■ Soundcheck: Gehört: Rockers Hi-Fi und Shotgun Marriage
Gehört: Rockers Hi-Fi. Ihre aktuelle Platte nannten sie Mish Mash, und so präsentierten Rockers Hi-Fi erwartungsgemäß am Freitag in der nahezu ausverkauften Markthalle einen Kessel Buntes. True-School-Rap und Soul-Crooning, House-Schleifen und Ragga-Toasting. Drum'n'Bass-Kapriolen und Pop-Weisen sollten in allen erdenklichen Kombinationen, in epischer Breite und mit unterschiedlichem Erfolg zusammenfinden. Ihre persönliche Sozialisation wird den beiden in die Jahre gekommenen Veganern aus Birmingham so schlechterdings zum Leitfaden. Denn Dick Whittingham und Glyn Bush sind schon viel zu lange dabei, um borniert mit Ausschlußverfahren zu arbeiten. Statt dessen kommt alles, was sie mögen, in einen Klangkörper, der stets tief im Dub badet. Damit illustieren sie, inwiefern Dub als Produktionstechnik die Seele von allem möglichen sein könnte.
Zur visuellen Ablenkung jagten sie eine gehörige Portion Augenfutter über drei Leinwände: Lichtzeichen wurden in Ikonen oder Buchstaben überführt, um dann in Straßenszenen und anderen Bildern der Wirklichkeit zu enden. So erzählen Rockers Hi-Fi unterhaltsam eine kleine Geschichte der Zeichen. Als allerdings darüber ihr Club-Hit „Push Push“ langsam aus den subsonischen Bässen stieg und sich einer dieser kleinen Pop-Momente einstellte, war der Höhepunkt überschritten, nach dem es Rockers Hi-Fi mit weiterem Mischmasch schwer hatten. Dennoch eine der wenigen Formationen, die unaufdringlich auf Versöhnung aus sind.
Volker Marquardt/Foto: jms
Gehört: Shotgun Marriage. Männer, die es auf der Bühne ernst meinen. Kämpferisch ernst. Junge Männer, die Hard-Rock vorhaben, mit dem entfachten Elan der Schülerband die Bühne erobern und immer zwischen linkischem Auftreten und angestrebter Verwegenheit hin und her schwanken. Shotgun Marriage standen ihren Jungen am Freitag im MarX. In ein paar Jahren ist es möglich, daß Bands wie Shotgun Marriage wieder für irgendeine Diskussion brauchbar werden. Bis dahin rechnen wir mit Engagements für die Band in Hard-Rock-Shows auf dem Offenen Kanal und „Rock auf dem Rathausmarkt“.
Kristof Schreuf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen