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Betonhart gegen Zementwerk

■ Der Widerstand gegen Häfensenator Beckmeyer wächst

Uwe Beckmeyer ist in argen politischen Nöten. Am Freitag vergangener Woche hat die Häfendeputation mit den Stimmen der Großen Koalition die Pläne des Senators versenkt, ein Zementwerk in Gröpelingen anzusiedeln. Nun bläst Beckmeyer auch in Bremen Nord der politische Wind ins Gesicht, wo das Hafenressort zwei Ersatzstandorte in die Diskussion gebracht hat – und es pusten vor allem wieder die eigenen GenossInnen. Am Donnerstag abend gründete sich unter reger Beteiligung der örtlichen SPD eine Initiative gegen ein Zementwerk in Farge. Und die Beiratsfraktion in Vegesack sprach sich einstimmig gegen den Standort Fähr-Lobbendorf auf dem Vulkan-Gelände aus. „Es nützt ja nichts“, kommentierte Häfen-Staatsrat Gerd Markus, der am Donnerstag abend selbst bei der Diskussion dabei war, den Protest. „Ich habe deutlich gesagt, daß wir mit den Planungen noch gar nicht soweit sind.“ Sein Ressort werde trotz des Protestes an den Planungen festhalten. Immerhin hat der Zementwerker Kohl Bau schon mit Entschädigungsforderungen von 25 Millionen Mark gedroht, wenn die Investition ganz verhindert würde (s. taz v. Dienstag). Wir sprachen mit Anke Nerger, der stellvertretenden Sprecherin der Vegesacker Beirats-SPD.

taz: Nun läuft Uwe Beckmeyer mit seinen Ansiedlungsplänen für ein Zementwerk auch in Bremen Nord auf. Warum?

Anke Nerger: Wir sind genauso dagegen wie die Gröpelinger. Ich sehe nicht ein, warum wir schlechter behandelt werden als die Gröpelinger. Immer nur wenn es Negativgeschichten gibt, dann wird Bremen Nord ausgesucht, bei positiven Veränderungen ist Bremen dran. Wir sind genauso gesund-heitsgefährdet, wir wollen unsere Lebensqualität genauso erhalten wie die Gröpelinger. Und deshalb geht es nicht an, daß man einfach mir nichts dir nichts einen Standort aussucht und sagt: Da soll es hin.

Hat der Senator oder sein Staatsrat, der die Angelegenheit offensichtlich vorantreibt, mal im Vorfeld mit Ihnen gesprochen?

Nein, wir sind nie angesprochen worden. Ich bin ja im Beirat, und ich wüßte auch nicht, daß es da mal eine Anfrage gegeben hätte. Wir haben diese Geschichte jetzt prophylaktisch beschlossen. Nicht daß wir bei diesem Spiel die kleinen Doofies sind nach dem Motto: Ihr habt Euch nicht gewehrt, nun seht man zu.

Wie haben Sie erfahren, daß der Standort in der Diskussion ist?

Es wurde ja schon gemunkelt, aber dann stand es in der Zeitung. Und dann bin ich natürlich aktiv geworden. Nicht mit uns.

Haben Sie sich eigentlich vor Ihrem Beschluß selbst noch mal beim Häfensenator erkundigt, was denn nun genau geplant ist?

Nein, haben wir nicht gemacht. Wir wissen ja auch von den Beiratskollegen aus Blumenthal und Farge, was da so laufen soll.

Ich war gestern auf der Versammlung in Farge. Da habe ich zum Beispiel gehört, daß 14 Silos gebaut werden sollen. Die Farger haben natürlich genauso gesagt, daß sie sich dagegen wehren werden. Wenn nötig gehen die bis zum Verwaltungsgericht. Und da war Staatsrat Markus noch mit dabei.

Ich bin auch dagegen, daß jetzt die Bevölkerung in Blumenthal-Farge und Vegesack gegeneinander ausgespielt wird. Auch wenn jetzt Farge eher ins Auge gefaßt wird: Wir erklären uns mit der Bevölkerung da solidarisch. Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren.

Man hat den Eindruck, das Zementwerk-Projekt ist bald ganz gestorben. Da sollen doch auch Arbeitsplätze geschaffen werden.

Ich bin natürlich sehr für die Ansiedlung von Arbeitsplätzen, nur: Ich kann natürlich nicht auf ein Gelände spekulieren, wo noch Arbeitsplätze sind. Das ist der Bremer Vulkan. Wir alle wissen, daß es jetzt wieder Aufträge gibt. Ich halte das für Leichenfledderei, was da betrieben wird.

Und immerhin lassen Sie Ihren eigenen Genossen gegen die Wand laufen.

Ich bin in erster Linie Demokratin. Ich bin in den Beirat gewählt, damit ich mich für die Bevölkerung einsetze und nicht für einen Senator, auch wenn er in meiner eigenen Partei ist. Fragen: J.G.

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