Stolpe tritt nach

■ Nach der Standortentscheidung hält Streit um Flughafenbau bei Berlin an

Berlin (dpa/taz) – Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) entpuppte sich gestern als schlechter Verlierer. Die Option auf den Bau eines neuen Flughafens beim Ort Sperenberg bestehe weiter, sagte er. Die Bundesregierung, Berlin und Brandenburg hätten vereinbart, Sperenberg für den Fall in Reserve zu halten, daß der Ausbau von Schönefeld vor Gericht scheitere.

Der Bund und die beiden Länder hatten sich am Dienstag geeinigt, den schon existierenden Flughafen Schönefeld nahe der südlichen Stadtgrenze Berlins für die Zukunft zu modernisieren und zu vergrößern. Die von Brandenburg bevorzugte Variante eines Neubaus bei Sperenberg 60 Kilometer südlich der Hauptstadt war an der Ablehnung Berlins und Bonns gescheitert. Unmut in Brandenburg erzeugt auch die Tatsache, daß die Bundesregierung nicht einmal bereit war, finanzielle Entschädigung für das entgangene Projekt nach Potsdam zu schicken. Die Landesregierung wollte auf Bundeskosten die alten Militärareale von Sperenberg sanieren, zog jedoch den kürzeren.

Mehrere Initiativen von AnwohnerInnen kündigten gestern bereits Klagen gegen das Bauprojekt an. Heute wohnen rund 43.000 Menschen im Lärmbereich des Flughafens, erklärte der Bürgerverein Berlin-Brandenburg. Später steige diese Zahl auf rund 67.000.

Schon heute beschäftigt der Flughafen Schönefeld die Justiz. AnwohnerInnen haben eine Klage gegen die 1990 erteilte Betriebsgenehmigung eingereicht. Sie beantragen, den Flugbetrieb sofort einzustellen. Mindestens solle ein komplettes Nachtflugverbot verhängt werden. Voraussichtlich Anfang des folgenden Jahres wird das Oberverwaltungsgericht Frankfurt (Oder) über die Klage entscheiden. koch

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