Kein einziger Szenenwechsel vollzieht sich innerhalb des Films (in nahezu zwei Stunden), alles spielt im gleichen Raum, quälend mitunter, weil der wie ein Gefängnis wirkt, aber auch faszinierend, weil seit vielen Jahren kein deutscher Film mehr so souveränes Raumgefühl gezeigt und durchgehalten hat und seine Darsteller nie zwischen Schnitte verstecken muß, sondern ihnen Gelegenheit gibt, sich einzuspielen, freizumachen in der Rolle. Gefühlskult, Frustration, Emanzipationsversuche ohne jedes Bewußtsein, lähmende Egozentrik, ein nahezu inzestuöses Verhältnis mehrere Frauen, während die Männer abwesend und doch ständig als Erfahrung präsent sind - intensiver und konsequenter hat man das kaum in einem Film gesehen.“ (film-dienst) Cinema
Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau
„Gibsons brillante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffes voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenössischen Kick zu geben. So ist „Braveheart“ auch ein explosiver Actionfilm. Man sollte ihn gar nicht erst mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“. (New York Times) Ufa-Stern und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshsn.)
C
Casablanca USA 1943, R: Michael Curtiz, D: Humphrey Bogart, Ingrid Bergmann
„Casablanca ist ein Ort der Läuterung und der Entscheidungen, für den es selbst keine Zukunft gibt. Und schließlich ist Casablanca der Ort, in dem sich das Geschehen des Krieges, Gewalt, Not und Diktatur, in persöhnlichem Schicksal, im Melodram verdichten. Dieser Zustand, den Curtiz mit sensiblem, atmosphärischem Gespür ausschließlich im Studio realisierte, spiegelt nicht nur die Stimmung in Amerika zur Zeit des Krieges, sondern zeigt auch die Situation der Emigranten in Hollywood selbst. (Georg Seeßlen) Kino 46
Casino USA 1995, R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Sharon Stone
„Während er die mit viel Gewalt angefüllte Geschichte von zwei guten Freunden und der Frau, die sie auseinanderbringt, erzählt, hat Scorsese offenbar keine neue Einsichten in die amoralische Lebensweise seiner Protagonisten gefunden. Ja, die Inszenierung ist packend und virtous, wie fast immer bei Scorsese, aber statt die Themen des Films expressiv zu verschmelzen, lenkt sein cineastisches Feuerwerk uns hier nur von dem Vakuum ab, das sich im Kern des Flms auftut. Dies ist ein enttäuschender Neuaufguß seiner brillianten früheren Arbeiten.“ (Worldpremiere) Modernes
Charlie – alle Hunde kommen in den Himmel England/Irland 1989, R: Don Bluth
„Düsterer Zeichentrickfilm um Kriminalität, Bandenkriege und eine Welt voller Ausbeutung; der detailverliebte Film erzählt eine spannenden und witzige Geschichte und wartet mit erfrischenden Kabinettstückchen auf. Für kleine Kinder ist er zu erschreckend, größere und ein erwachenes Publikum werden aber ihr Vergnügen haben.“ (Lexikon des internationalen Kinos) Ufa-Palast
Chungking Express Hongkong 1994, R: Wong Kar-Wai, D: Brigitte Lin Chjing, Tony Leung, Faye Wang
„Wong Kar-Wais Film erzählt zwei nur lose miteinander verknüpfte Geschichten - beide über liebeskranke Polizisten, die sich mit Frauen einlassen, die nicht gut für sie sind. So waren früher einmal die Filme von Godard: schnell, aus der Hand gefilmt, witzig und sehr, sehr hip. In diesem Jahr der schönste Besuch im Heartbreak Hotel.“ (Time Out) Atelier und Casablanca (OL)
D
Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Saradon, Sean Penn
Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) Schauburg, UT-Kino und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)
Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol
„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Wall-Kino (OL)
Dreamland Ghana 1995, R: Dawit Lakew / englische Originalfassung
Der afrikanische Filmemacher Dawit Lakew stellt persöhnlich seinen 30minütigen Kurzfilm und weitere Arbeiten seiner Kollegen von der Filmschule NAFTI in Ghana vor. Kino 46
Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren
„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neunte gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) City, Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL)
