: Hamburger Kino-Tips
Mitbring-Kino en masse gibt es diese Woche in Hamburgs Lichtspielhäusern. Und das nicht nur drinnen, sondern auch an der frischen Luft. Alle unsere Super8-Untergrund- und Urlaubsfilme können wir zum Independent Street-Film screening mitbringen, um dann gemeinsam in Gesellschaftsvisionen und Ferienerinnerungen zu schwelgen. Super-8-Filme von der Straße für die Straße auf der Straße also bieten diese zwei möglicherweise letzten Open-Air-Abende des Jahres. Beide Veranstaltungen finden mit 99prozentiger Sicherheit statt und bieten wie immer 100prozentige Zensurfreiheit. Die Filmannahme ist jeweils eineinhalb Stunden vor den Vorführungen. Fr, 30. August, 21 Uhr, Balduintreppe / Sa, 31. August, 21.30 Uhr, Heinz Karmer's Cafégarten
Weniger Kreativität muß man bei einem anderen Mitbring-Event beweisen. Dafür muß man schneller sein. Heute offeriert das Alabama Freikarten für Das Kondom des Grauens (siehe Querbild). Aber nur für diejenigen, die beweisen, daß sie sich die Safer-Sex-Spots der letzten Jahre zu Herzen genommen haben und ganz mutige Kondomkäufer geworden sind. Wer besonders spaßige, ausgefallene oder sonstwie tolle Kondome mitbringt, darf umsonst sehen, was die Killerkondome in New York anrichten. Do, 29. August, 22.30 Uhr, Alabama
Zu Mein Herz ist eine Flasche im Abaton kann man mitbringen, was man will. Zum Beispiel auch den Katalog zur gerade eröffneten Ausstellung „Herzhorn“ von Hyun-Sook Song im Kunsthaus (siehe taz hamburg vom 28. August 1996). Die südkoreanische Künstlerin, die seit den 70er Jahren in Norddeutschland lebt, fertigte einen poetischen Dokumentar-Film über eine kurze Rückkehr in das Bergdorf ihrer Kindheit. Der Film begleitet ein schamanisches Reinigungs- und Initiationsritual. Gleichzeitig ist Mein Herz ist eine Flasche ein Essay über die rituelle Auflösung von Gram und Groll, wie sie mitunter in der Industriegesellschaft Südkoreas auf dem Land noch vollzogen wird und eine faszinierende Begegnung der Kulturen in der Figur der Künstlerin. Di, 3. September, 18 Uhr, Abaton
Nur Zeit, aber davon viel (genau 220 Minuten) muß man ins 3001 mitbringen. Peter O'Toole darf in Lawrence von Arabien wieder ausführlich durch phantastische Wüstenszenerien reiten. Als englischer Offizier T.E. Lawrence kämpft er während des Ersten Weltkriegs mal als Erlöser, mal als blindwütiger Rächer gegen die türkischen Besatzer für seinen Traum vom geeinten Arabien. Sein Widersacher dabei ist der schreckliche Wüstenfürst Anthony Quinn (Szenenfoto). Die 1990 restaurierte, 30 Minuten längere Fassung ist das faszinierende Portrait einer gebrochenen Führerpersönlichkeit, die mit ihren homosexuellen und masochistischen Neigungen kämpft. Kein historisches Dokument, aber eine großartige Geschichte. Do, 29., bis Sa, 31. August, jeweils 22.30 Uhr, 3001 mvh
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