piwik no script img

Jetzt Softeis und Maloche

■ Am gestrigen Zeugnistag gab es kaum noch erregte Gemüter

School out – gestern war Zeugnistag. Gab es Tränen? Eine schweißnasse Nacht? Hat irgendjemand das Papier zerrissen? Dana (14) trug ihres nachmittags noch in der Klarsichtfolie unter dem Arm und meinte ganz trocken: „Zeugnisse sind ein Witz. Wir wissen unsere Noten doch schon vorher.“

Am Tag der „Giftzettel“ war gestern die große Aufregung schon wieder vorbei. Auf dem Marktplatz lungerten zwei Jungs von der Gesamtschule Mitte in löchrigen Jeans herum und fanden noch ein paar coole Worte: „Scheiße, ich bin durchgefallen. Nächstes Jahr starte ich dann voll durch.“ Ansonsten war Ferienstimmung mit Softeis und Fahrkartenkaufen angesagt. Bianca und Katharina (15): „In unserer Klasse haben's alle knapp geschafft. Morgen wollen wir nach Düsseldorf – Hauptsache, aus Bremen raus.“

Die einzigen, die gestern noch etwas in Verwirrung gerieten, waren die Eltern. Eine Mutter rief irritiert beim Sorgentelefon des Kinderschutzzentrums an: „Auf dem Zeugnis steht, mein Sohn wird versetzt nach Paragraph drei. Bleibt er nun sitzen oder was bedeutet das?“ Brigitte Berauer am anderen Ende der Leitung konnte beschwichtigen: Nur ein Schulgesetzvermerk, alles in Ordnung.

Das war auch für Frau Berauer das Highlight des gestrigen Tages. Bremens Jugend klingelte nicht durch. In Klassenverbänden war (fast) das gesamte Schulzentrum Hamburger Straße nach der einen Stunde Zeugnisvergabe in die Eisdiele gestürzt. Die Jüngeren wußten sowieso nicht, wie gut sie waren, weil sie keine Noten bekommen hatten. Die Älteren dachten schon an die Ferienmaloche bei Mercedes. sip

Sorgentelefone: Kinder- und Jugendtelefon beim Kinderschutzbund, % 111 03 sowie der Schulpsychologische Dienst, % 361- 10 559 (Hauptstelle).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen