: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Agent 00 - Mit der Lizenz zum Totlachen USA 1996, R: Rick Friedberg, D: Leslie Nielsen, Nicolette Sheridan, Charles Durning
„Nielsen, der eine silberhaarige, amerikanische Version von Roger Moore als James Bond spielt, bringt denselben Geist einer unrührbaren, komischen Ernsthaftigkeit in die Rolle, der auch seinen völlig unfähigen Polizei-Leutnant in der „Naked Gun“ Serie auszeichnete. Nielsen verliert in einem Film vielleicht seine Hose, aber nie seine Würde. Er verkörpert eine unzerstörbare männliche Lebensart, die eine absolute Ungeschicklichkeit und Dummheit verbirgt. Selbst beim albernsten Bauchklatscher erlaubt Nielsen nur die winzigste Andeutung von Vergnügen in den Ecken seines stählernen, zielsicheren Blickes. Statt langsam komische Situationen aufzubauen, wird hier mit einem Maschinengewehr-Ansatz von Humor gearbeitet. Ohne darauf zu achten, worauf er zielt, beginnt der Film zu feuern, versprüht komische Querschläger in alle Richtungen und verläßt sich darauf, daß der eine oder andere schon genau ins Schwarze treffen wird. Einige tun dies auch, aber viel mehr gehen daneben.“ (New York Times) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhofkinos (OL)
Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans
„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voll Witz und trotz aller Melancholie voll Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik, die sich über 50 jahre erstreckt. Und wie die Jahreszeiten fliegen auch die diversen Schicksale der Figuren vorbei: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Und immer geben starke Frauen, die auch ihre Schwächen haben, den Ton an. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft. Für ihre matriarchale Utopie erhielt sie in diesem Jahr den Oscar in der Kategorie „bester fremdsprachiger Film“. (Bremer) Cinema
B
Der bewegte Mann Deutschland 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol
Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Die Situation des Heteros unter Schwulen erinnert bisweilen an die Preußen unter Bayern oder an die Yuppies unter Punks. Im Grunde ist „Der Bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein Buddy Movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd-Film) UT-Kinocenter
The big sleepUSA 1946, R: Howard Hawks, D: Humphrey Bogart, Lauren Bacall, u.a.
Privatdetektiv Philip Marlowe wird von einem Exgeneral beauftragt, einem Erpresser das Handwerk zu legen. Bei seinen Nachforschungen merkt er, daß sein Auftraggeber und dessen Töchter selbst in schmutzige Geschäfte verwickelt und an rätselhaften Morden beteiligt sind; der Fall wird zu einem düsteren Labyrinth, aus dem der Detektiv nur mit knapper Not entkommen kann. Howard Hawks' Verfilmung des Kriminalromans von Raymond Chandler gehört zu den beispielhaften Werken der „Schwarzen Serie“ Hollywoods und spiegelt – indem sie ein Klima der allgegenwärtigen Bedrohung, Amoralität und Korruption evoziert – die gesellschaftlichen Umbrüche im Amerika der vierziger Jahre. (Int. Filmlexikon)Kino 46 (OmU)
C
Casper USA 1995, R: Brad Silberling, D: Christina Ricci, Eric Idle
„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabitt“ entwickelt wurden. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme. Er ist schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) UT-Kinocenter
Clockers USA 1995, R: Spike Lee, D: Harvey Keitel, John Turturro
Hier predigt Spike Lee pathetisch und pädagogisch über das schlimme Leben der Schwarzen im Ghetto. Der Thriller über das Leben und Sterben der Dealer und Straßengangs leidet sehr unter all des Botschaften, die Lee unbedingt doppelt und dreifach in seinem Film unterbringen will. Die Passionsgeschichte des Junkies Strike ist nie wirklich spannend oder aufregend. Obwohl Harvey Keitel und John Turturro sich sehr anstrengen, bleibt das ganze doch bei allen authentischen Drehorten und Details seltsam blaß und kopflastig. (hip) Cinema
