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Protestdemo von Bewohnern eines Flüchtlingschiffes

Gestern demonstrierten fast 100 Flüchtlinge zusammen mit afrikanischen Organisationen gegen die zunehmende polizeiliche Kontrolle in ihrer Asylunterkunft. Der friedliche Protestmarsch von Harburg zum Hamburger Rathaus wurde von über 50 Polizisten begleitet. Grund für die Demonstration ist der Tod des 16jährigen Jude Abubakar aus Sierra Leone, der am vergangenen Don-nerstag nach einem Sprung aus einer Kajüte des Flüchtlingsschiffs „Floatel Harburg“ im Hafenbecken ertrunken war (taz berichtete).

„Manchmal kommen die Polizisten bis zu siebenmal pro Tag und inspizieren unsere Zimmer“, beschwerte sich am Rande der Demo ein Flüchtling aus Nigeria. „Erst setzen sie uns durch die häufige Präsenz unter Druck und dann helfen sie uns nicht, wenn etwas passiert“, kritisierte Prince Ade Felana, Sprecher der Betroffenen. Einige afrikanischen Bewohner mutmaßen, daß ihr Bekannter aus Angst vor einer Razzia gesprungen sei, weil er keine gültigen Papiere für Hamburg hatte, versucht Felana zu erklären.

Die Veranstalter des Protestmarsches beschuldigen die Polizei außerdem, keinen konsequenten Rettungsversuch bei dem jüngsten Unglück unternommen zu haben, obwohl die Beamten der Wasserschutzpolizei bereits nach einer Minute am Unglücksort eintrafen. „Sie standen bloß da und sagten, sie würden nach dem Mann fischen und hätten die Taucher alamiert“, berichtet Prince Ade Felana. Die Taucher kamen erst 40 Minuten später, Abubakar konnte nur noch tot geborgen werden.

Polizeipressesprecher Hartmut Kapp wies gestern die Vorwürfe über die Untätigkeit der Beamten als unbegründet zurück. Zugleich bestätigte er aber, daß das Dezernat für interne Ermittlungen (DIE) sich des Falles angenommen hat. Die Obduktion der Leiche habe inzwischen ergeben, so Kapp, daß Abubakar wohl nicht aus dem Fenster des Schiffes gestoßen wurde, sondern vermutlich selbst gesprungen ist. Hinweise auf eine „Fremdeinwirkung“ seien nicht gefunden worden. Hakeem Jimo

Foto: Henning Scholz

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