: „Offenste Arme“ etwas schließen
■ Streit um Zulassungsquote: HWP will mehr GymnasiastInnen / AStA fürchtet schlechtere Betreuung der Nicht-AbiturientInnen
Mit einem spontanen „Spaziergang zum Rathaus“ machten gestern fünfzig Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) ihrem Unmut gegen die geplante Neuregelung der Zulassungsquote an ihrer Hochschule Luft. „Wir wollten die PolitikerInnen für die Angelegenheit sensibilisieren“, erklärt Roman Scharwächter vom Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA) der HWP. Denn heute will der Hochschulsenat über das neue Konzept beraten und beschließen.
Einst war die HWP die einzige Hochschule, wo Nicht-AbiturientInnen nach bestandener Aufnahmeprüfung studieren konnten. Im Rahmen der Profil-Diskussion, die seit anderthalb Jahren an der Hochschule läuft, stellte man sich aber auch die Frage, welche Studierenden künftig ausgebildet werden sollen. Den Stein brachten die vier Mitglieder der Projektgruppe „Hochschulzugang“, unter denen auch ein Student war, ins Rollen. Sie schlug vor, die Zulassungsquote für BewerberInnen ohne Abitur oder Fachhochschulreife, die bisher bei 60 Prozent lag, um die Hälfte zu senken.
Diese Neuregelung soll der veränderten Bildungsstruktur der vergangenen Jahre Rechnung tragen: Immer mehr Menschen holen die Zugangsberechtigung über den Zweiten Bildungsweg nach. Es gebe immer weniger studierwillige Nicht-AbiturientInnen, so der Initiator der Projektgruppe und HWP-Professor Heinrich Epskamp. Auch an der HWP seien die BewerberInnenzahlen, die über eine spezielle Aufnahmeprüfung zum Studium zugelassen wurden, seit 1981 um die Hälfte zurückgegangen, während die Zahl der InteressentInnen mit Hochschulberechtigung um mehr als 50 Prozent stieg. Außerdem haben sich in den vergangenen Jahren auch andere Hochschulen für Berufserfahrene ohne Abitur geöffnet, so ein weiteres Argument der Befürworter.
Nach Epskamps Vorstellungen könnte die Zulassungsquote aber durchaus flexibel gehalten werden, sollte sich das Verhältnis zwischen den BewerberInnen mit und ohne Hochschulzugangsberechtigung wieder ändern.
Den AStA überzeugen diese Argumente nicht. „Die steigende Anzahl von Absolventen höherer Schulen würde das Niveau der ersten Semester derartig erhöhen, daß Einsteiger mit beruflicher Vergangenheit ungleich mühsamer ins akademische Leben eintreten“, prophezeit Roman Scharwächter. Die Studierenden befürchten finanzielle Einschnitte bei der Betreuung der Studierwilligen ohne Abitur. Bisher habe sie die HWP mit den „offensten Armen“ empfangen. Hakeem Jimo
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