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Südafrikas Söldner schützen Sierra Leone

■ Eine Privatfirma bewacht die großen Minen des Bürgerkriegslandes

Brüssel (taz) – In dem westafrikanischen Bürgerkriegsland Sierra Leone scheint die Zukunft südafrikanischer Söldner, die die großen Minen bewachen, in das Zentrum der politischen Debatte zu rücken. Am 17. September beginnt in Genf eine Geberkonferenz, auf der die Regierung gerne Zusagen von 200 Millionen Dollar zum Wiederaufbau des zerstörten bitterarmen Landes erreichen möchte. Der Internationale Währungsfonds hat jetzt aber als Bedingung für neue Finanzabkommen verlangt, daß die Gehälter der Söldner von 1,7 Millionen auf eine Million Dollar jährlich verringert werden. Die Zukunft der Söldner ist aber auch ein innenpolitischer Streitpunkt zwischen der Regierung und der Guerillabewegung „Revolutionäre Vereinigte Front“ (RUF) und der schwierigste Knackpunkt auf dem Weg zum Frieden.

Obwohl im März der gewählte zivile Präsident Ahmed Tejan Kabbah die Militärregierung abgelöst hat, ist Sierra Leone von stabilen Verhältnissen noch weit entfernt. Zwar handelte die neue Regierung nach ihrem Amtsantritt im April einen Waffenstillstand mit RUF aus – dennoch bleibt Sierra Leone ein geteiltes Land. Die RUF, die 1991 den Kampf gegen die Armee aufnahm, kontrolliert weite Landesteile, während die Regierung und das Militär die Hauptstadt Freetown, die wichtigsten anderen Städte, die großen Straßen und die Diamantenminen beherrschen.

Die Diamantenminen sind die weitaus wichtigste Devisenquelle des Landes. Wegen der notorischen Undiszipliniertheit der eigenen Soldaten hatte die frühere Militärregierung von Leutnant Valentine Strasser die Bewachung der Minen einer Gruppe ehemaliger nepalesischer Gurkha-Soldaten der britischen Armee überlassen. Als ihr Kommandant, Oberstleutnant Rob MacKenzie, bei Kämpfen mit den Rebellen starb, verließen die Gurkhas das Land und wurden von etwa 300 Söldnern der privaten südafrikanischen Gesellschaft Executive Outcomes (EO) ersetzt. Seitdem sind die Minen von Kono und Kenama fest in der Hand südafrikanischer Buren, wenn auch der ausbeutende südafrikanische Konzern Branch Energy bestreitet, seine Diamantenkonzession im Gegenzug für die Wachtätigkeit von EO erhalten zu haben.

Auch jetzt, wo kaum noch gekämpft wird, sind die Südafrikaner noch da. „Das Personal von Executive Outcomes wird so lange im Land bleiben, wie es keinen Frieden gibt“, sagte kürzlich Sierra Leones Vizeverteidigungsminister.

Die RUF verlangt seit jeher den Abzug aller „fremden“ Truppen, die der Regierungsarmee im Bürgerkrieg zu Hilfe eilen. Daß die RUF den Abzug der Südafrikaner zur Bedingung für weitere Schritte Richtung Frieden macht, erklärt sich daraus, daß Executive Outcomes sein Tätigkeitsfeld ausgeweitet hat. Die Gesellschaft schloß Verträge mit der Rutilbergbaugesellschaft Sierra Rutil, die zum Teil einer australischen Tochter des südafrikanischen Bergbauriesen Gencor gehört, und mit der Sierra Leone Ore and Metal Co. (Sieromco), die die Bauxitminen von Mokanji ausbeutet und dem Schweizer Multi Alusuisse gehört. Außerdem bilden die Südafrikaner die Armee von Sierra Leone aus.

Der Zorn der RUF ist für die Guerilla auch ein Versuch, das eigene Image zu verbessen. Die RUF-Kämpfer sind für ihre Grausamkeiten gegenüber Zivilisten bekannt geworden. Sie haben Bauern, die sich der Zwangsrekrutierung verweigern, Gliedmaßen abgehackt und mit solchen Maßnahmen auch verhindert, daß die Bevölkerung in den von ihr kontrollierten Gebieten im Februar an den Wahlen teilnahm. François Misser

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