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Keine Chance für Mückenfeinde

■ Das vermüllte, verstopfte, verpestete Bangkok sucht nach unkonventionellen Wegen zu Sauberkeit, Freiraum und Luft

Bangkok (taz) – Fünfhundert Meter Ruhe in Bangkok: Eine schmale Gasse, wo rot- und lilablühende Bougainvilleas über die Zäune wachsen. Auf dem Weg spielen Kinder Fußball und schubsen die Kleinsten in die Zierkakteen. Die Mangoverkäuferin hinter ihrem Handwagen lächelt und zeigt dabei betelnußrote Zähne.

Dann der Schock beim Einbiegen in die Hauptstraße: Motorengedröhn, Auspuffgeknatter, Polizeipfeifentrillern, Staub und Abgasschwaden; Stoßstange steht an Stoßstange, Motorräder fädeln sich haarscharf hindurch, und in den Restaurants sind die Fernseher extra laut gestellt, um den Straßenlärm zu übertönen.

Die Fußgänger – immer mit halbem Blick auf den Boden gerichtet, um nicht Schuh oder Fuß in einem offenen Gulli einzubüßen – schlängeln sich vorbei an umgefallenen Müllkörben und provisorisch aufgestellten Preßspantafeln. Dort hängen in diesen Tagen die Steckbriefe der 29 KandidatInnen für das Amt des Gouverneurs von Bangkok. Alle versprechen eines: Das Leben in der Zehnmillionenmetropole wird besser, wenn sie nur gewählt werden. Der Verkehr wird flüssiger, die Luft reiner, der Abfall weniger. Die einzige Frau in der Herrenriege hat eine spezielle Vision: Eine moskitofreie Zukunft für Bangkok. Im Hauptberuf verkauft sie Insektenspray.

Wahltag ist der 2. Juni. Aus den Befragungen entnervter BangkokerInnen im Radio gehen erste Trends hervor: Verkehrspolizisten finden Atemschutzmasken unbequem. Imbißverkäuferinnen an Straßenkreuzungen möchten weniger oft in Ohnmacht fallen. Die Anwohner des Chao-Phraya-Flusses und der Kanäle wollen keine Abwässer mehr in ihren Wohnungen haben, wenn die Fluten durch die Rohre nach oben steigen.

Die Mückenfeindin hat da keinerlei Chancen. Zu den Spitzenkandidaten zählen der eigenwillige Exgeneral Chamlong und der amtierende Gouverneur Krisda, dazu der Umweltexperte Bhichit Rattakul mit lieblichen blumengeschmückten Häuserfassaden im französischen Landhausstil und aquarellierten Wasserstellen auf seinen Plakaten. Chamlong hatte den Posten schon einmal, zwischen 1985 und 1992. Damals versetzte er die Bevölkerung in Erstaunen, weil er nicht mehr mit seiner Frau (und auch keiner anderen) schlafen wollte. Gouverneur Krisda wiederum hat gerade einen in der Presse gelobten Stadtentwicklungsplan für Bangkok erstellen lassen. Doch nie ist es einem Politiker gelungen, alle Behörden unter einen Hut zu bringen.

Auch der schöne Lösungsvorschlag von Vizepremier Thaksin ist schon gescheitert. Der Politiker und steinreiche Geschäftsmann erkannte, daß der erste Gedanke des Bangkokers am Morgen dem eigenen Kontostand gilt. Wenn alle gleichzeitig zur Bank fahren, sagte er sich, kommt es natürlich zum Stau. So ordnete er eine Entzerrung der Bankstunden an. Aus unerfindlichen Gründen zieht es die Leute jedoch weiterhin alle gleichzeitig auf die Straße. Jutta Lietsch

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