: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) UT-Kino
A
Alf – Der Film USA 1995, R: Dick Lowry, D: Martin Sheen, Miguel Ferrer
Es gibt ja kaum noch eine amerikanische Fernsehserie, die nicht im Kino endet. Während das ewig grantelnde Spacemonster im Original eine durchschnittliche US-Familie zur Verzweiflung treibt, piesackt es hier nun die Offiziere in einem Militärstützpunkt. Aber auch dabei besteht der einzige Lebenszweck des TV-ETs wieder in Lasagne und Katzenspeck. Schauburg, Ufa-Stern, Wall- und Ziegelhof-Kino (OL)
B
Das Baumhaus USA 1994, R: Jon Avnet, D: Kevin Costner, Elijah Wood
„Forrest Gump“ präsentierte die jüngere Geschichte der USA als ein Märchen, das von einem netten Idioten erzählt wird, und fing, mit diesem ironischen Dreh, die Stimmung der Geschichte einer Nation ein, die tragisch außer Kontrolle gerät. „Das Baumhaus“ ist „Forrest Gump“ ohne die Witze, ohne die Ironie und ohne jeden Sinn für den historischen Kontext. Obwohl es demonstrativ in den 70er Jahren angesiedelt ist, offenbart dieses Mischmasch aus rührselig, abgedroschenem Moralisieren und albernen erzählerischen Kunstgriffen ein geschichtsbildliches Vakuum von wahrhaft erschütternden Proportionen. Leider poltert Costner durch Wüsten von selbstgestrickten Weisheiten wie ein arbeitsloser Prediger auf der Suche nach einer Pfarrei. Sein Spiel enthält nicht den geringsten Hinweis darauf, daß er das Drehbuch als die pompöse Faselei erkennt, die es offensichtlich ist.“ (Sight and Sound) City
The Birdcage USA 1996, R: Mike Nichols, D: Robin Williams, Gene Hackman, Nathan Lane
„Mike Nichols hat es sich leicht gemacht und einen vollständigen Abklatsch des Molinaro Films „Ein Käfig voller Narren“ geliefert, von allen Gags bis hin zu den rosa Socken des „fein“ gekleideten Albert. Michel Serrault gestaltete damals den schwierigeren Part des effiminierten Freundes viel subtiler, anrührender und menschlicher als der Broadway-Schauspieler Nathan Lane. Robin Williams als Nachtclubbesitzer ist ungewöhnlich zurückhaltend, ähnlich wie seinerzeit Ugo Tognazzi. Dagegen ist Gene Hackman als reaktionärer Senator dem schrecklich chargierenden Michel Gababru der alten Fassung weit überlegen. Alles in allem: alter Wein in rundum erneuerten Schläuchen.“ (epd-Film) City, UT-Kino und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)
D
Don Juan DeMarco USA 1994, R: Jeremy Leven, D: Marlon Brando, Johnny Depp, Faye Dunaway
Schönster Eskapismus, bei dem die Flucht in eine Traumwelt selbst zum Thema wird. Ein junger Amerikaner mit spanischem Akzent und Kostüm wird von einem Psychiater behandelt: er glaubt, der größte Liebhaber der Welt zu sein. Seine Phantasiewelt ist so poetisch und sinnlich, daß er den abgebrühten Seelenklempner und die Zuschauer schnell davon überzeugt, daß es sich in solch einem Wahn viel schöner leben läßt als in der schnöden Realität. Johnny Depp spielt diesen Traumtänzer mit viel Charme und Witz. Aber die Sensation des Films ist, daß der alte, fette und nuschelnde Brando scheinbar ohne jede Anstrengung noch viel verführerischer wirkt als sein junger Co-Star. (hip) Kino 46
Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol
„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Stern
Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren
„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neunte gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) City
Dschungel-Olympiade USA 1979, R: Steven Lisberger, Michae Fremer
„In Form einer fiktiven Olympiade der Tiere mit allen gängigen Sportdisziplinen und in der Art der Berichterstattung des US-Fernsehens werden in diesem Zeichentrickfilm die sportlichen Vorbilder und die Medienvermarktung olympischer Ideale behandelt. Ein wichtiges Element ist dabei die Musik: Der Rock-Sound der Gruppe „10cc“ ist voll auf die Bilder abgestimmt. Diese Symbiose von Rock- und Fantasy-Elementen müßte auch den etwas Älteren gefallen.“ (Cinema) Kino 46
