114 Jahre Kieler Woche: Einstige Lustwettfahrt
■ Fördefest fiel seit 1882 nur während der beiden Weltkriege aus. Ein Überblick
Vor 200 Jahren herrschte an der Ostsee noch ein anderes Weltbild vor. Die Menschen schlenderten am Strand entlang und erfreuten sich des schönen Panoramas, doch an ein Bad dachte kaum jemand. Die wenigen Wagemutigen wurden allenfalls vom sicheren Ufer aus bestaunt. Zu dieser Zeit stritten die Experten noch, ob der Wasserkontakt eher gesundheitsgefährdend oder -fördernd sei.
In Kiel wurde die Diskussion 1822 mit dem Bau einer Seebadanstalt am Düsternbrooker Weg entschieden. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts gesellten sich zum Schwimmsport einige Ruder- und Segelvereine, so daß sich die Fördestadt in kürzester Zeit zu einer Hochburg des Wassersports entwickelte. Erste kleinere Regatten gab es 1869.
Die Geburtsstunde der Kieler Woche war dann allerdings eine von Marineangehörigen und Hamburger Kaufleuten organisierte Segelveranstaltung am 23. Juli 1882, an der auf der Innenförde 20 Jachten teilnahmen.
Damals wußte jedoch niemand, daß es sich hierbei um die erste Kieler Woche handelte, denn den Namen erfand ein Journalist erst zwölf Jahre später. Die ursprüngliche Bezeichnung lautete „Lust- und Rennwettfahrten“. Sogar das Kaiserhaus verschloß sich diesem Amusement nicht. Nach Prinz Heinrich 1885 segelte Kaiser Wilhelm II. vier Jahre später um Ruhm und Ehre.
Fortan war es aus mit der Beschaulichkeit dieses alljährlichen Schauspiels. Aus den Segelregatten wurde ein gesellschaftliches Großereignis mit Begleitveranstaltungen aller Art. Ein solches ist die Kieler Woche bis heute geblieben. Nur während der Weltkriege fiel sie aus, weshalb es 1996 trotz der nun 114jährigen Geschichte erst die 102. Auflage ist. M. Scherf
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