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Überwachung total an allen öffentlichen Plätzen

■ Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, aber die Organisatoren arbeiten daran

„Atlanta wird der sicherste Ort der Welt sein“, hatten die Organisatoren der 26. Sommerspiele vollmundig verkündet. Nach dem Bombenanschlag vom Samstag ist einmal mehr klargeworden, daß absolute Sicherheit nicht zu haben ist, um keinen Preis. Und der ist diesmal so hoch, wie bei keiner Olympiade zuvor.

Rund 227 Millionen US-Dollar wendet die Regierung der USA auf, um die Veranstaltungen in Atlanta vor Terroristen zu schützen. In der Olympia-Stadt sind 35.000 Kräfte im Einsatz, um die Sicherheit von 10.000 Sportlern, 15.000 Journalisten, 5.000 Trainern und Ehrengästen, rund 30 Staatschefs sowie zwei Millionen erwarteten Besuchern zu gewährleisten. 13.000 der Sicherheitskräfte arbeiten im Auftrag des Organisationskomitees, 3.000 gehören der Polizei von Georgia an, 8.000 sind Polizisten aus der Stadt Atlanta. Hinzu kommen 9.000 Soldaten und 2.500 Beamte der Bundespolizei FBI und des Geheimdienstes CIA. Die Einsatzkräfte arbeiten mit ausgeklügelten technischen Vorrichtungen wie Fernsehüberwachungsanlagen, Detektoren und anderen Geräten. So ist jedes Erkennungsschild der Athleten, Journalisten und Funktionäre mit einem individuellen Sender versehen, der es ermöglicht, ihren Aufenthaltsort zu bestimmen. Jeder Teilnehmer der Spiele muß sich beim Betreten der Sport- und Verwaltungsstätten anhand eines Spezialausweisses identifizieren. Wer ins olympische Dorf will, das von einem elektronisch gesicherten Zaun umgeben ist, muß sich zusätzlich mit seinem Handabdruck ausweisen. Mit Hunderten von Videokameras können die olympischen Einrichtungen überwacht werden.

Vor Beginn der Spiele waren mehrere Katastrophenszenarios durchgespielt worden. Dazu zählte eine Flugzeugentführung auf dem Airport und ein Zusammenstoß zwischen einem Lieferwagen mit Giftgasladung und einem Tankwagen.

Doch schon zu Beginn der Spiele waren bereits erste Zweifel an der Wirksamkeit der Sicherheitsmaßnahmen aufgekommen, als eine Stunde vor Beginn der Eröffnungszeremonie ein bewaffneter Mann in das Stadion von Atlanta eindrang.

Nach dem Flugzeugabsturz der TWA-Maschine vor zehn Tagen hatte das IOC nochmals demonstrativ sein Vertrauen in die Sicherheitsmaßnahmen von Atlanta bekräftigt. „Wir sind wirklich überzeugt, daß alle erforderlichen Maßnahmen getroffen wurden und wir uns hinsichtlich der Sicherheit in den besten Händen befinden“, sagte Generaldirektor François Carrard. Das glaubten wohl auch die Besucher des Open-air- Konzerts im Olympia-Park. Auf die Frage, ob die Sicherheitsvorkehrungen nun auch im Olympia- Park verschärft werden, antwortete Billy Payne, Chef des Organisationskomitees, zunächst mit nein. Eine hundertprozentige Absicherung aller öffentlichen Plätze könne es nicht geben: „Die Leute müssen sich auch ein bißchen bewegen können.“

Doch ob der Park nun strenger bewacht wird oder nicht – zumindest in den Stadien werden fortan mehr Uniformen als bisher zu sehen sein. Zusätzlich sollen jetzt schwerbewaffnete Soldaten die Wettbewerbe überwachen. Barbara Oertel

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