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Ein Schlagabtausch ist immer möglich

Israel und Syrien tauschen angeblich beruhigende Botschaften aus. Die Erinnerung an den Jom-Kippur-Krieg von 1973 weckt Befürchtungen bei Israels Bevölkerung  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Israel hat in diesen Tagen die Panzereinheiten in der „Sicherheitszone“ im südlichen Libanon verstärkt und gleichzeitig auch Manöver mit Panzereinheiten auf den seit 1967 besetzten Golanhöhen abgehalten. Seit einigen Wochen wird Syrien beschuldigt, Truppenverbände aus der Umgebung von Beirut in das libanesische Bekaa- Tal und auf die östliche Seite des Hermon-Bergmassivs verschoben zu haben. Dies wurde in Jerusalem als eine potentielle militärische Bedrohung Israels ausgelegt.

In diesem Zusammenhang und angesichts des bevorstehenden Jom-Kippur-Feiertags (Versöhnungsfest) erinnerten Kommentatoren an den Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973, der mit einem überraschenden Überfall am Suezkanal und auf den Golanbergen begonnen hatte und später zur Rückgabe des besetzten Sinai und einem Friedensbakommen zwischen Ägypten und Israel führte. Doch die syrischen Golanhöhen blieben weiterhin besetzt und wurden 1981 sogar annektiert.

Die israelisch-syrischen Verhandlungen um die Rückgabe der Golanhöhen sind das Haupthindernis für ein gegenseitiges Friedensabkommen. Die 1993 auf der Madrider Friedenskonferenz begonnenen Verhandlungen blieben nach der Bildung der neuen Likud- Regierung weiter eingefroren. Sie werden nicht fortgesetzt, weil Regierungschef Benjamin Netanjahu die bisher erzielten Absprachen in den Verhandlungen mit Damaskus nicht mehr anerkennen will. Statt dessen stellt er eine Reihe neuer Vorbedingungen, die Damaskus mit der Begründung ablehnt, daß sie unvereinbar mit den Grundregeln der Madrider Konferenz und der UNO-Resolutionen sind.

Die Netanjahu-Regierung, die sich von der Formel „Land für Frieden“ distanziert, warnt nun vor einer Kriegsgefahr, für die sie Damaskus verantwortlich macht. Gleichzeitig ist Netanjahu bemüht, Anspielungen auf den Jom-Kippur-Krieg zu vermeiden, um die assoziativen Befürchtungen der israelischen Bevölkerung zu mildern. Veröffentlicht wurde gestern die Meinung der obersten Sicherheitsorgane, daß keine weitere Eskalation an der Nordgrenze zu erwarten sei, und daß ein syrischer Angriff auf Israel nicht bevorstehe.

Regierungschef Netanjahu erklärte am Dienstag, Israel werde sich durch den psychologischen Druck der syrischen Truppenverschiebungen zu keinen Konzessionen bringen lassen. Israel sei militärisch bereit und wachsam. Gleichzeitig hätte man mit Hilfe der Amerikaner und Ägypter an Damaskus signalisiert, daß Israel friedlich gesinnt und zu Gesprächen mit Syrien bereit sei.

Amtlich heißt es, es seien jetzt auch beruhigende Botschaften aus Damaskus in Jerusalem eingetroffen. Oppositionsführer Schimon Peres meint, die Kriegsgefahr sei ernst zu nehmen, es sei jedoch kein Grund für Hysterie vorhanden. Der frühere Stabschef und gegenwärtige Führer der Arbeitspartei, Ehud Barak, sprach von der Gefahr einer Konfrontation im Bekaa-Tal. Und Knessetmitglied Jossi Sarid sieht den Konflikt mehr im Zusammenhang mit der neuen allgemeinen Spannung im Nahen Osten. Die Gefahr liegt nach Ansicht von Barak in der großen Zahl der Fehlinterpretationen, die angesichts der Spannungen leicht zu Präventivschlägen oder größeren Zusammenstößen führen können.

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