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Bürgermeisterin reist erst nach Abschluß an

■ Bei der „Bau-Olympiade“ in Barcelona ist Berlin trotz Bewerbung um die Austragung nur mangelhaft vertreten

Die „größte Baustelle Europas“ trumpft auf dem 19. Weltkongreß der Architekten und Stadtplaner (UIA) in Barcelona so richtig auf: Weder der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) noch die beiden zuständigen Senatoren – Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und sein Kollege Jürgen Klemann (CDU) von der Bauverwaltung – vertreten die Stadt während der internationalen Tagung, die vom 3. bis zum 7. Juli in der katalanischen Olympiastadt stattfindet.

Auch die Exponate, mit denen die „Hauptstadt der Kräne und Baugruben“ für sich werben will, sind mehr als mager: Während Frankreich, Spanien oder Lateinamerika, Israel, China oder „Bukarest 2000“ mit historischen und zeitgenössischen Architekturbeispielen protzen, stellt Berlin ein paar wenige „City Projekte“ und die „Wasserstadt Spandau“ vor. Hilfe erhalten die Berliner vom Goethe-Institut vor Ort, das die debis-Schau „Potsdamer Platz“ präsentiert. „Die Ausstellung entspricht nicht ganz unseren Vorstellungen“, kritisiert vorsichtig Carl Steckeweh, Geschäftsführer des Bunds Deutscher Architekten (BDA) in Bonn.

Die kleinen Beiträge werden innerhalb der großen UIA-Ausstellung „Present and Futures: Architecture in Cities“ im Rahmen des viertägigen Baukongresses gezeigt. Auf der Architektur-Olympiade, die im Drei-Jahre-Rhythmus abgehalten wird, werden über 6.000 Fachmänner und -frauen erwartet. In Seminaren, Workshops und auf Foren soll über die Zukunft der Städte und ihrer Bewohner im 21. Jahrhundert und über neue Architekturen debattiert werden.

Beim sonst so reiselustigen Stadtentwicklungssenator zeigte man sich erstaunt über die Frage nach einer guten Berlin-Präsenz. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sei auf der Habitat- Konferenz in Istanbul vor zwei Wochen vertreten gewesen, sagte Strieder-Sprecher Manfred Ronzheimer. Nach Barcelona hingegen werde man nicht reisen. „Ist das denn wichtig?“ wollte Ronzheimer wissen. Nach Ansicht des Sprechers sei es die Sache der Bauverwaltung, auf dem Architekturkongreß Flagge zu zeigen.

Auch im Hause des Bausenators nimmt man Barcelona auf die leichte Schulter. Klemann habe seine Zusagen zur Teilnahme und zu einem Vortrag aus „Termingründen“ zurückgezogen, erklärte Sabine Wolff, Pressechefin in der Bauverwaltung. Zeit allerdings hätte der Bausenator: Die geplante China-Visite Klemanns mit Bundesbauminister Klaus Töpfer ist ins Wasser gefallen. Trotzdem läßt sich der Bausenator durch seinen Staatssekretär Ulrich Arndt vertreten, der über die „städtebaulichen Perspektiven der Bundeshauptstadt“ auf dem Forum des BDA in Barcelona sprechen soll.

Die Bescheidenheit der politischen Hauptstadtmanager ist um so unverständlicher, will sich doch Berlin in Barcelona um die Austragung des 21. UIA-Weltkongresses im Jahr 2002 bewerben. Zur Bewerbung schickt die Stadt am 9. Juli – zwei Tage nach dem Kongreß – Arbeitssenatorin und Bürgermeisterin Christine Bergmann an die Architekturfront nach Barcelona. Sie soll für Diepgen, der im Urlaub weilt, die Werbetrommel rühren. Rolf Lautenschläger

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