D
Dance Me Outside Kanada 1994, R: Bruce McDonald, D: Ryan Black, Adem Beach / Original mit Untertiteln
„Jugendliche in einem kanadischen Indianerreservat: Sie küssen und sie streiten sich, schwanken zwischen Träumen und Frustrationen. Als ein Mädchen von einem weißen Rowdy umgebracht wird und die Justiz den Mörder schon nach einem Jahr laufen läßt, haben die Kids die Schnauze voll. Jenseits von folkloristischer Romantik oder Armutklischees entsteht ein widersprüchliches Gruppenportrait. Besonders aufgrund der lebendigen Hauptdarsteller gelingt es dem Film, auf dem schmalen Grad zwischen Teenager-Komödie und sozialkritischem Krimi zu wandern.“ (tip) Kino 46
E
Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M. Ort, Tim Bergmann
„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel)UFA-Stern, Muwi-Filmkunst (OL)
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erst mal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) UT-Kinocenter
Eraser USA 1996, R: Charles Russell, D: Arnold Schwarzenegger, James Caan, Vanessa Williams
„Man merkt den Schwarzenegger-Filmen mehr und mehr die Mühe an, die es macht, die Blockbuster-Formeln seiner Filme beizubehalten und zugleich den einen oder anderen neuen Dreh zu entwickeln, ohne in den Fehler von „The Last Action Hero“ zu verfallen, mit einem Übermaß an sophistication die popcorn crowd zu vertreiben. „Eraser“ hat alles, war ein mittelprächtiger Schwarzenegger-Actionfilm braucht: eine Story, die man in fünf Sätzen erzählen kann, jedem Menge Stunts, Explosionen, Autokarambolagen, Arnie, in jeder Hand eine Superknarre, Arnie mit entblößtem Oberkörper, Arnie, der sich ein gemeines spitzes Ding aus dem blutenden Fleisch zieht, eine schöne Frau, die es zu beschützen und einen Verräter, den es zu entlarven gilt, Kraxeleien und Schlägereien in Flugzeugen und über allerlei Abgründen, Feuerwaffen bis zum Abwinken (nein, ehrlich gesagt: über alles Abwinken hinaus), eingetretene Türen und schnelle Schnittfolgen und schließlich ein Showdown mit Bergen von Leichen und dekorativen Trümmerhaufen.“ (Georg Seeßlen) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kino (OL)
F
Faszination Natur - die schönsten Landschaften der Erde Deutschland 1995, R: Gobol Lobmayr
Ein später Nachfolger von Hans Dominiks „Traumstraße der Welt“ ist dieser abendfüllende Reisefilm mit Aufnahmen aus aller Herren Länder. Ausgerechnet in der Haupturlaubszeit kommt die Dokumentation, die die Macher selbst in Handarbeit vertreiben, in ein Bremer Kino - vielleicht als Trostpflaster für alle Daheimgebliebenen gedacht. Ohne Kommentar und mit orchestraler Filmmusik von Hofmann de Boer ist der Film im besten Fall ein Bilderrausch und im schlimmsten ein gigantisch aufgeblasener Urlaubsfilm. UFA-Palast
Flirting with Disaster USA 1996, R: David O. Russell, D: Patrcia Arquette, Ben Stiller
Mag sein, daß wir im Kino gerade das Entstehen eines neuen Genres beobachten können: des „Adoptionsfilms“. In den nächsten Monaten kommen gleich drei Filme in die Kinos, in denen sich jemand auf die Suche nach der lieblichen Mutter eines Kindes macht, das gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben wurde. Im Vergleich mit Woody Allens „Mighty Aphrodite“ und Mike Leighs „Secrets and Lies“ ist dieses abgedrehte Roadmovie sicher der leichtgwichtigste und konventionellste von den dreien, aber neben den beiden alten Hasen kann der Nachwuchsregisseur Russell mit seinem zweiten Spielfilm durchaus bestehen. Der verklemmte Insektenforscher Mel Coplin reist hier mit frustrierter Ehefrau und Säugling durch die USA, um seine eigenen Ursprünge zu ergründen. Russell läßt einfach möglicht extreme Persöhnlichkeiten in möglichst extremen Situationen aufeinandertreffen, huscht dabei von einer komischen Szene zur nächsten und ist schon zufrieden, wenn zumindest jede zweite zündet. Dieser überbordende, leicht chaotische Stil, bei dem einige der schönsten Pointen wirken, als wären sie ganz beiläufig aus dem Handgelenk geschüttelt worden, gibt dem Film eine übermütige, sehr sympathische Grundstimmung. (hip) Atelier
