: Bleibt Eilts ?
■ Bisher kein Angebot aus Bayern
Eineinhalb Wochen vor Saisonbeginn – Training beim SV Werder. Während sich die Mannschaft in der einen Feldhälfte des Trainingsplatzes an Flanken und Torschüssen versucht, steht der Bremer EM-Held Dieter Eilts auf der anderen Platzhälfte im Abseits.
Für „Eisen-Dieter“ ist Sondertraining angesagt – knapp sieben Wochen nach seinem Innenbandabriß aus dem EM-Endspiel gegen Tschechien steht Eilts zumindest wieder auf dem Platz. Eilts ackert, schwitzt und flucht, weil er mit seinem Leistungsstand offenbar noch nicht zufrieden ist.
Genauso sehnsüchtig wartet der SV Werder auf die Rückkehr des von allen Kritikern am meisten gelobten Spielers der Europameisterschaft '96 in England. Doch nicht nur die ungeteilte internationale Wertschätzung ist neu für Eilts, plötzlich scheint der Defensiv-Stratege Nummer 1 der Liga heiß umworben zu sein. Ausgerechnet von den Bayern aus München! Ausgerechnet von genau den Bayern, die zuvor schon den Herzog Andi von der Weser an die Isar gelockt hatten, um ihn dann meist auf Ersatzbank oder Tribüne zum Zuschauen zu verdammen.
Von den Bayern, die Werder erst kürzlich vom – oft genialen, meist aber auch peinlichen – Baslerismus erlösten. Nun also der treue Dieter aus Ostfriesland! Meldungen diverser Medien war zu entnehmen, daß der Deal schon so gut wie perfekt sei. Ein Angebot der Bayern habe Eilts zwar schon abgelehnt, aber nun, im zweiten Anlauf und nach dieser Europameisterschaft, sei er für Werder nicht mehr zu halten.
Von den ganz großen Geldtöpfen soll der so bodenständige, bescheidene Werder-Star nun träumen. Und von der vielleicht letzten Chance, den Verein zu wechseln. Zu wesentlich besseren Konditionen, versteht sich. Auf die ganzen Wechselgerüchte angesprochen, reagiert Eilts eher verstimmt und hält sich äußerst bedeckt: „Da es nie ein Angebot des FC Bayern gab, konnte ich auch keines ablehnen. Falls es doch noch dazu kommen sollte, werde ich das natürlich prüfen. Ich kann mir allerdings genauso gut vorstellen, bei Werder zu bleiben. Die Gespräche über eine vorzeitige Vertragsverlängerung laufen derzeit noch. Mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen“. Das bestätigt auch Marita Hanke, Pressesprecherin des SV Werder. Frühestens nächste Woche werde man sich mit Eilts geeinigt haben, „man bewegt sich aber aufeinander zu“. Auch sie kann (darf?) zu diesem Thema „wirklich nicht mehr sagen“.
Und der scheinbar allmächtige Interessent, der von einer „Lichtgestalt“ geführte FC Bayern München? Der hat – laut Pressesprecher Markus Hörwick – „zur Zeit gar kein Interesse an Dieter Eilts. Es gab kein Angebot und wird auch in nächster Zeit keines geben. Der FC Bayern ist im Mittelfeld so gut besetzt, daß wir mit den zur Verfügung stehenden Spielern in die neue Saison gehen werden. Was sich dann ergibt, muß man abwarten. Aber momentan ist Dieter Eilts für uns kein Thema!“
Also wird der Ball wohl doch flacher gehalten, als uns das die Gerüchteverkäufer glauben machen wollen.
Sollte der brave, bescheidene Eilts doch auch in der nächsten Saison für Werder grätschen? Dem SV Werder Bremen und seinen Fans wäre es zu gönnen. Doch Vorsicht: der FC Bayern aus München ist mit Sicherheit nicht der einzige Club, der einen Eilts gerne sein Eigen nennen würde. Und Eilts selbst wird wohl nicht mehr allzulange mit dem „Makel des am wenigsten verdienenden Europameisters“ herumlaufen wollen. Werder sollte also tunlichst eine Schippe Gehalt für seinen besten Spieler drauflegen, will man „Eisen-Dieter“ auch in Zukunft unter dem Jubel der Fans durch das Weserstadion grätschen sehen. Und zwar in Grün-Weiß! Bernd Ziegler
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen