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■ VorschlagMit klitzekleinen Popmomenten: Die Butthole Surfers im Huxley's

Wer hätte gedacht, daß selbst die Butthole Surfers noch munter auf dem Rock-Planeten sich tummeln! In den Achtzigern gehörte es zum guten Ton, wenigstens eine Platte von der Band aus Texas sein eigen zu nennen, später jedoch vergaß man sie und glaubte sie längst aufgelöst: Nur schwer paßten die Butthole Surfers in die neue Zeit, zu verdreht, abgefahren und obskur war ihre Musik. Berühmt wurden sie für psychedelische Reisen in die Welt eines Cpt. Beefhearts, für Throbbing-Gristle-Anklänge, verquere Bluesstomper und Hardcore, der frei von Schwingungen war. Garantiert waren beim Hören ihrer Songs fusselige Unübersichtlichkeit, vor allem aber Klöße im Hals und das Erreichen mancher Schmerzgrenze. Auch live wurden da keine Zugeständnisse gemacht: Offenes Licht, Stroboskopgewitter, im Hintergrund laufende Filme mit Szenen von Verkehrsunfällen waren genauso obligat wie sich peinigende Nackttänzerinnen. Ganz spurlos ging dieses Gehabe wohl selbst an den einzelnen Bandmitgliedern nicht vorbei, und wo die Zeit sowieso nicht die ihre war, vergnügte man sich mit diversen Nebentätigkeiten: Der inzwischen ausgestiegene Bassist Jeff Pinkus gründete Daddy Longhead, Paul Leary produzierte Bands wie die Supersuckers und trieb sich mit seinen Kumpels Mojo Nixon und Jello Biafra in obskuren Country-Side-Projekten herum, und Gibby Haines zeigte Jonny Depp in einer Band namens P, wie man Mikro und Gitarre hält. Ihr neues Album „Electric Larryland“ ist nun ein Machwerk, auf das man zwar nicht gerade bange gewartet hat, das einige Menschen aber aus ihrer Rock-Lethargie zu reißen vermag. Richtig einkuscheln in Melodien läßt es sich weiterhin nicht, manchmal aber sind die Butthole Surfers nah dran an monoton-wohligem Stumpfrock, der auch nicht nein sagen möchte zu klitzekleinen Popmomenten. Das ist ein Fortschritt, und in einer Zeit, in der man sich sonst erschöpft bei den Smashing Pumkins oder den steinernen Tempelpiloten gute Nacht sagen muß, ist es wirklich aufregend, die Butthole Surfers mal wiederzusehen. Gerrit Bartels

Am Sonntag, 2. 6. ab 21 Uhr in Huxley's Neuer Welt, Hasenheide 114

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