From Dusk Till Dawn USA 1996, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Georg Clooney, Harvey Keitel
Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielt zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden bei diesem Film für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Die letzten 40 Minuten wird nur noch herumgeballert, gebissen und geschrien. Auch wenn Rodriguez noch so rasant inszeniert und schneidet, verliert man schnell den Überblick und das Interesse daran, wer schon untot ist oder noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. Und so hofft man auf ein möglichst baldiges Morgengrauen. Nicht etwa weil dann alle Bösen in den ersten Sonnenstrahlen zerschmelzen, sondern weil der Titel verspricht, daß der Film mit ihm endet. (hip) Modernes, Ufa-Stern
G
Geliebte Aphrodite USA 1995, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Mira Sorvino
Der Tragödienchor in dem sizilianischen Amphitheater ist außer sich: im klassischen Stil mit rhythmischer Versform und rituellen Gebärden muß er die eher komischen als tragischen Abenteuer des New Yorker Stadtneurotikers besingen und kommentieren. Diese parodistischen Anleihen bei den antiken Urvätern der dramaturgischen Kunst ist der witzigste Dreh in Woody Allens neuer Komödie. Es gibt auch wieder die üblichen Parallelen zu Allens Privatleben: diesmal spielt ein Adoptivkind eine große Rolle, das er und seine Ehefrau großziehen. Allen beginnt nach der leiblichen Mutter des kleinen Jungen zu suchen und stößt dabei ausgerechnet auf eine Prostituierte mit viel Herz und wenig Verstand. Die Szenen zwischen der vollbusigen Linda (Mira Sorvino) und dem schmächtigen Allen gehören zu den besten, die Allen in den letzten Jahren inszeniert hat. Die beiden reden und agieren so extrem aneinander vorbei, daß sich aus jedem Satz und jeder Geste ein neues, komisches Mißverständnis entwickelt. (hip) Gondel, UT-Kino, Casablanca (OL), Schauburg in der wegen der schauderhaften Synchronstimme von Mira Sorvino unbedingt zu empfehlenden Originalfassung mit Untertiteln
Der Goofy Film USA 1996, R: Kevin Lima
„Er war immer der netteste Kerl in der Disney Familie, deshalb heißt er auch Goofy, was auf deutsch soviel wie „dämlich“ bedeutet. 64 Jahre nach seiner Erfindung ist der liebe Trottel nun Held eines Zeichentrickfilms. Goofy, ein alleinerziehender Vater, ist in Sorge um seinen pubertierenden Sohn Max: Der Schulleiter hält den Teenager für ein gefährliches Gangmitglied. Das Stimmt zwar nicht, aber der erschrockene Vater beschließt, mit Max nach Idaho zum Angeln zu gehen. Vater und Sohn erleben allerhand Abenteuer in diesem Roadmovie, doch die sind alle, wie sollte es anders sein, reichlich goofy. Natürlich ist der Film trotzdem pädagogisch wertvoll, besonders für alleinerziehende Männer, die am klassischen Vater-Sohn-Konflikt arbeiten wollen.“ (Der Spiegel) City, Wall-Kino & Ziegelhof-Kino
H
Die Heinzelmännchen Deutschland 1956, R: Erich Kobler, D: Nora Minor, Claus Havenstein
„Das Kindermärchen von den hilfreichen kleinen Hausgeistern in Köln, die auf Nimmerwiedersehen verschwinden, als die neugierigen Menschen sie sehen wollen - nach der Ballade von August Kopisch. Die Geschichte ist kindgerecht und phantasiereich ins Bild gesetzt; besonders gelungen sinbd die als stummes Bewegungsspiel inszenierten Passagen.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
K
Die kleinen Strolche sind zurück USA 1922-27, R: Robert F. McGowan, D: Mickey Daniles, Jackie Condon, Farina Hoskins
