■ Mit privaten AKWs auf du und du: Teurer Flop für Major
Dublin (taz) – Die Sache ist dumm gelaufen. Da bietet die britische Regierung ihre Atomkraftwerke zum Sonderpreis an, und dann fällt der Aktienwert gleich am ersten Tag der Börsennotierung um zehn Prozent. 606.000 Kleininvestoren lecken ihre Wunden.
Die größten Verluste machten aber die Direktoren von British Energy, wie das privatisierte Atomstromunternehmen heißt. Geschäftsführer Robert Hawley hatte 33.000 Aktien zu je etwa zwei Pfund gekauft, der Aufsichtsratsvorsitzende John Robb vorsichtshalber nur 20.000.
Dabei waren die alten Magnox-Reaktoren von der Privatisierung ausgenommen, weil man die Kundschaft nicht von vornherein abschrecken wollte. Darüber hinaus wurde der Börsenwert von British Energy auf 1,41 Milliarden Pfund angesetzt – nicht mal die Hälfte der Summe, die man sich ursprünglich erhofft hatte. Und auch nur die Hälfte der Baukosten für Sizewell B, das Flaggschiff unter den britischen AKWs.
Die Regierung machte gute Miene zum bösen Flop und zeigte sich „über den Erfolg des Verkaufs hocherfreut“, so der Staatssekretär im Energieministerium. Aktueller Anlaß des Kursverfalls: Sizewell B wurde am 28. Juni abgeschaltet, weil „in mindestens einem und höchstens fünf Brennstäben“ Risse aufgetreten sind. Aus ähnlichen Gründen hat man einen Reaktor in Hinkley Point B und zwei in Hunterston B abgeschaltet. Freilich hielt die Regierung mit diesen Informationen hinter dem Berg, bis die Frist für Aktienvorbestellungen abgelaufen war. John Battle von der Labour Party spracht von „organisiertem Betrug“ und Unterdrückung von Informationen. Patrick Green von der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth freute sich: „Ich kann der Versuchung einfach nicht widerstehen, darauf hinzuweisen, daß wir das doch gleich gesagt haben.“ Ralf Sotscheck
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