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■ SoundcheckGehört: Cobalt 60

Gehört: Cobalt 60. Bei den wuchtigen Cobalt 60 braucht man sich nicht lange darüber auszulassen, wie die stilistischen Verbindungen zu den Helden in den schönen, dunklen Himmeln des Electro-Gothic aussehen. Bei dem Trio strömten die opernreifen, mit dem Sequenzer aufgemotzten Gefühle vom Bauch direkt in uneinnehmbare Weiten, also wenigstens ins All, wenn nicht direkt zu Kirchenkonzilen außerhalb unseres Sonnensystems.

Die Band gab bei ihrem Konzert im MarX also das, was von ihnen und anderen Vetretern ihres Genres gefordert wird. Allerdings machte das Konzert klar, welcher Unterschied zwischen Fans von Cobalt 60 und dem Rock-, dem Jazz- oder dem HipHop-Liebhaber besteht: Es ist die ungleich größere Angst vor Banalität und Banalitäten, die Angst etwas zu tun, was sich nicht gleich durch schwere, tiefe Bedeutung ankündigt, die den Cobalt 60-Musiker und -Anhänger von anderen scheidet. Solche Gruppen sind zur durchgängigen Ästhetisierung verdammt. Da geht dann jede Realität Bankrott.

Nebenbei wurde mitten während des Konzerttermins auch klar, was es bedeutet, wenn deren deutsche Kollegen wie Wolfsheim sich befleißigt fühlen, auch ab und zu französisch zu singen. Denn französische Lyrics zeigen nicht einfach die Frankophilie hiesiger Musiker an, sondern deren Ambition, die Ergebnisse des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 nochmal zu bestätigen. Unangenehm.

Kristof Schreuf

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