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Der Sommerregen half den Professoren

■ Offenbar aus Angst vor Gegendemonstranten wurde die Hochschulrektorenkonferenz ins Rote Rathaus verlegt. Wegen des Dauerregens fanden sich nur wenige Protestierer ein

Die Angst war unbegründet, am Ende aber half ihnen der Regen. Unbehelligt von Pfiffen und Protestrufen konnte die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gestern im Roten Rathaus beginnen. Dorthin war die zweitägige Tagung offenbar aus Angst vor Gegendemonstranten verlegt worden.

Ursprünglich wollten sich die bundesweit angereisten Rektoren im Ernst-Reuter-Haus der Technischen Universität versammeln. Allerdings konnte schon der Empfang beim Bundespräsidenten zum Auftakt der Hochschulrektorenkonferenz ungestört vonstatten gehen. Die Studierenden sagten eine Demonstration zum Schloß Bellevue wegen des schlechten Wetters ab.

Auch das Straßenfest, eilig zum Platz vor dem Roten Rathaus umdisponiert, war wetterbedingt eher spärlich besucht. Die Pressesprecherin der HRK betonte, daß die Konferenz nicht wirklich vor den Studenten geflüchtet sei. Vielmehr habe es im Ernst-Reuter-Haus „Probleme mit der Belüftung gegeben“. Ob die Luft hinter den Mauern des Roten Rathauses dennoch dick ist, ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Die Hochschulrektoren wollen unter sich bleiben. Erst bei einer Pressekonferenz am Donnerstag werden die Ergebnisse bekanntgegeben.

Heute geht es um die Finanzierung der Hochschulen. Das Präsidium der HRK wird dem Plenum eine Beschlußfassung zur Einführung der umstrittenen Studiengebühren vorlegen.

Ulrike Gonzalez vom Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) der Freien Universität vermutet, daß sich die „konservativen Rektoren“ mit ihrer Forderung nach einer Gebühr von 1.000 Mark durchsetzen werden. Vertreter des AStA kritisierten gestern, daß Studierende keinen Zugang zu der Konferenz erhielten.

Am Wochenende hatten sich an der Technischen Universität AStA-VertreterInnen verschiedener deutscher Universitäten zum „Arbeitskreis Bildungsgipfel“ getroffen. Dieser tagt seit 1993 viermal im Jahr. Zum Abschluß gaben die TeilnehmerInnen gestern eine Resolution heraus, in der die Hochschulrektorenkonferenz aufgefordert wird, „die Debatte über Studiengebühren zu beenden“.

Es sei „illusorisch anzunehmen, daß Studiengebühren zusätzliche Einnahmen für die Hochschulen darstellen“. Die Erhebung von Gebühren würde „zwangsläufig zu Kürzungen der staatlichen Bildungsausgaben führen und damit zu einem Rückzug des Staates aus der Bildung“. Julia Deike, Vorsitzende des AStA Augsburg, erklärte, jede Art von Studiengebühren stelle einen sozialen Numerus Klausus dar.

Gegen die in Berlin eingeführte Immatrikulationsgebühr von 100 Mark, die von der Initiative gegen Studiengebühren als „verkappte Studiengebühr“ bezeichnet wird, sind heute die ersten 800 Klagen Studierender beim Verwaltungsgericht eingegangen. Geklagt wird, nachdem die Widersprüche gegen die Verwaltungsgebühr bei den Immatrikulationsbüros ohne Antwort blieben. Stephanie v. Oppen

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