E
Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M.Ort, Tim Bergmann
„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel) UT-Kino, UFA-Palast, Apollo (WHV) und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)
Einsame Entscheidung USA 1996, R: Stuart Baird, D: Kurt Russell, Steven Seagal
„An Bord einer entführten Passagiermaschine will ein arabischer Fanatiker tödliches Nervengas nach Amerika bringen, um Washington und die Bevölkerung der gesammten Ostküste auszulöschen. Für ein Team von Spezialisten beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Ein Antiterroristenfilm, in dem Actionheld Steven Seagal das erste Viertel nicht überlebt: das Regiedebüt des Cutters Stuart Baird erweist sich innerhalb des Genres als intellignetes Kammerspiel mit präziser Figurenzeichnung und gleichzeitig als bester Adrenalinstoß seit der „Stirb langsam“-Trilogie.“ (tip ) Ufa-Stern
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) UT-Kinocenter
F
Familienbande USA 1995, R: Peter Yates, D: Peter Falk, D.B. Sweeney
„Die letzten 30 Jahre im Leben eines polnischstämmigen Bäckers in Pittsburg, der seine verwaisten Enkel großzieht und mit seiner barschen Autorität dessen Leben ebenso oft an den Rand der Katastophe wie in heilsame Ordnung führt. Eine dankbare Rolle für Peter Falk, der raunzt und quengelt, auftrumpft und die beleidigte Leberwurst spielt, daß es nur so seine Art hat. Doch als Film ist dies eine eindimensionale, laue Imitation einst erfolgreicher komödiantischer Melodramen. Nichts ist ausgespart zwischen Kinderstreichen und Todeserfahrung, doch alles vollzieht sich mit einer Routinehaftigkeit, als sei der Film von Anfang an auf Autopilot geschaltet.“ (Filmdienst) UFA-Palast
Forrest Gump USA 1994, R: Robert Zemekis, D: Tom Hanks, Sally Fields
Als eine Mischung aus Zelig, dem braven Soldaten Schweijk und Dostojewskis „Idiot“ sieht man Tom Hanks neben John Lennon, Senator Wallace und den Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon. Irgendwie ist er auch für die Hüftschwünge von Elvis, Watergate und einen Kult verantwortlich. Ein komisches und sehr smartes Epos über einen typisch amerikanischen Helden. (hip) Modernes
Frech wie Krümel Dänemark 1991, R: Sven Methling
Kinderfilm über die Abenteuer des elfjährigen Krümel Krümelborg, der sich nicht nur mit seiner heftigst pubertierenden Schwester und seinem chaotischen kleinen Bruder, sondern auch noch mit Bankräubern herumschlagen muß. Schauburg
From Dusk Till Dawn USA 1996, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Georg Clooney, Harvey Keitel
Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielt zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden bei diesem Film für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Das Beste am ersten Teil des Films sind die kaltschnäuzigen und makabren Dialoge, für die Tarantino berühmt ist. Leider zählt er aber nicht gerade zu den originellsten Erzählern von Hollywood, und deshalb wirkt es, als hätten er und Rodriguez leichtfertig ihrer besten Trümpfe aus der Hand gelegt, wenn in der zweiten Hälfte des Films kaum noch jemand einen ganzen Satz sagt. Nachdem die Sonne untergegangen ist, liefern sich hier nämlich einige Yankees eine Schlacht mit einer ganzen Armee von mexikanischen Vampiren, und in den letzten 40 Minuten wird nur noch herumgeballert, gebissen und geschrien. Auch wenn Rodriguez noch so rasant inszeniert und schneidet, verliert man schnell den Überblick und das Interesse daran, wer schon untot ist oder noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. Und so hofft man auf ein möglichst baldiges Morgengrauen. Nicht etwa weil dann alle Bösen in den ersten Sonnenstrahlen zerschmelzen, sondern weil der Titel verspricht, daß der Film mit ihm endet. (hip) Schauburg
G
Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John
„Vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond nicht viel Zeit und Raum, seinen männliche charem und seine guten Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) Modernes
H
Hackers USA 1995, R: Iain Softley, D: Johhny Lee miller, Angelina Jolie
„Hier ist das erste Dilemma, das sich jedem stellt, der einen Teenager-Aktion-Abenteuer-Liebesfilm über Computer-Kids machen will: Wie kann man das ewige Tastentippen aufregend machen? Die Macher von „Hackers“, einem wilden Kabelritt mit einer Bande von Cybercowboys - den Helden des nächsten Jahrtausends, gelingt die Lösung dieses Problems mit sensitiver Überladung. Es gibt immer noch viel tote Zeit mit Fingern, die über Keyboards schnellen und Augen, die vom Schein des Bildschirms illuminiert werden, aber all das wurde mit dem hektischen Schwung des MTV-Schnellschnitts gut kaschiert. Außer für Netsurfer und Webheads ist der Film wohl kaum verständlich mit all den technischen Details und verwirrendendem Fachjargon, aber vielleicht lernen Sie ja doch das Eine oder Andere dazu. Wie etwa die vier am meisten verwendeten Passworte (Liebe, Sex, Geheimnis und Gott)“ (Worldpremiere) UFA-Stern
J
Jeffrey USA 1995, R: Christopher Ashley, D: Steven Weber, Patrick Stewart
„Es ist fast schon gemein, „Jeffrey“ herunterzumanchen, eine bescheidene und gutgemeinte romantische Komödie über Sex in der Aids-Ära. Der Film ist nicht dafür geschaffen, genau analysiert und kritisiert zu werden, und die Filmmacher stört dies auch nicht weiter - genausowenig wie das Publikum im Preview, das auch bei den ältesten Tuntensprüchen gutgelaunt loslachte. Es kann auch mal Spaß machen, die kritischen Maßstäbe niedrig zu hängen und es gibt wohl auch gute Gründe dafür, warum schwule Zuschauer, (für die „Jeffrey“ in erster Linie maßgeschneidert ist) genau dies hier machen. Trotzdem: wenn man den Film an einem auch nur halbwegs annehmbaren Standard mißt, werden seine Ungeschicklichkeiten deprimierend deutlich. Aber ein Pluspunkt bleibt Patrick Stewart (der befehlsgewohnte Captain Picard aus der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“), dessen Leistung als feurige Tunte im großen alten Stil das Konzept der Besetzung gegen den Typ in neue Dimensionen trägt.“ (Sight and Sound) Filmstudio
K
Der kalte Finger Deutschland 1996, R: Ralf Huettner, D: Gruschenka Stevenes, Dominic Raake
„Unter dem Künstlernamen Kim verdient Conny nachts mit Telefonsex die dicke Kohle. Einem Stammkunden, der sich „der kalte Finger“ nennt, erzählt sie Geschichten, statt Orgasmen zu simulieren. Als Frauenleichen gefunden werden, so zugerichtet wie Kim fantasierte, ist klar, daß „der kalte Finger“ seine Kunst allzu ernst nimmt. Auch das Objekt seiner nächsten Performance hat er schon ausgesucht: Kim ! Hätten die Drehbuchautoren vor lauter schönen Datails nicht vergessen, daß ein Thriller auch Suspense benötigt, sie hätten mit dieser 1 a-Besetzung und Inszenierung den großen Wurf landen können.“ (tip) City
L
Last Dance USa 1996, R: Bruce Beresford, D: Sharon Stone, Rob Morrow
„Ein Film wird nicht dadurch schlechter, daß ein anderer schneller war. Glücklich werden die Produzenten des Todesstrafendramas „Last Dance“ aber dennoch nicht gewesen sein, als sich Tim Robbins in „Dead Man Walking“ mit demselben Thema auseinandersezte wie sie. Gleich vorweg: Robbins' Film ist der bessere, ehrlichere. „Miss Daisy“-Regisseur Beresford interessiert sich weit weniger für das Pro und Kontra der Todesstrafe. Mit Sean Penn hat man gelitten, weil man sich so mit der Thematik der Todesstrafe auseinandergesetzt hat. Mit Sharon Stone leidet man (wenn überhaupt), weil sie Sharon Stone ist.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter
Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue, Julian Sands
„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“ kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten. Trotzdem begegnet er ihr in der Person der attraktiven Sera, einer jungen Prostituierten, die auch mit ihrem Leben nicht klarkommt. Shue gelingt es, diese Klischeefigur mit viel Persönlichkeit und Tiefe zu beleben. Sie ist für Cage ein tröstender Engel des Todes, und in der letzten Szene sitzt sie neben seinem Leichnam in einem billigen Motel. Dieses Bild hat die karge Schönheit eines Gemäldes von Edward Hopper.“ (The Observer) Schauburg, UT-Kinocenter
M
Manhattan USA 1979, R: Woody Allen. D: Woody Allen, Diane Keaton
„Mag sein, daß der Film narzißtisch ist und stilistisch ist er auch nicht perfekt: die Geschichte ist ein wenig zu dramatisch in Szene gesetzt um das Gelächter zu wecken, das den Witzen gerecht würde. Aber dies ist eine der witzigsten, intelligentesten und reifsten von allen romantischen Komödien. Allens Regie ist so gut wie nie: achten sie auf die innovative Komposition der einzelen Einstellungen und die Art, wie er Autos und Bilder von Fahrten als Schlüsselmotive nutzt. Die Stars sind die Stadt, die Musik von Gershwin und Woody Allen – in dieser Reihenfolge.“ (Chris Tookey) Kino 46
Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch
„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seine bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehnder Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten: die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz.“ (tip) Kino 46 und Bgh. Vegesack
Max & Moritz Deutschland 1960, R: John Halas
Zeichtrickfilm nach den Comic Strips von Wilhelm Busch, mit den beiden bösen Buben im Mittelpunkt. Recht hausbackene Kinounterhaltung aus den 60ern mit den guten komischen Onkeln Heinz Rühmann und Theo Lingen als Erzählern. UFA-Palast
Mein Mann Frankreich 1996, R:Bertrand Blier, D: Anouk Grinsberg, Gerard Lanvin / Originalfassung mit Untertiteln
Schade, daß statt der guten neuen französischen Filme bloß wieder ein auf Spielfilmlänge gesteckter Altherrenwitz den Weg in die deutschen Kinos geschafft hat. Die fragile Nutte mit Mutterinstinkten (Anouk Grinberg) peppelt Jeannot (Gerard Lanvin), einen pittoresk verdreckten Clochard wieder auf und macht ihn zu ihrem Zuhälter. Zum Dank behandelt er sie - und andere Frauen - wie es einem Zuhälter gebührt: mit Härte statt Gefühl. Höhepunkt der Peinlichkeit in Bertrand Bliers Film, einer unglaubwürdigen Milieustude mit einer - immerhin - sehenswerten Anouk Grinsberg ist Jeannots Schlußwort: „Frauen, verzeiht mir!“ (mu) Schauburg
Meister Eder und sein Pumuckl Deutschland 1980, R: Ulrich König, D: Gustl Bayrhammer, Helga Feddersen
Man mag es kaum glauben, aber der kleine Kobold und Bruder von Pinocchio ärgert schon seit über dreißig Jahren den bayrischen Schreinermeister: zuerst in Hörspielen des bayrischen Rundfunks, dann als sehr erfolgreicher TV-Serienheld und seit Anfang der 80er Jahre nun auch im Kino. Und immer machte Hans Clarin den kleinen Quälgeist mit seiner Stimme lebendig. Obwohl er längst das Rentenalter erreicht hat, klingt sie immernoch so jung und frech, daß man dem Knirps jeden Streich gerne verzeiht. (hip) Gondel
Mississippi Delta USA 1995, R: Phil Joanou, D: Alec Baldwin, Kelly Lynch
„Mississippi Delta“, der auf dem Krimi-Bestseller „Heaven's Prisoner“ von James lee Burke basiert, scheint nicht so sehr für die Leinwand adaptiert, sondern eher verlängert worden zu sein. Zuerst ermöglicht diese sehr unangestrengte Herangehensweise einige interressante neue Erzählstränge und viel Lokalkolorit von Louisiana. Der Film, der mit einem spektakulären Flugzeugabsturz in den Golfstrom beginnt, fächert sich zu einem weitläufigen Kriminalfall auf, wenn der Ex-Polizist Dave Robicheaux diejenigen sucht, die für den Absturz verantwortlich sind. Aber der Film braucht zu lange, um in Schwung zu kommen, und erinnert an die Lektüre von Büchern, die man ständig neu anfangen muß, weil man sich nicht mehr daran erinnert, was im letzten Kapitel passierte. Die erste Szene, in der Robincheaux verzweifelt versucht, ein unter Wasser eingeschloßenes Mädchen aus dem absinkenden Flugzeug zu befreien, ist alleine schon fast die Eintrittskarte wert, aber so gut wird der Film nie wieder. So wie Robincheauxs schwindende Reserve an Oxygen, geht auch dem Film langsam aber sicher die Luft aus.“ (Herald Tribune) City, Ufa-Palast und Wall- & Ziegelhof-Kinos
N
Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg
„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern
Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin
„Die beste Thriller laufen im Kopf ab. Das weiß auch jener hyperintelligente Killer, den sie respektvoll den „Lehrer“ nennen. Er setzt gerne seine eigenen Thriller in Szene - mit wirklichen Opfern. Diesmal bedroht er (Alec Baldwin) eine Geschworene, die Bildhauerin Annie (Demi Moore). Annie soll einen Freispruch für den Mafiaboß erwirken, der den Lehrer bezahlt. Wie der Killer Annie umwirbt und erpreßt, ihr Angst einjagd und zugleich mit perverser Logik klarmacht, daß er der einzige ist, dem sie vertrauen darf - das ist eine atemberaubend ausgefeilte Hirnwäsche. Aber bald mißtraut dieser Thriller der Wahl seiner Waffen. Statt auf den Kick im Kopf setzt er auf Bomben und Revolver; das Psychoduell zwische Jäger und Gejagter weitet sich aus zur blutig-biederen Schlacht. Wer gewinnt, ist absehbar. Wer verliert? Der Film selbst.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast, UT-Kino und Wall- & Ziegelhof-Kinos / Ufa-Palast auch Originalfassung
O
Operation Dumbo USA 1995, R: Simon Wincer, D: Danny Glover, Ray Liotta
„Können Elefanten Fallschirmspringen? Diese interessante Frage beantwortet der australische Regisseur Simo Wincer in seiner erstaunlich gut besetzten Militärkomödie. Und noch viel erstaunlicher: Die Geschichte - Elefant springt über dem Dschungel von vietnam ab - ist wirklich so passiert!“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter
P
Psycho USA 1960, R: Alfred Hitchcock, D: Anthony Perkins, Janet Leigh
„Inspiriert durch die Taten des wahnsinnigen, kannibalistischen Killers Ed Gein aus Wisconsin (von dem auch im „Texas Chain Saw Massacre“ erzählt wird) kann die Bedeutung von „Psycho“ für das Genre garnicht hoch genug eingeschätzt werden. Dieser Einfluß kommt nicht nur von der Figur des Norman Bates (der seitdem auf der Leinwand in einer unwahrscheinlichen Anzahl von Wiedergeburten erschien), sondern auch von Hitchcocks Gebrauch der Popolär-Psychologie (das Verderben wird aus der perversen Familiengeschichte der Hauptfigur geboren und nicht durch übermeschliche Mächte), Bernard Herrmanns berühmter Filmmusik (seine innovativen, enervierenden schreienden Violinen wurden inzwischen oft kopiert), und einem neuen Level von Gewalt auf der Leinwand. Ein interessanter Unterschied zwischen „Psycho“ und den Horrorfilmen von heute ist das Alter der Filmfiguren. In Hitchcocks Klassiker ist kein einziger Teenager in Sicht - ein erhellender Hinweis auf die Weiterentwicklung des Genres und das immer weiter abnehmende Durchschnittsalter des Kinopublikums.“ (James Monaco) Kino 46
Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harbvey Keitel
„Daß da ausgerechent Tarantino einlaxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: von Oliver Sones dumpf gespreitzter, schockgeiler und schmierig-koketter Verhunzung des Trantino-Drehbuchs „Natural Born Killers“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmeier) Schauburg, Cinema
S
Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.
Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City
Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: Harvey Keitel, William Hurt
„Wer sich keine Zeit zum Hinsehen nimmt, wird niemals etwas sehen: Paul Austers Leitsatz sagt alles aus über die Wunder des Films, und die unscheinbaren Veränderungen des Alltags. Basierend auf seinem Drehbuch erzählt Wayne Wang in raffiniert aufgebauten Episoden Geschichten und Erlebnisse eines guten Dutzend Personen, deren Wege sich in Auggie Wrens Tabakladen kreuzen. Eine Schule des Sehens und Zuhörens mit vorzüglichen schauspielerischen Leistungen, allen voran Harvey Keitel und William Hurt.“ (Broadway) Atelier
Sommer Frankreich 1996, R: Eric Rohmer, D: Melvil Poupaud, Amanda Langlet
„Gaspard wartet in einem bretonischen Küstenstädchen auf seine Freundin Lena. Um die Zeit zu vertreiben, unternimmt er lange Spaziergänge mit der Studentin Margot, die ihn mit ihrer Bekannten Solene zu verkuppeln versucht. Als nach zwei Wochen doch noch Lena auftaucht, ist die Verwirrung perfekt. Mit heimlichem Vergnügen betrachtet man, wie sich der Held immer tiefer in diese unmögliche Situation verstrickt; und doch bleiben alle Figuren des Films so glaubwürdig und lebensecht, wie das auf der Leinwand nur möglich ist. Ein so leichtes, so unbeschwertes und doch so ernsthaftes Kino macht wohl nur noch ein Eric Rohmer.“ (tip) Cinema, Gondel
T
Total Eclipse Frankreich/Großbritannien/Belgien 1995, R: Aqnieszka Holland, D: Leonardo DiCaprio, David Thewlis, Romane Bohringer
„Genie plus Wahnsinn, das ist immer eine feine Sache. Unter dem Mystery-Titel „Total Eclipse“ wird ausgebreitet, was Kröners stets kompetentes „Lexikon der Weltliteratur“ die „abartige Freundschaft“ zwischen Arthur Rimbaud und Paul Verlaine nennt: zwei der größten französischen Lyriker des 19. Jahrhunderts in Clinch, Ekstase und Delirium. Als der Schrifsteller Christopher Hampton sein 1968 uraufgeführtes Rimbaud-Schauspiel „Total Eclipse“ schrieb, machte er ihn zum Punk-Prinzen und hochfahrenden Weltumstürzer aus dem Geist der Studentenrevolte. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland zieht das Hampton-Stück als psychopathische Fallgeschichte wie für einen TV-Kulturkanal durch: Ihr Verlaine ist ein triefnasiger Masochist, ihr Rimbaud der ewige Lümmel von der ersten Bank, beide führen sich furchtbar auf, und daß sie nebenbei irgendwas mit Literatur zu tun haben, ist ziemlich egal.“ (Der Spiegel) Atlantis
Toy Story USA 1995, R: John Lasseter
Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) UT-Kinocenter
Two Girls in Love USA 1995, R: Maria Maggenti, D: Laurel Holloman, Maggie Moore
„Dies ist ein Film über die erste große Liebe. Über die verstohlenen Blicke auf dem Schulhof. Über den ersten Kuß und die Aufregung darüber und den Kaugummi, den man dabei aus dem Mund zu nehmen vergessen hat, usw. All das hat Maggenti zwar ganz konventionell gefilmt, aber so rührend, daß einem ohn' Unterlaß das Herz ganz weich wird. Was „2 Girls in Love“ aber heraushebt aus den Fließbandschmonzetten, ist die Tatsache, daß sich hier zwei 17jährige Mädchen ineinander verlieben. Und vor allem der Umstand, daß daraus kein Aufheben gemacht wird.“ (taz) Cinema
U
Die üblichen Verdächtigen USa 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri
In jedem guten Thriller werden falsche Spuren gelegt, aber Regisseur Singer tut dies hier so radikal wie kaum jemand vor ihm. Ein Film muß schon verteufelt gut sein, damit das Publikum so etwas schluckt und beim tiefschwarzen Finale von „Die üblichen Verdächtigen“ ist man nicht enttäuscht sondern völlig verblüfft. (hip) Gondel
W
Werner – Das muss kesseln Deutschland 1996, R: Michael Schaak, Udo Beißel
„Sach Bescheid! Der neue Werner-Film is' fertig ! Sechs Jahre nachdem „Werner -Beinhart“ über deutsche Leinwände dengelte, meldet sich die großnasige Comic-Kult-Figur aus dem hohen Norden im Kino zurück. Glücklicherweise waren die Produzenten diesmal klug genug, auf eine störende Rahmenhandlung zu verzichten. Daher präsentiert sich der neue Werner als „100 % Trickfilm“, als sinnfreier Zeichentrickspaß mit extrem hohem Kult- und Bölkstoff-Gehalt.“ (V. Bleek) UFA-Palast, UT-Kino, Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL) sowie Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshsn.)
Wiedersehen auf Bullerbü Schweden 1961, R: Olle Helbom, D: Kay Anderson
Fortsetzung der Astrid Lindgren-Erzählung „Die Kinder von Büllerbü“, in der das idyllische und heitere Leben von Kindern in einem kleine Dorf beschrieben wird. Der dramaturgische Konflikt dieses Films besteht darin, daß ein kleiner Junge mit einem lockeren Zahn Angst vor dem Zahnarzt hat. Atlantis
Wolken ziehen vorüber Finnland 1996, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinnen, Kari Väänänen
„Das hier gezeigte Elend, das kein extremes ist, sondern eines, das schleichend herankommt und „normale Leute“ trifft, ruft ein immens großes Mitleid für die liebevoll gezeichnete Figuren hervor. Doch trotz der düsteren Themen Arbeitslosigkeit und Rezession ist das neue Werk des Finnen Aki Kaurismäki erstaunlich optimistisch. Bei aller Tragik brechen sich die komischen Zwischentöne durch die Minimalistik der Dialoge, Mimik und Gestik Bahn. Die dem 1995 verstorbenen Stamm-Schauspieler Kaurismäkis, Matti Pelonpää, gewidmete Tragikomödie ist ein warmherziges, poetisches Märchen.“ (Nina Grundmann) Schauburg
Z
Zwielicht USA 1995, R: Gregory Hoblit, D: Richard Gere, Laura Linney
„Wie „Die Üblichen Verdächtigen“, „Das Messer“ oder (der Urgroßvater von all diesen) „Les Diaboliques“ hat der Film ein giftiges Schwanzende, das die Zuschauer wie eine erwachende Cobra erschrecken soll und sie schmerzhaft mit der allglatten Doppelbödigkeit des Bösen sticht. Der Zuschauer wird hier, genau wie der Held zum Narren gehalten: Man wird dazu angehalten, sich tief in das menschliche Drama einzufühlen, um dann mit der Nase in boshaften Zynismus gedrückt zu werden. Die Enttäuschung wird aber aufgehoben durch ein masochistisches Vergnügen, mit dem man die Schritte zurückverfolgt, mit denen man so fachmänisch reingelegt wurde. In Phil Joanous „Final Analysis“ spielt Richard Gere einen Psychiater, der von seiner Patientin Kim Basinger für dumm verkauft wird. Und auch hier wird ihm wieder der überhebliche Blick aus dem Gesicht geschlagen und gezeigt, wie er sich lächerlich macht. Für seinen Mut zu solchen unvorteilhaften Rollen hat er zumindest ein herzhaftes Schulterklopfen verdient. Gere hat endgültig die schalen Manierismen des Schönlings hinter sich gelassen, die er in den 70ern kultivierte. In seinem Stil ist jetzt etwas mehr Zen.“ (Sight and Sound) Europa, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhof-Kinos
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen