■ Querspalte: Hoffen auf Holland
Ziemlich auf den Kopf bekommt zur Zeit der niederländische Sozialdemokrat Thijs Wöltgens. Der Bürgermeister Kerkrades hat nämlich vorgeschlagen, die Niederlande sollten zusammen mit Nordrhein-Westfalen ein deutsches Bundesland bilden. Die Reaktionen sind heftig: Holländische Sozis gründeten flugs ein „Neinsager gegen Thijs Wöltgens“-Komitee (von dem ich bitte gern einen Button hätte!). De Telegraaf vermutete bei Wöltgens gar „einen Sonnenstich“.
Aber auch die deutsche Sozialdemokratie gibt dem anschlußwilligen Nachbarn einen Korb: „Das ist verrückt“, wehrte ein Sprecher der nordrhein-westfälischen Regierung Wöltgens' Idee ab. Ein Grund für diese spröde Haltung dürfte in den Erfahrungen mit den teils arg pampigen Menschen aus dem östlichen Beitrittsgebiet liegen: Erst wollen sie um jeden Preis dazugehören, und hinterher tun dieselben Schafsnasen so, als seien ihnen die Spielregeln nicht bekannt gewesen und weinen einem das Hemd naß. Politiker der dritten Garnitur, die sich mit durchgedrehten Aufrufen um Kopf und Kragen reden beziehungsweise um das bißchen, was vom Kopf noch übrig ist, entsprechen der Norm. Thijs Wöltgens' Vorschlag aber erinnert, modifizierte man ihn ein wenig, an einen schönen Plan, den die Klügeren unter den Insassen NRWs schon lange träumen: Nordrhein-Westfalen tritt den Niederlanden bei.
Dafür gibt es gute Gründe: 1. In Dortmund, bei Borussia, gibt es endlich anständigen Fußball zu sehen. 2. Ein Teil Deutschlands, der sich den „Deutschland“-Brüllos wegnimmt, kann nie schaden und fehlt allein aus Konkurrenzgründen seit Jahren doch arg. Und 3. könnte man, wo die Welt schon um das „Geh doch nach drüben!“ ärmer geworden ist, von seinen Landsleuten, mit denen einen nichts verbindet (und am allerwenigsten die Sprache), wieder ganz unverlogen gehaßt werden: Als der Fremde, der man in diesem Land auch ist. Wiglaf Droste
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