Ein wilder Haufen Kinder, der jedliche Ordnung der Erwachsenenwelt in Sekundenschnelle in Chaos verwandelt. Dieses einfache und ewig gültige Rezept für Slapstickfilme hat Produzent Hal Roach schon in der Stummfilmzeit entwickelt. Seine Serie von Kurzfilmen mit den kleinen Strolchen wurde damals ein so großer Erfolg, daß er bis 1942 ganze 221 Folgen produzierte. In Deutschland liefen die „kleinen Strolche“ in den 60er Jahren im Fernsehen, und Farina, Mary, Mike und Joe waren unter Kindern mindestens ebenso beliebt wie später Ernie, Bert und Kermit. Im Hollywood von heute ist Kevin einer ihrer späten Enkel. In diesem Programm sind einige ihrer wildesten Kurzfilme zu sehen. (hip) Atlantis
Kondom des Grauens Deutschland 1996, R: Martin Walz, D: Udo Samel, Peter Lohmeyer, Iris Berben
„Auf Realismus verzichtet der Film gescheiterweise. Warum soll eine Comic-Verfilmung aussehen wie das wahre Leben. So tummelt sich ungestraft eine Truppe hinreißend chargierender deutscher Schauspieler in einer Handlung mitten in Manhattan, die eigentlich nach einer amerikanischen Besetzung verlangt. Und was als Krimi beginnt, verwandelt sich unversehens in einen Gruselfilm, und so steigert sich das „Kondom des Grauens“ in ein Trash-Finale hinein, in dem es vor schleimigen, glitschigen Latexkreaturen und anderen Widerwertigkeiten nur so wimmelt. Bloß einen nahezu unentschuldbar schamhaften Kompromiß geht der Film (anders als der Comic) ein: In den zwei Stunden bekommen die Zuschauer keinen einzigen echten Penis zu sehen. (Der Spiegel) Ufa-Palast, City, Filmstudio, Wall- und Ziegelhofkinos (OL)
Krümel hat Ferien Dänemark 1994, R: Sven Methling
Kinderfilm über die Abenteuer des elfjährigen Matz (“Krümel“) Krümelborg, der sich nicht nur mit seiner heftigst pubertierenden Schwester und seinem kleinen Bruder herumärgern muß, sondern auch noch beim Zelturlaub mit der Familie mit schlechtem Wetter und dummen Bankräübern kämpft. Schauburg
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Last Tango in Paris Italien/Frankreich 1972, R: Bernardo Bertolucci, D: Marlon Brand, Maria Schneider
"Voyeuristische Filme hatten bisher nur mechanisierten Sex geboten: Sex als rein körperliche Stimulanz aber ohne Leidenschaft oder emotionelle Gewalt. Dann, in diesem Film, hat Bertolucci zum ersten Mal Sex genutzt, um damit die Triebfedern eines Charakters zu beschreiben. Marlon Brando lenkt als ein alternder Amerikaner hier seine Aggressionen auf das junge, bürgerliche Mädchen Jeanne (Maria Schneider). Und die körperliche Bedrohung durch Sexualität, die so gefühlsmäßig aufgeladen ist, war so anders als alles, was die Zuschauer erwartet hatten, daß der Film eine Sensation wurde. Es ist ein gewagtes und sehr imaginatives Werk - ein großartiger Film. Wenn Brando innerhalb von Bertoluccis Strukturen improvisiert, wird seine ganze Kunst offenbar. In der Arbeit mit Brando erreicht Bertoluccis einen Realismus, bei dem der Schrecken der wirklichen Erfahrung auf der Leinwand spürbar wird.“ (Pauline Kael) Kino 46
Lügen haben lange Beine USA 1995, R: Michael Lehman, D: Jeanne Garofolo, Uma Thurmann
„Dies ist Cyrano de Bergerac mit vertauschten Geschlechterrollen und liefert den Beweis, daß die alten Geschichten frisch aufpoliert immer wieder funktionieren können. Die romantische Komödie mit „Wohlfühl-Effekt“ für diese Saison, wie „Sleepless in Seattle“ im vorletzten und „Während du schliefst...“ im letzten Jahr. Aus dem ersten Vorläufer wurde die Idee geklaut, daß sich jemand in die Stimme eines anderen verliebt. Und so wie Sandra Bullock durch den zweiten endgültig zum Star wurde, wird es auch diesmal mit Jeanne Garofolo geschehen. Uma Thurman spielt hier in erster Linie die dumme Blondine, aber dabei ist sie durchaus witzig und nicht so peinlich wie in einigen ihrer letzten Filme.“ (Christopher Tookey) Europa
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Der Mann, der die Sterne macht Italien 1995, R: Giuseppe Tornatore, D: Sergio Castellitto, Tiziana Lodato, u.a.
