: Darauf einen Dujardin Von Carola Rönneburg
Diesmal heißt er Paul. Er ruft in der taz an, „damit ihr da mal einen Artikel macht“. Und zwar darüber, „daß ich hier so'n Headshop habe, in 'nem kleinen Laden. Das ist hier so'n total kleines Kaff, ey. Voller Spießer, du weißt schon, so mit Kleinwagen und immer schön pünktlich zur Arbeit gehen...“
Hm.
„Na ja, und ich hab' da so Pflanzen im Fenster stehen, und die haben die jetzt mal wieder abtransportiert.“
Die?
„Ja, die Bullen – also, ich hab' natürlich schon oft Ärger gehabt, weil, ich pass' denen natürlich nicht, obwohl, die können ja nix gegen mich machen. Ich verkauf' ja nur Zubehör. Das ist eigentlich auch das Geile daran, daß die dir mit nix kommen können. Heißt ja nur: Raucherzubehör. Einmal ist sogar so ein Schlipstyp reingekommen, der wollte ein Feuerzeug kaufen. Klar, hab' ich gesagt, da im Regal. Und dann hat der Typ so ein Feuerzeug genommen, da war 'ne dicke Tüte drauf zu sehen, weiß auf schwarz. Das hat der aber überhaupt nicht gepeilt, was das bedeutet. Ich hab' echt schwer abgelacht, und der dachte wahrscheinlich, ich bin total durchgeknallt. Hab' ich übrigens einen Comic draus gemacht, den könnt ihr dann ja auch abdrucken. Na, jedenfalls, ich trag' auch immer so T-Shirts mit 'nem Cannabis-Blatt vorne drauf, und ich bin deshalb natürlich ganz schön bekannt hier, weil, das ist ja so 'ne ganz eindeutige Aussage.
Und die Pflanzen?
„Ja, die natürlich auch. Ich hab' aber auch noch andere T-Shirts im Laden, solche, die die Normalos überhaupt nicht kapieren. ,Kifferüberraschung‘, kennst du das?“
Nein. Hör' mal, Paul –
„Das ist cool, das Teil. Da ist so ein Kinderüberraschungsei darauf, so halb geöffnet, und da guckt einer von unseren, äh, haha, grünen Ordnungshütern raus. Ja, und da drunter steht: Kifferüberraschung. Für die Vollspießer hier ist das natürlich 'ne Nummer zu hoch. Es gibt aber auch eins mit der Mona Lisa und wie die 'n Joint raucht, da hat mal ein Schüler deswegen voll Streß mit seinem Lehrer gehabt. Schschsch...“
Gut, Paul. Zur Sache.
„... pffffffffff. Klar. Aber was ich noch sagen wollte: Solche Leute sitzen jeden Abend in der Kneipe und saufen sich zu. Also, wie gesagt, ich bin denen hier echt nicht angenehm, haha...“
Paul.
„... und außerdem finden die ja eh nix bei mir. Die haben ja noch nicht mal mitgekriegt, daß ich hier ganz in der Nähe quasi gärtnerisch tätig bin, in Anführungszeichen, verstehst du...“
Paul.
„... in so 'nem einsamen Waldgebiet, da hab' ich jetzt sogar ein Schild aufgestellt, Ernte 96, is' doch geil, oder?“
Paul, diese Pflanzen...
„Ach so, ja, also die haben die abtransportiert, weil die dachten, das sind echte, aber das ist so eine Sonderzüchtung, damit fallen die dann nicht unters BTM, da ist nämlich nichts mehr nachweisbar, also müssen die mir die dann zurückgeben. Das ist schon mal passiert. Dann hol' ich die wieder ab, kicher, kicher, und die glotzen dann blöde. Ja, und das zum Beispiel solltet ihr mal bringen, Leute, obwohl ich euch auch noch andere Geschichten...“
PAUL!!!
„Ja?“
Halt einfach die Fresse.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen