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Kleines Arschloch

■ Liwas „Flowerpornoes“ morgen im Kairo

Was seine Position in der deutschen Musikszene angeht, kennt Tom G. Liwa, Kopf der Duisburger „Flowerpornoes“, keine falsche Bescheidenheit. Auf der Platte „Mamas Pfirsiche“ singt er: „Fünf Jahre nach mir und drei Jahre nach Blumfeld kaufen sie alles ein, was deutsch singt und laut genug lügen kann (...). Es ist einsam hier oben.“ Sich selbst tituliert er am liebsten als „egozentrisches, hochbegabtes kleines Arschloch“ und könnte damit recht haben. Tom G. Liwas Texte handeln zu beinahe 100% von Tom G. Liwa. Das aber ist nicht das schlechteste, denn Liwa singt im Gegensatz zu den laut lügenden Deutschpop-Emporkömmlingen nicht von unverbindlichen Alltäglichkeiten wie Plattenkaufen und Brausetrinken, die nur auf den „Kenn ich!“-Effekt beim Publikum abzielen, sondern von ungleich schwierigeren Themen wie Liebe, Krankheit oder Selbstfindung. Die Schwierigkeit, dabei nicht dem Pathos zu verfallen, vermeidet er durch eine sehr persönliche Verschlüsselung der Texte. Diese erfordert genaueres Zuhören und erlaubt schließlich Zugänge, die sowohl die des Verfassers wie auch ganz eigene sein können.

Musikalisch ist mal klotzen und mal kleckern angesagt. Je nach Gemütslage Liwas sind die „Flowerpornoes“ ein Ein- bis Zwei-Personen-Projekt mit ausgestöpselter Klampfe oder eine ruppige Rockband, und jüngst sagt man auch zu dem einen oder anderen Bläsersatz nicht nein. In den krachigsten, elektrischsten Momenten hat diese Bandbreite Vergleiche mit „Velvet Underground“ eingebracht, in den geschniegeltsten mit Klaus Lage.

Das markanteste Merkmal im Sound der „Flowerpornoes“ ist natürlich Tom Liwa. Seine helle Knabenstimme, deren charmante Quengeligkeit im seltsamen Kontrast zum mittlerweile recht bulligen Äußeren des Leopardenmusterhosen-Befürworters steht, schneidet ebenso sicher ins Gehör wie seine mit gewissenhafter Sorgfalt verstimmte Gitarre. A. N.

Am Samstag um 21 Uhr in siebenköpfiger Rock-Besetzung im „Kairo“.

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