Selbst im kargen, armen Sizilien der frühen fünfziger Jahre wußte jeder vom paradiesischen Leben der Filmstars. Und ein gewitzter Betrüger brauchte sich nur als Talentsucher der Universalia Studios in Rom auszugeben, um den Leuten für angebliche Probeaufnehmen mit seiner klapprigen Kamera das Geld aus den Taschen zu ziehen. Diese Geschichte erzählt Tornatore mit seinem neuen Film, in dem er mit einer fast schon mathematischen Konsequenz den Gegenentwurf zu seinem internationalen Kinohit „Cinema Paradiso“ liefert. Dort war etwa sein Protagonist ein warmherziger Filmvorführer, hier ist es ein misanthropischer Kameramann. Die vielen Sizilianer erzählen bei den „Probeaufnahmen“ direkt in die Kamera von ihrer Arbeit, ihren Träumen, ihrem Elend und ihrer Heimat. Für Kinder, Frauen, Bauern, Fischer, Polizisten und Banditen wird das Zelt mit der Kamera auf dem Dorfplatz zum Beichtstuhl, und Tornatore präsentiert ein buntes Kaleidoskop mit sizilianischen Charakteren und Schicksalen. (hip) Atlantis
Mission: Impossible USA 1996, R: Brian De Palma, D: Tom Cruise, Jon Voight, Emmanuelle Beart
„Vom Cruise Faktor einmal abgesehen, ist „Mission Impossible“ ein Feuerwerk an Vergnügungen. Wenn „Raising Cain“ De Palmas „Psycho“ war und „Obsession“ sein „Vertigo“, dann ist dies sein „Der unsichtbare Dritte“ : eine verwegene Sammlung von Abenteuern an spektakulären Spielorten, durch Absurditäten übermütig unterminiert. Cruise hat in der Rolle des jungen Ethan Hunt scheinbar unerschöpfliche athletische Energie, ein außergewöhnliches Talent für Verkleidungen; und er wird erwachsen, indem er jedem misstraut. Diese Qualitäten kommen noch direkt von der Fernsehserie „Cobra übernehmen Sie“ auf der der Film basiert, und dort gaben sie Walter Landau eine Aura von Geheimniss und sogar Schmerz. Heute machen sie Ethan zu einem blassen und ungeformten Flüchtenden in der Ära von „Speed“. Sein Daseinszweck ist es lediglich, das Sperrfeuer an Special Effects zu überstehen. Der wirkliche Star des Films glänzt dagegen unbestritten: es ist Lalo Schifrins hämmernde Titelmusik, die immernoch das Unmögliche verspricht.“ (Sight and Sound) UT-Kinocenter, UFA-Palast, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen) und Wall-Kino & Ziegelhof-Kino (OL)
Moonlight & Valentino USA 1995, R: David Anspaugh, D: Elisabeth Perkins, Whoopi Goldberg, Kathleen Turner, Jon Bon Jovi
In diesem Sommer setzen die Filmverleiher alle Hoffnungen auf sogenannte Frauenfilme, und so könnte diese melancholische Komödie über die Trauerarbeit einer plötzlich zur Witwe gewordenen Lyrik-Dozentin einer der Kassenschlager der Saison werden. Mit Kathleen Turner, Whoopi Goldberg und Jon Bon Jovi (der in seiner ersten Filmrolle nicht viel mehr leisten muß als nett und verführerisch aus der Jeanswäsche zu kucken) ist der Film hochkarätig besetzt, aber die große Überraschung des Films ist Elisabeth Perkins in der Hauptrolle. Eindrucksvoll spielt sie hier die verletzliche, kluge und trotz allem humorvolle Rebecca. (hip) City
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Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin
„Schon bald mißtraut dieser Thriller der Wahl seiner Waffen. Statt auf den Kick im Kopf setzt er auf Bomben und Revolver; das Psychoduell zwische Jäger und Gejagter weitet sich aus zur blutig-biederen Schlacht. Wer gewinnt, ist absehbar. Wer verliert? Der Film selbst.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern
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Pepolino und der Schatz der Meerjungfrau Deutschland/Kanada/Ungarn 1996, R: Janos Uzak
„Im Mittelpunkt dieses im Mittelalter angesiedelten Cartoon-Märchens steht der junge Troubadour Pepolino, der gegen den Willen der grantigen Großmutter ein Leben voller Kunst und Romantik anstrebt, statt die Familientradition des rauhbeinigen Piratenlebens fortzusetzten. Selbstverständlich treiben die Hexe Hildegard und ihre bösen Spießgesellen den Sänger doch ins Seeabenteuer, doch die Liebe zur Meerjungfrau Mora rettet ihn. Eine Spur zu didaktisch inszeniert, lassen die komplexen Inhalte und diversen Gruseleffekte eine Empfehlung erst ab acht Jahren angeraten erscheinen. (tip) UFA-Palast
Pump Up The Volume USA/Kanada 1990, R: Alan Moyle, D: Christian Slater, Samantha Mathis / Originalfassung
„Der Film schildert mitreißend den Feldzug des frustrierten Teenagers Mark gegen ein miefiges US-Kleinstadt-Lebensgefühl. Als anonymer Piratenfunker feuert er nächtens bissige Salven gegen (nicht nur) amerikanische Werte aus dem Radio und wird rasch zum verrehrten, von den Autoritäten gejagten Sprachrohr seiner Generation. (Tip) Kino 46
Q
The Quest USA 1996, R: Jean-Claude Van Damme, D: Jean-Claude Van Damme, Roger Moore
„Ein Greis betritt eine schummrige Bar in New York. Ihm folgen drei Strolche, die den Wirt ausrauben wollen. Der rüstige Senior aber macht sie nieder - im Sitzen. Der Draufgänger wird gespielt vom einstigen Tänzer und jetzigen Karatisten Jean-Claude Van Damme, der hier auch - zum erstenmal - Regie führt. Der kampferprobte Veteran erzählt dem staunenden Kneipier sein Leben voller Action: Ein fernöstliches Land will den besten Zweikämpfer küren, wozu von nah und fern die kernigsten Kraftprotze anreisen, zum Prügeln geboren, finster und frisch eingeölt. Der deutsche Meisterschläger landet gar per Zeppelin am Ort der Schlacht. Wer anders als Van Damme könnt den Sieg davontragen. Für die Kinozuschauer wäre es freilich besser gewesen, wenn er beim Ballett geblieben wäre.“ (Der Spiegel) UFA-Stern, UT-Kino
R
The Rock USA 1996, R: Michael Bay, D: Sean Connery, Nicolas Cage, u.a.
„Dies ist eindeutig der beste Actionfilm seit „Die Hard I“ und wird garantiert der Kassenschlager des Sommers. Aber wer die Klischees mit soviel Frechheit und Witz präsentiert, verdient den Erfolg. Die Autojagd ist wie in „Bullit“ - nur besser, die Achterbahnfahrt im unterirdischen Labyrinth ist wie bei „Indiana Jones“ - nur besser, und alle ziehen ihre Waffen zur gleichen Zeit wie bei „Reservoir Dogs“ - nur besser. Und dann ist da Sean Connery in einer seiner besten Vorstellungen. Wenn er auf der Leinwand erscheint, gibt er allem einen zusätzliche Kick mit seiner Autorität, seiner Selbstironie und seiner Aura des Gefährlichen. „The Rock“ ist ein Boys-Movie, aber auch die Girls haben ihren Spaß, denn Connery ist auch in seinem Alter noch ganz schön sexy.“ (Christopher Tookey) UFA-Palast, Ufa-Stern, UT-Kinocenter
S
The Shop Around The Corner (Rendezvous nach Ladenschluß) USA 1939, R: Ernst Lubitsch, D: James Stewart, Margaret Sullavan, Felix Bressart
„Fast vollendetes Kino: eine der am schönsten gespielten und ausgeführten romantischen Komödien, die je in Amerika gedreht wurden. Sie spielt in der eingeschloßenen Welt von Menschen, die zusammen in einem kleinen Kaufhaus arbeiten. Margaret Sullavan und James Stuart sind Angestellte, die aufeinander herumhacken, und in keinem anderen Film ist diese Liebe-Haß-Beziehung so überzeugend gezeigt worden. Ihr Spiel ist voller schöner Details, und wenn man sich spätere Filme mit James Stewart ansieht, muß man sich wundern, was aus diesem anderen gewandten, sensiblen, noch nicht so schleppend sprechenden Stewart geworden ist. Und Sullavans Leistung ist einzigartig: sie macht den Dünkel der kleinen Verkäuferin glaubhaft, rührend und witzig.“ (Pauline Kael) Kino 46
Stadtgespräch Deutschland 1995, D: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger
„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl des Rezept nicht so ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Gondel
Star Trek I - VII USA 1979 - 95, R: Robert Wise, William Shatner, Leonard Nimoy u.a., D: William Shatner, Leonard Nimoy. DeForrest Kelly, Patrick Stewart
Alle sieben Kinofilme über die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise nacheinander weg. Für die Trekkies ist das wohl wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern am gleichen Tag, aber dennoch ist Vorsicht geboten: die meisten StarTrek-Filme waren ziemliche Stinker (besonders die von einem Vulkanier inszenierten) und bei soviel konzentriertem schlechten Kino ist dies vielleicht die Roßkur, nach der einigen Fans für den Rest des Lebens bei jedem Beamen schlecht wird. (hip) Europa
Striptease USA 1996, R: Andrew Bergman, D: Demi Moore, Burt Reynolds
„Bergmans Versuch, Familiendrama, Thriller und Komödie mit einem Schuß Erotik zu einem unterhaltsamen Film zusammenzubacken, wirkt bemüht und zwischenzeitlich auch ziemlich langatmig. Es ist die Situationskomik am Rande, die dem Film einen gewissen Unterhaltungswert verschafft. Aber auch hier tut Bergman zuviel des Guten, und verschenkt einiges an Biß, wenn er gute Einfälle zu Running Gags verlängert und ohne Tiefgang verpuffen läßt. Ähnliches gilt auch für die erotischen Wirkungen, die der Titel verspricht: diese wollen sich, trotz des beachtlichen „tits & ass quotient“ (Variety), um so weniger einstellen, je häufiger sich Demi Moore in übertrieben aufreizender Gangart über den Laufsteg bemüht. Über ihre zukünftigen Gagen wird man nach diesem Film wohl neu nachdenken.“ (epd-film) City, Wall-Kino & Ziegelhof-Kino (OL)
T
Terminator 2 (Director's Cut) USA 1990/93, R: James Cameron, D: Arnold Schwarzenegger, Linda Hamilton
