: Test für Prionenkrankheit entwickelt
■ Forscher hoffen, daß ihr Test auch beim Rinderwahnsinn funktioniert
Ein Testverfahren für die bei Schafen auftretende Prionenkrankheit Scrapie hat eine niederländische Forschergruppe entwickelt. Schon lange bevor die ersten Symptome aufträten, könne die Traberkrankheit der Schafe mit dem Verfahren diagnostiziert werden, berichtet Bram Schreuder vom Institut für Tierkunde und Tiergesundheit im niederländischen Lelystadt in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, daß Scrapie und die Rinderseuche, die Bovine Spongioforme Enzephalie (BSE), durch das gleiche infektiöse Agens, einem defekten Prion-Eiweiß, ausgelöst werden. Veränderte Prionen sind vermutlich auch der Verursacher der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen.
Die niederländischen Forscher wollen jetzt prüfen, ob ihr Test auch bei diesen Krankheiten anspricht.
Bisher waren die übertragbaren spongioformen Hirnerkrankungen nicht zu diagnostizieren. Erst nach dem Tod der Patienten oder Tiere konnte die Krankheit anhand der typischen schwammartigen Löcher im Gehirn zweifelsfrei nachgewiesen werden. Nun ist es Schreuders Team gelungen, in Gewebeproben aus den Mandeln zehn Monate alter Schafe die defekten Prionen nachzuweisen, lange bevor die ersten Krankheitssymptome auftraten. Die Tiere starben erst in einem Alter von zwei Jahren.
Grundlage des niederländischen Tests sind Antikörper, die auf die defekten Prionen spezifisch reagieren. Die Tiermediziner infizierten dazu Kaninchen mit kurzen Abschnitten der Prionen. Mit den aus dem Serum der Kaninchen gewonnenen Antikörper gelang dann der Nachweis des Scrapieerregers in den Mandeln von Schafen. Nach Schreuders Darstellungen ist der Test in wenigen Tagen durchführbar und zudem auch nicht teuer. Als nächstes wollen die Forscher ihr Verfahren an zwanzig Creutzfeldt-Jakob-Patienten überprüfen, die sich bei einer Behandlung mit verseuchten Wachstumshormonen infiziert hatten. Die Niederländer hoffen zwar, daß ihre Methode auch beim Rinderwahnsinn angewandt werden kann. Allzugroß sind die Erwartungen jedoch nicht. Denn die Prionen sind in den Mandeln der Rinder bisher noch nicht gefunden worden. Dabei sei doch gerade hier die Nachfrage sehr groß. Wolfgang Löhr
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