E
Einsame Entscheidung USA 1996, R: Stuart Baird, D: Kurt Russell, Steven Seagal
„An Bord einer entführten Passagiermaschine will ein arabischer Fanatiker tödliches Nervengas nach Amerika bringen, um Washington und die Bevölkerung der gesammten Ostküste auszulöschen. Für ein Team von Spezialisten beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Ein Antiterroristenfilm, in dem Actionheld Steven Seagal das erste Viertel nicht überlebt: das Regiedebüt des Cutters Stuart Baird erweist sich innerhalb des Genres als intellignetes Kammerspiel mit präziser Figurenzeichnung und gleichzeitig als bester Adrenalinstoß seit der „Stirb langsam“-Trilogie.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall/Ziegelhof-Kinos (OL)
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Schauburg, UT-Kinocenter
Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley
„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kirstie Alley.“ (TV-Spielfilm) City und UT-Kinocenter
Exotica Kanada 1994, R: Atom Egoyan, D: Bruce Greenwood, Mia Kirshner
Die Welt des hochtechnisierten „anything goes“ ist ein Chaos, und um sich darin auch nur halbwegs zurecht zu finden, schaffen sich die Menschen eigene Rituale, Regeln und Gefühlswelten. In „Exotica“ hat sich jede Figur so ihre eigene Wirklichkeit geschaffen, und der Reiz des Films besteht in erster Linie darin, daß wir langsam erkennen, wie diese ganz unterschiedlichen Lebensentwürfe aussehen. In dem Nachtclub Exotica, dem Mittelpunkt der Spielhandlung, ziehen sich zwar auch Frauen für Männer aus, aber eigentlich zeigt dieser Film einen fazinierenden Seelen-Striptease. (hip) Gondel
F
Ferien auf Saltkrokan Schweden 1964, R: Olle Hellbom
Kongeniale Verfilmung von Astrid Lindgrens Roman, über die in der Süddeutschen Zeitung so geschwärmt wurde: „Es ist Sommmer, man fühlt ihn auf der Haut, man ist Malin oder Niklas oder Melcher oder Teddy. Und die eigentliche Handlung? Gibt es nicht, es sei denn: Sommer auf einer Insel. Fischen, Baden, Umherstreifen, Träumen; oder: Familienalltag und -sonntag, Freundschaft mit Menschen und Tieren“ Atlantis
G
Das Geheimnis der Braut USA 1994, R: Kayo Hatta, D: Youki Kudoh, Akira Takayama
„Hawaii um die Jahrhundertwende. Die Japaner, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten, finden eine Ehefrau meistens per Heiratsannonce. In ihrem Erstling erzählt Kayo Hatto die Geschichte der jungen Ryo und ihres Ehemanns, der seine Braut mit dem Foto eines Jüngeren auf die Südsee-Insel gelockt hat. Ohne die erbärmlichen Lebensbedingungen der japanischen Plantagenarbeiter zu beschönigen, ist der Filmemacherin ein poetischer Film gelungen. Stehen die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Hauptfiguren auch immer im Vordergrund, so führt ihre langsame Annäherung doch in ein kollektives Erlebnis: die unheroische Vorbereitung zum Streik.“ (tip) Atlantis
Das Glück liegt in der Wiese Frankreich 1995, R: Etienne Chatiliez, D: Michel Serraut, Eddy Mitchell, Carmen Maura
„Francis fabriziert Klobrillen - das sieht man seinem Leben an. Die Ehefrau zetert und zwickt, die Fabrik versackt im Chaos, und die Bank verweigert weitere Kredite. Alles „merde“, kurz gesagt. Erst als eine attaktive Unbekannte im Fernsehen nach ihrem lang verschollenen Gatten fahndet, wendet sich das Blatt des Pantoffelhelden: er sieht aus wie der Gatte - und beschließt bald, sich als selbiger auszugeben. Aus diese Flucht in ein neues Leben hat Etzienne Chatiliez (“Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß“) ein gallische Satire gemacht, der leider die rechte Galle fehlt.“ (Der Spiegel) Cinema, UFA-Palast und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)
Die goldene Robe USA 1983, R: Frank Zuniga, D: Torquil Campell, Steve Railsback
„Einer alten Indianersage zufolge kehrt die goldene Robbe wieder zurück, wenn Mensch und Tier im Einklang stehen. Ein Junge, der das Tier entdeckt, muß sich zwischen den materiellen Interessen der Erwachsenen und der Sehnsucht nach einer heilen Umwelt entscheiden. Kindergerechte Filmerzählung, die in stimmungsvollen Bildern die Notwendigkeit ökologischen Denkens vermittelt.“ Kino 46
H
Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol
„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen? Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern und Muwi-Filmkunst (OL)
L
Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue, Julian Sands
„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“ kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten. Trotzdem begegnet er ihr in der Person der attraktiven Sera, einer jungen Prostituierten, die auch mit ihrem Leben nicht klarkommt. Shue gelingt es, diese Klischeefigur mit viel Persönlichkeit und Tiefe zu beleben. Sie ist für Cage ein tröstender Engel des Todes, und in der letzten Szene sitzt sie neben seinem Leichnam in einem billigen Motel. Dieses Bild hat die karge Schönheit eines Gemäldes von Edward Hopper.“ (The Observer) Schauburg, Casablanca, UT-Kinocenter
Das Leben nach dem Tod in Denver USA 1996, R: Gary Fleder, D: Andy Garcia
„Das Leben nach dem Tod in Denver wird nicht einfach sein, wenn du im Schnellgang etliche Typen umgenietet hast, die dir nun drüben auflauern, um dich schön langsam in Chillipfeffer zu rösten. Die Filmhandlung beschränkt sich, wie üblich, aufs Diesseits, also auf das Umnieten in allerlei pfiffigen Versionen. Andy Garcia trägt dabei stets tadellose Anzüge und hat eine Braut, die jeden scharfen Blick wert ist. Fazit: Wer Blei mag, kriegt Blei in Mengen. Man will ja kein Spielverderber sei, doch es soll niemand sagen können, er sei nicht gewarnt worden.“ (Der Spiegel) Filmstudio
M
Mem u Zin – ein kurdisches Märchen Kurdistan 1992, R: Ümit Elci, D: Meltem Doganay / Originalfassung mit Untertiteln
„In einer Nacht des Nevroz, des kurdischen Frühlings- und Neujahrsfest, erzählt ein alter Mann die Geschichte von Mem und Zin: von ihrer Liebe, ihrer Trennung, ihrem Tod. Der Film erzählt dieses tragische Märchen ausserhalb der Zeit: als aktuelles Gleichnis und als kurdisches National-Epos, das seit mehr als zweitausend Jahren von Generation zu Generation überliefert wird und 1695 von Ehmede Xani schriftlich festgehalten wurde. Ohne die zauberhafte Naivität und Zeitlosigkeit der Geschichte zu zerstören, macht der Film sichtbar: Mem symbolisiert das kurdische Volk, Zin das kurdische Land, die voneinander getrennt bleiben. Kino 46
Murder in the First USA 1995, R: Marc Rocco, D: Christian Slater, Kevin Bacon, Gary Oldman
„Der brutale Strafvollzug auf der Insel Alcatraz vor San Francisco ist immer wieder für ein Sträflingsdrama gut. Diesmal ist es Kevon Bacon, der als Henry Young nach einem mißglückten Fluchtversuch im stockdunklen Verließ unter der Haftanstalt landet. Eigentlich hat dieser Film alles, was zu seinem Gelingen nötig wäre: drei Schauspieler der ersten Reige, eine wahre Begebenheit als Grundlage, ein bewegendes Thema, einen beeindruckenden Schauplatz und eine starke moralische Botschaft. Fehlt nur noch ein guter Regisseur. Doch Marc Rocco läßt seine Schauspieler mit dem Plot allein, schwelgt statt dessen in optischen Mätzchen, verzettelt sich in Details und übertreibt pathetisch, ohne dabei den Zuschauer wirklich zu erreichen.“ (Simone Schellhammer) UFA-Palast
N
Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg
„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern, Casablanca (OL)
Nana-ye Nazdik (Nahaufnahme) Iran 1990, R: Abbas Kiarostami, D: Ali Sabzian, Mohsen Makhmalbaf /Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Halb dokumentarisch, halb nachgestellt wird hier eine wahre Geschichte um eine falsche Wirklichkeit erzählt: Ein kleiner Mann zieht sich die Rolle des berühmten Filmregisseurs Makhmalbaf an, um für drei Tage plötzlich Möglichkeiten zu haben, von denen er vorher nur träumte. Amüsiert sieht man die verschiedenen Protagonisten im Netz ihrer Selbstbilder zappeln. Amüsiert, dann aber auch plötzlich betroffen. Etwa, wenn der Angeklagt auf die Frage des Warum antwortet. Wenn er davon spricht, wie er sein Unglück, sein Leiden in den Filmen Makhmalbafs wiedergefunden hätte, wenn er erzählt, wie er sich mit dem Protagonisten im Film „Der Radfahrer“ identifizierte, einem Mann, der wegen einer Wette eine Woche lang im Kreis herumfahren muß. Da bricht das feine, witzige Spiel um Wirklichkeit und Täuschung plötzlich in eine leidvolle und grausame Realität durch.“ (Mireille Schnyder) Kino 46
