piwik no script img

Gnade für Blaumacher

Pescara (epd/taz) – Wer unter Fußballfieber leidet, bekommt kein ärztliches Attest. Ein Handelsvertreter aus Pescara an der Adria erbat sich daher bei seinem Chef aus „schwerwiegenden persönlichen Gründen“ um ein paar freie Tage. Anstatt sich, wie angekündigt, um seine Familie zu kümmern, reiste der Italiener jedoch zur Fußball-Europameisterschaft ins britische Manchester, um beim Achtelfinalspiel Deutschland gegen Italien dabei zu sein. Auf der Tribüne wurde der Fußballfan Opfer des Medienzeitalters. Fahnenschwingend und von der Spannung sichtlich gezeichnet, brüllte der Handelsvertreter direkt in das Objektiv einer Fernsehkamera – und zu Hause in Pescara sahen ihn alle: Kollegen, Kunden und natürlich sein Chef. Doch der Arbeitgeber drückte gegenüber dem zerknirschten Heimkehrer ein Auge zu. Für seinen Angestellten, sagte er, sei es schon Strafe genug, daß Italien verloren habe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen