piwik no script img

■ StandbildGrobe Männer

„Die Staumacher“, Mi., 21.45 Uhr, ARD.

Wir fahren nicht, wir stehen. Und dann doch wieder: ein kurzer Ruck, die Handbremse gelöst, Fuß aufs Gas – wieder nur fünf Meter. Neben der Fahrbahn dösen braungebrannte Männer in der Mittagssonne. Dabei sollten sie doch unsere Autobahn reparieren. Sie wissen halt, was wir nicht wissen können: daß es die Betonmaschine (gerade noch auf Körnung zwo-acht) plötzlich nicht mehr tut. Und daß sie gar nicht arbeiten können, selbst wenn sie wollten.

Nach dem Film von Dirk Blumenthal weiß man noch eine Menge mehr über Autobahnbaustellen und deren Sachwalter, ist beseelt von Verständnis für diese groben, sympathischen Kerle. Sie wohnen monatelang in Containern („Hier schlaf' ich, hier schläft Kasimir“), zertrümmern zwölf Stunden lang die alte Autobahn und sind stolz auf ihre Arbeit.

Blumenthal hat als Kind sicher die eine oder andere „Sendung mit der Maus“ gesehen, denn an deren Stil hält er sich, wenn er in kleinen Schritten die Phasen der Totalerneuerung eines Teilstücks bei Bremen zeigt. Mit viel Sympathie nähert er sich seinen Protagonisten, etwa wenn er nach Problemen mit den Daheimgelassenen fragt oder nach Krach mit den Kollegen. Den gibt es aber kaum: „Wir müssen eben miteinander auskommen. Drei Mann im Container, so ist das.“ Am Ende des Films sind 45.000 Tonnen Beton verbaut und viele Vorurteile über Autobahnbauarbeiter zertrümmert. Wenn wir das nächste Mal an einer Baustelle stehen und im Gras liegt der Baggerfahrer und sonnt sich, dann rufen wir ihm zu: „Bleib noch etwas liegen, guter Mann. Du hast es dir verdient.“ Stefan Kuzmany

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen