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Kollektiver Emotionalismus

■ Tumbe Clownesken vermögen es nicht, den Clownismus zu dissimulieren: Hermann van Veen pianierte wie immer

Studienräte und Klavierlehrerinnen haben auch ein Recht darauf, sich abendlichen Amüsierdarbietungen hinzugeben. Zu diesem Zweck existiert Hermann van Veen, der ewige Clown, der uns, gähn, den Spiegel vorhält. Anderen Hollandimporten wie Gouda oder Hasch durchaus ebenbürtig, wird van Veen seit jeher gnadenlos überschätzt. Eingebettet in vielerlei Licht- und Sound- Dampfhammermetaphern führt van Veen brutal die zweifellos unrühmlichsten Errungenschaften linken Kulturtreibens zusammen, Kabarett, Liedermachertum und Zirkusgutfinderitis.

Die Realität ist ein kostbar Gut, doch das kümmert Hermann nicht, lieber wird tränenerstickt über „Reisende im Traumabteil“ und „Geigen, die nicht schweigen“ gejammert. Unerträglich ist der permanente Ranschmiß an die anwesenden Interessengemeinschaften, die „Deppen, die im Rheinland die Flüsse regulieren“ müssen ebenso sterben wie Väter, die immer nur Sportschau gucken, wenn die Tochter gerade mit Drogenproblemen nach Hause kommt. Tanzen und singen, lachen und weinen, fahrradfahren und Briefe lesen, das ist van Veens groteske Lebensschilderung, so könnte es sein, wenn es nicht so wäre wie es nunmal ist.

Doch Vorsicht, diesseits ist Hermann van Veen nicht faßbar, plötzlich konfrontiert er sein ahnungsloses Klavier mit der empirisch zu hinterfragenden These „Ich bin ein Weihnachtsbaum!“, um im nächsten Atemzug Puppen durch die Luft zu schleudern und sich selbst Herodes zu schimpfen. Uiuiui, starker Tobak, aber dann wird's auch schon wieder schmuseweich, eben noch Carell auf LSD, nun wieder der ratlose Vagabund, nie ohne Konfetti in der Tasche – und schon ist alles wieder in Holländischer Markenbutter, Verständnis reimt sich auf Erkenntnis, zwischenzeitliche Unerklärlichkeiten gehen im Applaus unter.

Benjamin v. Stuckrad-Barre

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