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■ StandbildIrrer Faust

„Wenn der Teufel in die Kirche kommt“, Donnerstag, 23.00 Uhr, ARD

Die hohe Kunst des Schauspiels denkt man sich gern als Verwandlung und Grenzüberschreitung. Spielen die großen Mimen nicht immer ein wenig an der Grenze zum Irresein? „Manchmal bin ich ziemlich nah dran an Panik“, meint denn auch ein Akteur der „Faust“-Inszenierung, „gerade so, daß ich die Vorführung nicht verpatze.“ Wie eine Heizmaschine im Sommer, bei der man vergessen hat, den Knopf zu drücken, so fühlt sich eine andere der insgesamt 50 überwiegend psychisch kranken und geistig behinderten Schauspieler, deren Aufführung die Dokumentation von Radio Bremen gewidmet war.

Im wahren Leben arbeitet Dr. Dr. Faust in einer Behindertenwerkstatt und schneidet Trennbleche für Mercedes-Benz. Faust beschreibt er als einen, der über die Bücher wütend geworden ist. Natürlich gibt es auch Besetzungsquerelen. Manch ein Mitspieler würde auch gern einmal eine Hauptrolle spielen, zum Beispiel Frankenstein, weil er das schon einmal im Film gesehen hat.

Das irre Spektakel „Faust“ hält Katharsis bereit für Zuschauer und Spieler. Letztere sind so konzentriert bei der Sache, daß sie die Fernsehkameras kaum noch wahrnehmen. Ein eindringlicher Blick hinter die Kulissen also. Schade, daß sich die Filmemacher ihres Sets um so bewußter waren. So mußten denn Fragen kommen wie jene nach der Benutzung von Behinderten. Also doch kein Theater, sondern bloß ein Behindertenprojekt? Die Sendemomente, in denen Fernsehsprechen nicht als moralisches daherkommt, sind wahrlich selten. Harry Nutt

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