Nasseredin Shah, Actor-e Cinema (Es war einmal das Kino) Iran 1992, R: Mohsen Makhmalbaf, D: Ezzatholla Entezami / Originalfassung mit englischen Untertiteln
Mehrfach preisgekröntes phantastisches Märchen um einen persischen König, der aus Paris den ersten Filmprojektor in den Iran bringt, sich auf eine Reise durch die iranische Filmgeschichte begibt und im Iran der Gegenwart landet. Kino 46
Niaz – Das Bedürfnis) Iran 1991, R: Alireza Davudnezhad, D: Ali Suri / Originalfassung mit englischen Untertiteln
Ein Junge übernimmt nach dem Tod des Vaters die Verantwortung für die Familie. Er tritt eine Stelle in einer Druckerei an, wo bereits ein anderer junger Mann arbeitet, und zwischen den beiden entbrennt ein Machtkampf. „Niaz“ wurde im Iran 1992 als bester Film, für die beste Regie und das beste Drehbuch ausgezeichnet und lief auf vielen internationalen Festivals. Kino 46
Now & Then – Damals und Heute USA 1995, R: Lesli Linka Glater, D: Demi Moore, Melanie Griffith
„Gerade erst ihren allerersten Frühling erleben die vier Kleinstadtfreundinnen, die in Lesli Linka Glaters Teeniefilm gemeinsam kichern, klatschen, Geheimnisse austauschen, nackte Jungs bestaunen und ein paar Tränen vergießen. Die Sommersonne des Jahres 1970 strahlt unentwegt auf ihre harmlosen kleinen Abenteuer - jedenfalls in der Erinnerung, den erzählt wird die Filmhandlung als nostalgisches Fotoalbum der erwachsenen Freundinnen (darunter Demi Moore und Melanie Griffith), die sich noch einmal im gemeinsamen Baumhaus zusammenfinden. Aber wie das mit Erinnerungen so ist: Sie faszinieren meist nur diejenigen, die dabeiwaren – und nicht die Zuschauer.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter
Nur aus Liebe Deutschland 1996 R: Dennis Satin, D: Katja Riemann, Hannes Jaenicke
„Ganz schön tough, Katja Riemann: Die Beziehungskomödien-Beauftragte des deutschen Films in einem Actionkrimi. An der Seite der im härteren Genre bereits routinierten Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig spielt sie die Berliner Taxifahrerin Ella, die es allein mit der Russenmafia aufnimmt. Der 28jährige Regisseur Dennis Satin kann sich in seinem teils komischen, teils aber auch hölzern konstruierten Kinodebüt größtenteils auf seine Darsteller verlassen: Katja & Co. überspielen die Schwächen der Handlung.“ (TV-Spielfilm) City, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)
P
Philadelphia USA 1994, R: Jonathan Demme, D: Tom Hanks, Denzel Washington, Antonio Banderas
„Ein junger Anwalt wird von seiner Kanzlei gefeuert - angeblich wegen mangelhafter Leistung, tatsächlich aber, weil er an Aids erkrankt ist. In der Folge ficht er diese Diskriminierung vor Gericht an. Regisseur Jonathan Demme behandelt dieses heikle, von Hollywoods großen Produktionsfirmen bisher gemeidene Thema bewußt im Rahmen eines Unterhaltungsfilms, um ein breites Publikum aufzurütteln. Entstanden ist dabei ein insgesamt sicher sympathisches Werk, das aber auf die Berührungsängste des Publikums zuviel Rücksicht nimmt und daher nicht ganz ohne Verkürzunhen und Klischees auskommt.“ (Zoom) UFA-Stern
Die Piratenbraut USA 1995, R: Renny Harlin, D: Geena Davis, Matthew Modine
„Für die Handlung hat man zwar emsig in der Seeräuberkiste der Filmgeschichte gefischt, aber dabei nur Klischees geangelt. Die vielen Gefechte zu Wasser und zu Land können nicht verschleiern, daß die hektische Hommage unter minimalem Einfallsreichtum, akuter Spannungsarmut und holpriger Actioninszenierung leidet.“ (Bremer) Ufa-Stern
S
Der scharlachrote Buchstabe USA 1995, R: Roland Joffe , D: Demi Moore, Gary Oldman, Robert Duvall
„Sage noch jemand, Hollywood haben mit den Jahren Skrupel beim Verhunzen literarischer Klassiker entwickelt. Nathaniel Hawthornes Puritanersaga verwandelt sich in dieser Leinwandadaption in einen kitschigen und kreuzlangen Lore-Roman von der tapferen kleinen Frau, die sich im Namen der Liebe mit den hartherzigen Sittenaposteln des 17. Jahrhunderts anlegt.“ (Der Spiegel) Gondel
Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.
Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City
Sudden Death USA 1995, R: Peter Hyams, D: Jean-Claude Van Damme
„Sudden Death konfrontiert uns mit der ja beinahe alltäglichen Situation eines geplanten Terroranschlags auf ein Eisstadion, in dem zwei Eishockey-Teams um den Stanley-Cup spielen. Ohne den belgischen Sagenheld Van Damme als Feuerwehrmann und Inkognito-Torwart gäbe es bei dieser Party ausschließlich Verlierer.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern
T
Tom & Jerry - Der Film USA 1991, R: Phil Roman
Wiederaufführung des ersten langen Kinofilms mit dem Zeichentrickpaar, dessen Universum nur aus Käse, Mausefallen und endlosen Jagden besteht. Wenn die Fans davon nach zwanzig Jahren noch nicht genug haben, dann spricht auch nichts dafür, daß sie ihre immergleichen Abenteuer plötzlich in diesen 85 Filmminuten langweilig finden. (hip) Gondel
Toy Story USA 1995, R: John Lasseter
Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) Schauburg, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshsn.) und Wall- & Ziegelhof-Kino
Two Much – Zwei Zuviel USA 1995, R: Fernando Trueba, D: Antonio Banderas, Melanie Griffith
„Offensichtlich hatte Regisseur Fernando Trueba eine klassischen Verwechslungskomödie im Sinn. Doch die braucht neben spritzigen Dialogen vor allem das richtige Maß an Tempo und Timing. „Two Much“ läßt beides vermissen. Was bleibt, ist die halbwegs amüsante One-man-Show des Antonio Banderas, der auf dem besten Wege vom Sexobjekt zum charmanten Verführer ist.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Palast
U
United Trash Deutschland 1995, R: Christoph Schlingensief, D: Udo Kier, Kitten Natividad
„United Trash gibt sich wirklich Mühe, blasphemisch zu sein und allerlei unappetitliche Dinge zu zeigen. Von Lüsten ist dabei wenig zu spüren, nichts von polymorph-perverser Entspanntheit, im Grunde geht es ziemlich ernst zu. „Jeder Mensch ist brutal“, sagt da jemand am Ende. Diese trostlose und zackig reaktionäre Quintessenz teilt Schlingensief mit dem verklemmt Christlichen, gegen das er agitiert. Menschen viel böse. So arbeitet Schlingensief unverzagt weider an seiner Selbstinszenierung und kämpft gegen Bürgertum, Katholizismus, Linke und den Humanismus sowieso. Er dreht einer imaginären heilen Welt eine lange Nase und gibt den bösen Buben. Immer wieder, immer weiter. Eine titanische Aufgabe. Wenn er so weitermacht, wird er als Harald Schmidt des deutschen Kinos enden.“ (epd-Film) Kino 46
W
White Squall USA 1996, R: Ridley Scott, D: Jeff Bridges, Scott Wolf
„Ridley Scott hat früher Werbespots gedreht. Das sieht man vielen seiner Filme an. Kein Problem, solange Form und Inhalt aufeinander abgestimmt sind, wohl aber, wenn außer steriler Ästethik kaum etwas übrigbleibt.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter
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