Noch eine ungeschnittene Fassung, diesmal mit zusätzlichen 20 Minuten, in denen einige special effects mehr zu sehen sind. „Der Film zeigt fast das Gleiche wie sein Vorgänger, nur die Effekte sinb diesmal spektakulärer, es gibt einen immer gegenwärtigen Anti-Atomkraft-Kontext, und das Skript hat einen gutmütigen Witz, der die Sentimentalität unterminiert wird, mit der Arnie ein väterlicher Cyborg wird.“ (Time out) Modernes
Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner
„Trainspotting war einmal ein Buch, das Theaterstück wurde und dann Film. Dieser fischt bevorzugt die komödienhaften Elemente aus dem Stoff heraus und treibt sie auf die Spitze. Lustig splattert der Kot, mit dem Spud sich im Drogendelirium nächtens eingesaut hat, beim Frühstück über Gesichter und gebackene Bohnen. Schon lacht das Kino. Dann wieder kommt riesengroß DIE SPRITZE ins Bild und macht uns gruseln - so nah liegt alles beieinander! Die Szene, in der Renton zwei unfreiwillig verlorenen Opiumzäpfchen aus einer verstopften Toilette fischt, hat Regisseur Dany Boyle (“Kleine Morde unter Freunden“) als surrealistischen Slapstick inszeniert - einmal in die Kanalisation des Unbewußten und zurück. Ein Hauch von Monty Python liegt über dem ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder „Lebensgefühl“ (taz) Schauburg, UFA-Palast, Casablanca (OL)
Twister USA 1996, R: Jan De Bont, D: Bill Paxon, Helen Hunt
„Wirbelwunder von Jan De Bont. Wenn Stürmen ein Rüssel wächst, so die Filmlogik, dann haben Wolken ein Geschlechtsleben. Anders als einst im „Zauberer von Oz“ erzählen die Tornados aber keine Wundergeschichten: sie entstammen dem Computer und sind, trotz starker Ouvertüre, nach der dritten Wetterwarnung kaum spannender als der gewohnte Sturm im Wasserglas.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Wall- und Ziegelhofkinos (OL)
W
Werner – Das muss kesseln Deutschland 1996, R: Michael Schaak, Udo Beißel
„Glücklicherweise waren die Produzenten diesmal klug genug, auf eine störende Rahmenhandlung zu verzichten. Daher präsentiert sich der neue Werner als „100 % Trickfilm“, als sinnfreier Zeichentrickspaß mit extrem hohem Kult- und Bölkstoff-Gehalt.“ (V. Bleek) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL)
Workaholic Deutschland 1996, R: Sharon von Wietersheim, D: Christiane Paul, Tobias Moretti
„Die Frau liegt reglos in der Designer-Badewanne. Eine Leiche gleich im ersten Teil einer neuen deutschen Sommerkomödie ? Leider nein. Rhoda ist zwar sturzbetrunken, ansonsten aber quicklebendig - und auf dem besten Weg, sich an ihrem Freund Max zu rächen. Doch mag sich Rhoda mit ihren wechselnden Männern an noch so opulente Schauplätze begeben, mag sie sich noch so sehr mit Zeitgeistkrimskrams in den Farben der Saison umgeben: Logisch ist die ganze Sache nicht. Die als TV-Drehbuchautorin erfahrene Regisseurin Sharon von Wietersheim hat in ihrem Debütfilm allzu schnell den Faden verloren und vergessen, wen oder was genau sie eigentlich karikieren will.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter
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Der Zauberer von Oz USA 1939, R: Victor Fleming, D: Judy Garland
Was haben Salman Rushdie, David Lynch, Elton John und Millionen amerikanischer Kinder, die sich alle Jahre wieder zu Weihnachten den gleichen Film im Fernsehen ansehen, gemeinsam ? Sie sind alle in den Bann des „Wizard of OZ“ geschlagen. Rushdie bekennt in seinem liebevollen Essay „a short text about magic“, daß dieser Film seine „very first literary influnece“ gewesen sei. Lynch hat „Blue Velvet“ und „Wild at Heart“ reichlich mit Zitaten aus dem Hollywoodklassiker gespickt und Elton Johns „Goodbye, Yellow Brick Road“ ist offensichtlich ein Tribut an die kleine Dorothy aus Kansas. (hip) Gondel
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